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kurze. Nach dürftigen Anfängen, von deren Spuren unsere kunstgewerb-
liche Litteratur trotz der principiellen Wichtigkeit des Gegenstandes fast
keine Notiz nimmt, hebt und vervollkommnet sie sich unter jenen Ver-
hältnissen, welche das Bürgerthum zum einflussreichen, richtunggebenden
Factor werden lassen und findet vor ihrem Erlöschen die letzte Herberge
dort, wo sie zu den bescheidensten Diensten herangezogen wird.
Außer der kurzandauernden Frist, zu welcher das Zinn auch eine
selbständige Rolle spielen durfte, finden wir dieses Metall von uralter
Zeit an bis in die Gegenwart vorzugsweise als ein wichtiges Hilfsmittel
ungezählter Kunstübungen. Es ist so recht geeignet, durch seine Mitwirkung
auf den mannigfaltigsten Gebieten Resultate exquisiter Art zu ermöglichen.
Aber dieser Mitwirkung wird in der Regel keine besondere Beachtung ge-
zollt. Die edle Bronze des classischen Alterthums ist ohne die Verwendung
von Zinn nicht denkbar. Dem Zinn verdankt die als undurchsichtige weiße
Fayenceglasur verwendete Schmelze sowie die meisten weißen oder sonst
opak gefärbten Emaillen ihr speciflsches Aussehen. Zur Zeit als die Färber
allenthalben noch dauerhafte, namentlich lichtechte Nuancen rother und
gelber Farbe in verschiedenen Graden der Sättigung und Tiefe, vornehm-
lich aber in leuchtenden feurigen Tönen herzustellen wussten, waren
hiebei Zinnverbindungen in wässeriger Lösung, wie das zinnsaure Natron,
heute noch unter der Bezeichnung Präparirsalz bekannt, oder das Zinn-
chlorid, auch "Physiku geheißen, wichtige, ja unentbehrliche Mittel. Zur
Erzeugung des in der keramischen, Glas- und Ernailrnalerei, sowie in der
Glasfabrication verwendeten Cassius'schen Goldpurpurs wird gleichfalls
ein Zinnpräparat in Anwendung gebracht. Das unter dem Namen Musiv-
gold bekannte, wie jedes andere unechte Goldpulver zu verwendende
chemische Product ist Zweifachschwefelzinn u. s. w. - Es wäre über-
flüssig, die Reihe solcher Beispiele noch zu verlängern, da es sich hier
nicht um eine Darstellung der Verwendbarkeit des Zinns überhaupt
handelt, sondern um jene Fälle, in welchen es als solches, nur etwa mit
einem unwesentlichen, oft sogar keineswegs vortheilhaften Zusatz eines
anderen Metalls versehen, zur Verarbeitung gelangt.
Fassen wir die bekannten Eigenschaften des Zinns näher in's
Auge, so zeigt sich, dass dieselben sowohl hinsichtlich der technischen
Verarbeitung dieses Metalles mannigfaltigeVortheile bieten, als auch auf das
Aussehen der fertigen Objecte in günstigster Weise einwirken. Die leichte
Schmelzbarkeit des Zinns -- es wird schon bei 228" C. flüssig - lässt
seine Verarbeitung durch den Guss jeder anderen vorziehen, umsomehr
als es sich hiebei mit großer Präcision jeder Form anschmiegt, also schöne
scharfe Ausgüsse gibt, welche bei der verhältnissmäßig geringen Oxydir-
barkeit des Zinns auch blank erscheinen und einer schießlichen Bearbeitung
der Oberfläche durch Ciseliren nicht bedürfen. Der niedere Schmelzpunkt
des Zinns gestattet auch die Verwendung einer großen Anzahl verschiedener
Materien zur Herstellung der Gussformen. Es können solche aus Metall an-