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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 172 und 173)

I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich 
 
ilien 
ünstlerhaus 
lsterreichische Holzschneider 
s handelt sich um eine Ausstellung der internationalen 
ereinigung der Holzschneider XYLON, die Ihren Sitz in 
Drlch hat. Die österreichischen Repräsentanten zeigten 
ler Ihre Arbeiten, die dann auf Weltreise gingen. im ge- 
amten gesehen eine gute Zusammenstellung, wenn man 
uch gerne von diesem und jenem Künstler, gerade für el- 
en solchen Aniaß bessere Arbeiten (die schon bei ande- 
ifl Anlässen gesehen wurden) ausgewählt hatte (etwa 
an Traunfeilner oder Watzl). Hans Frcnlus zeigte aussa- 
ekräftlge Buchiliustrationen. Bei dem kraftstrotzenden 
rnst Steininger ist die Darstellung des Menschen etwas 
lärker in den Vordergrund gerückt. Egon Wucherer ist be- 
anders gut im Ausdruck, wo er kompakt arbeitet. Ch. Do- 
in brachte sehr melodiöse Farbholzschnitte. Johannes 
lanke scheint in seinem Ausdruck bewegter geworden 
J sein. Josef Hofer arbeitet mit großen Flächen. Ham- 
rerstiel, Pointner, Zimmermann gehören genannt, die oft 
I ihrer Vielfalt beängstigenden Farbholzschnitte der Lin- 
e Waber, die abstrakten Serien der Eva Choung. Kurt in- 
erl ist nur witzig. Stark in der Aussage sind die bewegten 
ormen bei H. Fladerer! Als einziger Gast (warum nur?) 
'ar die Auguste Kronheim mit sehr guten, menschliches 
ngagement zeigenden Blättern vertreten. (5. 7. -3. 8. 
980) - (Abb. 1) 
chmuck international 1900 - 1980 
m die vom Österreichischen Museum für angewandte 
unst veranstaltete 9. internationale Konferenz des World 
rafts Councii gruppierten sich einige sehr wichtige und 
ehenswerie Ausstellungen. Schon im vorigen Heft be- 
chteten wir über jene im Museum des 20. Jahrhunderts. 
-ie im Wiener Künstlerhaus von Prof. Peter Skublc zu- 
ammengestelite war sicher die grüßte und erschöpfend- 
te. Es waren 1200 Exponate von 168 Formern aus 14 Län- 
ern zu sehen. Zeichnungen und Entwürfe sowie ein 253 
elten starker großformatiger Katalog ergänzten die 
chau. Ein historischer Teil mit Leihgaben der Sammlung 
unstgewerbemuseum Prag, Schmuckmuseum Pfcrz- 
eim und Österreichisches Museum für angewandte 
unst Wien leitete mit solch erlesenen Arbeiten des Ju- 
endstils und der Wiener Werkstätte, wie etwa jenen von 
ucien Galllard, J. Rene Laiique, Josef Hoffmann und Da- 
obert Peche, ein. in der reichbestückten Schau der t-Neu- 
n Schmuckszene: gab es sehr Unterschiedliches zu se- 
en. Sicher sind nach wie vor die verschiedenen Metalle, 
ei einer immer starker werdenden Verwendung von 
tahl, Grundmateriaiien der Schmuckgestaltung. Wir sa- 
en aber auch Federn, Holz, Glas und verschiedene Texti- 
en verwendet. Die Formenvieifalt reicht von archaisch 
lirkenden Kieselsteinen (N. Woiters, H. v. Skal), handge- 
lebten Strickgarnen (M. Herbst) über kunstgeschlchtii- 
he Erinnerungen (P. Fauser mlttelamerikanlsch und E. 
odre-Defner ägyptisch) zu technischen Gebilden. zu pc 
igen Darstellungen, vereinzelt zu kbnzeptartlgen Kon- 
truktionen. Bemerkenswert ist. daß Schmuck heute 
icht mehr so sehr eine Dokumentation des materiellen 
fesltzes seines Trägers als vielmehr ein Ausdruck seiner 
iesinnung geworden ist. (26. 6. - 17. B. 1980) - (Abb. 2) 
Iwelte freie Wiener Kunstaussteilung 
lit 445 Exponaten sind 163 Aussteller vertreten gewesen. 
um Unterschied zur ersten Ausstellung dieser Art waren 
euer Themen vorgegeben, auf die sich die ausgestellten 
ibjekte beziehen sollten. Die Titel: "Der einzelne-i, nDae 
aanr, "Die Gruppe-t. Die meisten Beteiligten entschieden 
ich für das erste Thema. Sehr viele waren Laien, Hobby- 
ünstier oder Autodidakten. aber auch einige akademi- 
che Maler beteiligten sich an der Ausstellung. Neben 
Lihrenden Zeugnissen unbeholfener Ehrlichkeit gab es 
ie Pose und Nachempfundenes bei ufreischaffenden 
lünstiern-x, aber auch viel ehrliches Suchen. Es waren 
on ganz wenigen Laien gute Zeichnungen zu sehen, aber 
uch nGelernte-r boten außerordentlich schwache Arbei- 
en. Wenig war das sogenannte HfiSiVBn Element vertre- 
sn. Ein großer Prozentsatz der gezeigten fotografischen 
trbeiten hatte jedoch hohes Niveau. nZur Visualisierung 
cn Humanismus konfrontierte- der Ausstellungsieiter 
lag. Kurt ingerl ndie Arbeiten der einzelnen Gruppen je- 
reiis mit Werken des größten und humansten europä- 
schen Graphlkers: Rembrandts. Es handelte sich aller- 
ings um vergrößerte Fotografien von Graphiken. Zusätz- 
ch zeigte H. Prigann "Das längste Bild - Ein kollektives 
lunstwerk-r, ein Fiollenbild mit Pubiikumsbeiträgen. Ein 
mfangreicher Katalog mit charakteristischen Autorenfc- 
as und Ausspruchen begleitete die Schau. (23. B.-7. 9. 
930) - (Abb. 3) 
Vierter Secession 
ugend gestaltet 
ilie schon die vorhin im Künstlerhaus erwähnte Schau ist 
uch diese und die weiter unten besprochene der iiGaierie 
rn Graben-r im Zusammenhang mit dem Kongreß des 
Vcrld Crafts Council zu sehen. Alle Beteiligten waren 
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hier etwa um die 30 Jahre alt, meist einige Jahre jünger. 
Die Österreicher Verena Formanek mit kühlem, aber form- 
vollendetem Schmuck, Veronlka Moser mit sehr sauberen 
Buch- und Schriftgestaitungen und Johanna Hubmer mit 
ihren Textilien schnitten bei der starken internationalen 
Beteiligung außerordentlich gut abi Enttäuschend waren 
die Arbeiten aus Belgien, aus der Schweiz, z. T. aus 
Schweden und Großbritannien. Aus Frankreich kamen ei- 
nige gute Gläser von Veronique Monod, ebenso aus der 
CSSR von Vlasdisiav Kreuz. Aus der BRD zeigte Christoph 
Moiler interessante Wiederbeiebungen alter Formen bei 
Öfen, Johannes Kuhner Schmuck in strengen Formen. 
Die Jugoslawen brachten brave keramische Arbeiten, be- 
sonders zu nennen sind bei ihnen noch die Gläser der 
Emilia Marodlc. (15. 7. - 17. 8. 1980) - (Abb. 4) 
Galerie am Graben 
Emaii - Schmuck und Gerät in Geschichte und 
Gegenwart 
Es ist besonders dankenswert, daß sich eine Privatgaierie 
dieses umfangreichen und wichtigen Gebietes, der Email- 
arbeit, angenommen hat und dabei einen solch weitge- 
spannten Überblick bot! Schon der ausgezeichnete Kata- 
log, der in farbigen Abbildungen wichtige Beispiele von 
der Antike bis zur Gegenwart bringt und sowohl über die 
Techniken als auch über die Geschichte dieser Arbeits- 
weise informiert, ist ein wichtiger Beitrag zum Thema. Die 
gezeigten wertvollen Objekte, mit dem Schwerpunkt auf 
dem Schaffen der Gegenwart, bezeugten den hohen 
künstlerischen Wert. Sehr eindrucksvoll war auch die viel- 
seitige Anwendungsmöglichkeit des Emails dokumen- 
tiert. Der Bogen spannte sich hier von der nKreuzmedita- 
tlont des Günther Kraus, der in lndustrieemail auf Stahl- 
blech eine Reihe bildnafter Tafeln geschaffen hat, über 
die Arbeiten auf kleinen Kupferpiatten der Jana Cepkovä 
oder die Kompositionen der innsbruckerin Gerda Flöckin- 
gar, über uGebrauchsgegenständerr wie den Teller von 
Fritz Maierhofer, den Becher von Frances Loyen, London, 
bis zu Broschen des Russen Sergej Blumin, den Nadeln 
der Sigrid DeIIusIBRD und den vielen anderen Schmuck- 
stücken, wobei auch hier wieder die hervorragende Quali- 
tät der österreichischen Arbeiten bei starker internationa- 
ler Beteiligung hervorgehoben werden muß. (27. 7. bis 
30. 8. 1980) - (Abb. 5) 
Galerie Ariadne 
Osterreichleche Grafik und Malerei 1890 - 1925 
Die heurige Sommerausstellung der Galerie brachte inter- 
essante Jugendstilarbeiten zu angemessenen Preisen, 
wobei man sich immer wieder wundern konnte, daß von 
Künstlern wie Gustav Kiimt, Egon Schiele, Josef Hoff- 
mann, Wiihelm Thöny oder Kolo Moser noch Original- 
zeichnungen im Handel aufzutreiben sind. Neben den be 
wegten Wiedergaben Oskar Laskes In verschiedenen Fla- 
dierzyklen waren auch lustige Aquarelle des Künstlers zu 
sehen, ebenso gute Bielstiftzaichnungen von Anton Kollg. 
Eine Anzahl weniger bekannter Künstler jener Jahre wur- 
de wieder in unser Gedächtnis gerufen. Plakatentwürfe 
rundeten die Schau ab. (24. 6. -31. 7. 1980) - (Abb. 6) 
Robert Eigenberger 
Eigenberger, 1890 geboren, seit 1927 an der Akademie der 
bildenden Künste In Wien iehrend tätig, Wlssenschafter, 
Galerledlrektor, Restaurator und Maler, 1979 gestorben, 
hinterließ ein recht unüberschaubares Oeuvre, das nun 
gesichtet und katalogisiert werden soll. Da der Künstler 
seine" Bilder oft über- und ummalte, gestaltet sich letzte- 
res schwierlg. Hier waren 45 Exponate zu sehen. Ein Über- 
blick aus verschiedenen Lebens- und Schaffensperloden. 
Besonders sprachen uns die Graphiken an, ebenso seine 
Selbstporträts, die "Kleine Landschaftn, um 1940, und 
nSteinbruch mit Stadt-t zwischen 1940 und 1950. Beide Bil- 
der lassen an ein Nahverhältnis zu Boeckl denken. im Kel- 
ler der Galerie waren die konventioneileren Bilder, ge- 
konnt gemalte Porträts, Tierbiider, Landschaften und, ex- 
pressiver, antike Szenen, wobei die handwerkliche Reife 
bei Bildern wie wDreI Kühe- oder nKühe am Waldrand-x, die 
Eigenberger mit 15 Jahren gemalt hat, bemerkenswert ist. 
(3. - 13. 9. 1980) - (Abb. 7) 
Heinrich Heuer 
Der 1934 in Pommern geborene und seit den 50er Jahren 
in Wien lebende Künstler ist schon lange durch seine prä- 
zise Technik, durch bestechend saubere Arbeiten und 
durch eine fast geheimnisvolle, schwer deutbare, aber 
doch den Empfindsamen ansprechende Aussage be- 
kannt. Auch diese in den letzten Jahren entstandenen Ar- 
beiten verfolgten diese Linie, wenn man auch allgemein 
eine gewisse Entschlüsselung, oft Konkretisierung fest- 
stellen kann. Das glit vor allem von einigen Radierungen, 
bei denen er Montageeiemente einsetzt. Eine gewisse 
Uberraschung waren die Acrylbilder, heftig im Pinsel- 
strich, bedrückend und unsere Zeit kritisch reflektierend, 
kam hier vielleicht signalhaft (ein Bild heißt auch r-Ein SI- 
gnalu) das heraus, das in vielen seiner Graphiken kokon- 
haft verkapselt ist. (17. 9.-11. 10. 1980) - (Abb. 8) 
Galerie auf der Stubenbastei 
Conny Nechansky 
Der 1932 in Berlin als Sohn künstlerisch schaffend 
tern Geborene ist gelernter Architekt. Er maturierti 
studierte in Wien, reiste viel in der Weit herum und I 
viele bekannte Künstler kennen. Er beschäftigte 
hauptsächlich mit Entwürfen für Möbel und Geräte, 
besonders bei Lobmeyr mit Giasserien. Die gezeigte 
der und besonders die 22 Aquarelle sind sehr ar 
chend. Alles ist duftig und neß gemalt, mit viel Hir 
Ein lockerer Pinselstrich und gutes Papier sind t 
kennzeichnend. Pauser und Dobrowsky stehen im H 
grund. Die Blätter können durchaus nicht abseits 
Konsumorientierung bezeichnet werden. (24. 6.-' 
1980) - (Abb. 9) 
Galerie Basilisk 
Walter Fiala-Einstein 
Geboren 1947 in Wien, erlernte Fiala-Einstein einer 
gerlichen Beruf, arbeitete als Musiker und kam nach 
Externlstenmatura 1977 zu Prof. Mikl an die Akad 
Blldnerlsch aber schon viel früher aktiv, geht es lh 
fenbar nums Ganze-r. Er ist ein Mann, der sich Gedz 
macht. Gedanken über das Leben, die Welt, seine 
menschen und sich. Er ist ein Mann, der sich engi 
und dessen Engagement sich nicht in grobem Fleali 
ausdrückt, sondern in einem symbolischen Kürzel. 
ein Mann, der versucht ehrlich zu sein, der weiß, daE 
nichts weiß, und der dabei trotzdem immer wieder 
Fragezeichen setzt. Das spricht aus den zerknitterte 
pieren, aus den Objekten vor allem, aber auch au: 
spärlichen Kreide-, Tempera- und Bleistiftspuren, r 
auf schlechtem Papier hinterläßt. (2.- 13. 9. 198 
(Abb. 10) 
Karin R. Mai 
Die 1940 geborene deutsche Bildhauerin beweist i 
ser Schau zweierlei: großes Formgefllhl und Humor. 
dem Studium in Berlin war sie im Theater und Fern: 
tätig, kam auf der Sommerakademie in Salzburg n 
fred Hrdilcka in Kontakt, studierte bei E. Greco u 
Manzü in Italien und porträtierte viele bekannte und 
kannte Menschen. All die genannten Stationen und 
nisse in ihrem Leben sind in dem Werk aufgenomme 
ben Ihre Spuren hinterlassen. Da ist vor allem ein st 
mediterranes Formbewußtsein, das sich in den zw 
ten. ja formschönen männlichen Torsi ausdrückt. I 
die ausdrucksstarke Gestaltung der Porträts, die in 
tonigen Naturfarben auf die Etrusker verweisen. Ein 
Alfred Hrdiickas ist darunter, und weiters ist der Kü 
auch auf den Rändern zweier Schüsseln verewigt, e 
mit dem Leib eines Drachen und einmal als Geht! 
dem eine üppige nackte Schone die (kalte?) Scl 
zeigt. Wir finden Hrdiickas Kopf auch noch ein c 
Mai, auf der Stele einer Herme mit erektiertem Ph 
Weiters zeigen zwei sehr schone Bronzen von weibi 
Gestalten in ihrem Duktus eine gewisse Hrdilcka- 
foige. Einer Gruppe von Kopien verschiedener Perso 
keiten ist eine starke Ironie eigen. (2. - 13. 9. 1980) 
Salzburg 
Galerie Brodil 
Piarre Bonnard 
Als Bonnard nach kurzen Besuchen in der Ecol 
Beaux-Arts dann an der Academie Julian studierte, 
er zwar Gauguin und Maurice Denis kennen, schrieb 
wich erinnere mich genau, zu dieser Zeit kaum irge 
was über den Impressionismus gewußt zu haben 
1902 geschaffene und nun hier ausgestellte Lithogri 
Zyklus vDaphnis und Ghloeu des damals fünfunddr 
Jährigen Bonnard kennzeichnet genau dessen per 
che Interpretation dieses Stils; er war ja "der letzte, I 
nen eigenen Stil, in echt impressionistischem Gei: 
wickelte- (John Fiewald). So beruht Bonnards Kun: 
Stille und auf Überlegung, niemals aber nahm sie el 
teliektuallsierende Tendenz an. (23. 10.-15. 1' 
(Abb. 11) 
Kunstverein 
irma Toledo 
Zum 60. Geburtstag der in Laufen geborenen Malen 
man 40 Aquarelle, 20 Ölgemäide und eine Fülle von 1 
nungen und von Druckgraphik. Diese Bilder entz 
sich wie das gesamte Werk von Frau Toledo jeder E 
fung in eines der gängigen wismenrr, erweisen sicl 
als Dokumente einer umfassenden Harmonie. Mögt 
ie ihrer Bilder i-prlma Vista-x an Absichten der inforr 
Malerei und des Tachisrnus erinnern, so haben sie 
damit kaum etwas zu tun. Der wirkungsvolle Farba 
in den Gemälden wie in den bezaubernd schönen Ac 
len hat durchaus nicht uÄUtOmEtiSCiieSn, wohl ab: 
leicht Unbewußtes an sich. Die Titel der Bilder sci 
kaum wichtig zu sein. ausschlaggebend aber ist d 
slcnt; i-Sehr bald wurde mir klare, so meint Frau "l 
selbst, wdaß Malen so etwas wie Weg bedeuten k: 
einen kontinuierlichen, innern Weg... Das Gelingei 
zum Geschenk und zur Befreiungm (3. -26. 10. 198i
	        
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