}{ Für den Kunstsammler
Franz Wagner
Für Wasser, Wein und
Weihrauch -
Charakteristische Geräte
der katholischen Kirche
Es ist hier nicht der Platz. um aul die liturgiegeschichtli-
che Entwicklung der einzelnen Teile der katholischen
Messe beziehungsweise autdie derdazu nötigen Gerä-
te einzugehen. Aber im Laufe der Jahrhunderte haben
sich lürdiese Geräte. die derWürde ihrer Verwendung
gemäß meistens aus Edelmetall angefertigt wurden.
spezifische Formen entwickelt.
Nach dem Credo beginnt mit der Darbringung der Op-
fergaben der Hauptteil der Messe. Die Optergaben.
Brot und Wein, sind Symbol Christi, der sich selbst das
Brot. das vom Himmel herabgestiegen ist (Joh 6.51).
und den wahren Weinstock nannte (Joh 15.1). der als
Haupt seines mystischen Leibes die vielen Glieder der
Kirche zusammenfaßt. wie das Brot aus vielen Weizen-
körnern, der Wein aus vielen Trauben entsteht.
Bei der Gabendarbringung wird der Wein mit etwas
Wasser gemischt. Denn in der Geheimen Offenbarung
des Johannes sind wdie Wasser. die du gesehen hast.
Völker und Scharen und Nationen und Sprachenw (Apk
17.15). In solcher Verbindung des Wassers mit dem
Wein ist die Verbindung der gläubigen Völker mit Chri-
stus angedeutet. Schon in den ältesten römischen Ordi-
nes wurde. wie Joseph Andreas Jungmann gezeigt hat.
bei dem Eingießen des Wassers in den Meßkelch die
Kreuzestorm gebildet; in den mittelalterlichen Missa-
lien wurde diese Segnung nicht selten noch stärker be-
tont. Fürdas Heranbringen zum Altarwiefürdas Eingie-
Ben von Wasser und Wein in den Kelch wurden schon in
alter Zeit auf einerTasse stehende Kännchen verwen-
det; der richtige lateinische Ausdruck dafür. der sich so
auch im Pontiticale Romanum findet, lautet wurceollk.
während die dasselbe meinende Bezeichnung vampul-
laeu öfters in mittelalterlichen lnventaren auftaucht. Die
zu den Kännchen gehörige etwas vertiefte Tasse (rpel-
viculaa) kann auch zur rituellen Händewaschung ver-
wendet werden. Die Bischöfe und höheren Prälalen be-
dienten sich zur Händewaschung einer größeren (ein-
zelnen) Kanne und eines entsprechenden Beckens -
diese LAVABOGARNITUR ist also von der sogenannten
MESSKÄNNCHENGARNITUR zu unterscheiden. bei
der das Kännchen für Wein (meistens) am Deckel mit V
(: vinum)und das fürWassermitA(: aqua) bezeich-
net ist. Vorschriftsgemäß haben diese Kännchen aus
Glas zu sein. zulässig sind aber auch Kannchen aus
Gold oder Silber und wohl auch aus Zinn.
Der Bedarf der Kirchen und Klöster Österreichs war im
17. und 18. Jahrhundertvornehmlicn von den hierwich-
tigen Zentren der Goldschmiedekunst. von Augsburg.
München und Wien. gedeckt worden, Daß für ein Ge-
samtbild der barocken Goldschmiedekunst zwischen
Donau und Alpen aberauch dieWerkstätten in kleineren
und selbst kleinsten Städten herangezogen werden soll-
ten. kann hier an einigen Beispielen erläutert werden.
In Tittmoning. dem schönen alten Städtchen an der
Salzach. sind Goldschmiede mit dem Familiennamen
Lacknerschon im 16. Jahrhundert nachzuweisen; 1704
hatte Wolfgang Lackner. vaurilaber. Bürger und des
Rats", Anna Barbara Weissenkirchner geheiratet. eine
Tochter des Salzburger Bildhauers Wolf Weissenkirch-
ner (freundliche Hinweise durch Hans Roth. München).
Lackner. der am 16. Februar 1746 verstarb. hat eine
ganze Reihe vorzüglicher Goldschmiedearbeiten hin-
1 und 1a Meßkannchengarnitur. Salzurg, Plarrkirche Mülln. BE
chen Tittmonlng, Meislermarke des Wolfgang Lackner (Mei
gestorben 1746). Silber. teilweise vergoldet. Tasse 34,5)-
Höhe der Kännchen jeweils 9,4 cm. Datien 1705.
2 und 2a Meßkannchengarnitur. St. Johann im Pcngau. Plarrl
schauzeichen Salzburg, Metstermarke des Matthias Unverdc
ster 1709. gestorben 1754). Silber". Tasse 351x275 crn.
Kärlncherl jeweils 12.5 Cm.
3 Weihrsuchschiflchen Salzburg. Eenedrkllnerlnnenabfel l
Easchaulßlchen Salzburg, Meisterrnarke des Hans Endre
1595J1HChWBlSbüfbI51BUB .Silber;großtel-lone15.4crn Da
4 Weihrauchschlffchen. Mais orenirnPlnzgau.Prarrkircneer
chan Salzburg. Melslermarke des Hermann Weber (Meister
starben 1625) Silber. größte Höhe 14 crn. Laut Wappen si
Dietrich Freiherr von Kuerl-Belasy und seiner (zweiten) Frz
von Lamberg.
5 Weihrauchschiffchen. Taxenbach. Plarrkrrche. Eieschauzeii
burg. Meistermarke des Jakob Mayer (Meister 1686, gestorl
Silber; größte Höhe 14.4 cm. Datiert 1720.