16 Hermann Weber. Tasse einer Meßkännchengarnitur, gesiif-
tei wahrscheinlich von einem der Brüder des Erzbischofs
Wolf Dietrich. Silber. Länge 33,5 cm, Breite 22,2 cm. Salz-
burg, Domkusrodie
16
Ebenfalls aus purem Gold wurden die Figuren einer
Kreuzigungsgruppe geschaffen. die sich heute eben-
falls in Florenz befinden". die aber durch inventarbe-
schreibungen und Gewichtsvergleich für das vinnere
Gemacht der Residenz Wolf Dietrichs gesichert sind.
Kurt Rossacher hat ihnen eine umfangreiche Abhand-
lung gewidmet" und darauf hingewiesen, daß wer al-
lem die Johannesstatuette (Abb. 14) einen expressiven
Manierismus niederländischer Herkunft zeigtmw Alles
deutet darauf hin, daß im Meister dieser prachtvollen
Skulpturen niemand anderer als Paulus van Vianen zu
erkennen ist. Am 18. Februar 1602" wurde ihm, bevor
er dann 1603 als Kammergoidschmied an den Kaiser-
hof nach Prag berufen wurde, in Salzburg ein Sohn ge-
boren, wobei der Tauipate Erzbischof Wolf Dietrich
selbst war. Die Zeichnungen der von Teresz Gerszi re-
konstruierten Saizburger Skizzenbilcher Vianens, die
ihn als Vorläufer der realistischen holländischen Land-
schaftsmaler erweisen. waren 1983 in einer Ausstel-
lung des Salzburger Barockmuseums zu sehen.
Der Bedarf Ermischofs Wolf Dietrich an Werken der
Goidschmiedekunst war jedoch mit allen den genann-
ten Arbeiten keineswegs erschöpft. Schon Fiossacher
hatte durch seine Entdeckungen in den Sammlungen
des Palazzo Pitti die Meisterwerke der Augsburger
Goldschmiede Kornelius Erb und Paul Hübnerwieder in
ihre richtigen Zusammenhänge gestellt." Abgesehen
davon, können hier wenigstens die Namen einiger
Goldschmiede genannt werden, die nicht der Salzbur-
gerZunft angehörien unddeshalb in irgendeinerVerbin-
dung zum iandesfürstiichen Hof gestanden haben mö-
gen. Von 1588 bis 1589 ist ein Fabian Frideran, Gold-
arbeiter, in den Abteirechnungen von St. Peter nach-
weisbarw, am 18. November 1587 ersuchte Andreas
Spiner, als Hofgoidschmied aufgenommen zu werden,
was aber abgewiesen wurdef" Am 7. September 1590
wurde vWolffen Dietrich Goldarbeitera eine Tochter
getauft"", wobei es fraglich ist, ob es sich dabei um ei-
nen mit dem Familiennamen Dietrich, vielleicht um ei-
nen Verwandten des Augsburger Goldschmieds Chri-
stian Dietrichm handelt. Am 24. November 1594 wird
in den Salzburger Hcfkammerprotokoilenw: der Gold-
schmied Hans Pracht genannt, der dann von 1599 bis
1602 für den Herzogshof in München arbeiteief" im
Jahre 1604 hatte Erzbischof Wolf Dietrich Aufträge an
den Münchner Goldschmied Hans Schleich verge-
ben", ein Jahr später muß der Augsburger Gold-
schmied Clemens Kicklingerm längere Zeit in Salzburg
gearbeitet haben, da ihm und seiner Frau Barbara am
27. Oktober 1605 hier eine Tochter getauft wurde.""
Und schließlich wohnte im Jahre 1608 im Hause Resi-
denzpiatz 6 vFranz Erasmus, Leibschiz und Hofgoid-
schmiedrr". von dem aber bis jetzt keine weiteren
Nachrichten gefunden werden konnten.
Am 2. Juni 1604" ersuchte der von Wolf Dietrich aus
Köln berufene i-Hörman Weber, frstl. Hofgoldschmidtix
um Erteilung des Salzburger Bürgerrechts, was ihm am
21. Jänner 1605"" bewilligt wurde; gleichzeitig wurde
er in die Goidschmiedezunft aufgenommen und versah
seit diesem Zeitpunkt seine Arbeiten mit seinem
MeisterzeichenÄ" Damit wurde die Entwicklung einer
Situation eingeleitet. wie sie ähnlich vor dem Regie-
rungsantritt Wolf Dietrichs bestanden hatte, wie sie
aber gleichzeitig auch für andere Residenzstädte maß-
gebend wurde. Denn das fast gänzliche Fehlen einer
Hofwerkstätte gehört mit zu den charakteristischen Er-
scheinungen in der Kunstgeschichte des 17. Jahrhun-
derts. Nicht mehr der Wunsch und die Neigung des je-
weiligen Herrschers bestimmen in erster Linie, weiche
Goidschmiedearbeiten in welcher Form herzustellen
seien. Nunmehr wurde die früher entscheidend mitfor-
mende Vorstellung des fürstlichen Auftraggebers weit-
gehend durch den von Siiberhändlern und Juwelieren
befriedigten Bedarf abgelöstf" Auf die daraus resultie-
renden Bedingungen für die Goidschmiedekunst des
"weiteren 17. Jahrhunderts in Salzburg wird in einem
späteren Beitrag in dieserZeitschrift eingegangen wer-
den.
17 Schaumünze Erzbischof Wolf Dietrichs vom Jahre 1594. Sil-
ber. Durchmesser42 mmßernhardt-Fioll Nr. 1536), mit dem
ukieinen- Wappen an der Vorderseite
18 Schaumünze ErzbischofWolf Dietrichs vom Jahre 1594. Sil-
ber, Durchmesser-Q mm(Bernhardt-Roli Nr. 1 544), mitdem
ngroßen: Wappen an der Vorderseite
Anmerkungen 94 -112 s. S. 11