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Medaille „für Verdienste um den Denkmalschutz",
gestiftet vom Bundesminister für Wissenschaft und
Forschung, Dr. Hertha Firnberg, Entwurf o. HS-Prof.
Ferdinand Welz, Akademie der bildenden Künste,
Wien (Vorder- und Rückseite) b
tonischen Erbes, worunter die historisch oder
künstlerisch wertvolle Bausubstanz zu verstehen
ist.
1975, im „Europäischen Jahr des Denkmalschut-
zes 197 ", soll dieser Aufgabenstellung, die ia
keineswegs neu ist, verstärkte Aufmerksamkeit
zugewandt werden und - vielleicht das wichtig-
ste Anliegen dieses Jahres - das „denkmalpfle-
gerische Bewußtsein" aller gestärkt werden.
lm Jahre 1963 hatte sich der Europarat erstmals
ausführlich mit den Fragen des Denkmalschutzes
befaßt, da man die Notwendigkeit erkannt hat-
te, die in den einzelnen Staaten anstehenden
Probleme des Denkmalschutzes und der Denk-
malpflege unter einer Perspektive darzustellen,
das heißt, sie zu „internationalisieren". Auf dem
Wege eines internationalen Erfahrungsaustau-
sches sollte ein Maßnahmenkatalog erarbeitet
werden, mit dessen Hilfe der latenten Gefahr,
von der die wertvolle Architektur bedroht war,
entgegengewirkt werden sollte.
Mit der Verabschiedung der „Empfehlung 365"
(Recommendation on the preservation and deve-
lapment of ancient buildings and historical or
artistics sites), an deren Zustandekommen die
Vertreter Österreichs im „Conseil de la Coope-
ration Culturelle" (CCC) sehr maßgeblich betei-
ligt waren, wurde nicht nur auf die Gemeinsam-
keit des europäischen kulturellen Erbes Bezug
genommen, sondern darüber hinaus eine Akzent-
setzung zugunsten eines verstärkten Ensemble-
schutzes vorgenommen, weil sich immer mehr die
Erkenntnis durchgesetzt hatte, daß nicht so sehr
die Einzeldenkmale als vielmehr Ensembles von
der Zerstörung bedroht sind.
Zur Intensivierung des vorher erwähnten Erfah-
rungsaustausdwes wurde eine aus Fachleuten zu-
sammengesetzte Kommission zur „Verteidigung
und Wiederbelebung historischer und künstleri-
scher Stätten" (Defense et mise en Valeur des
Sites et Ensembles Histariques au Artistiques)
eingerichtet, der selbstverständlich auch ein
österreichischer Experte angehörte. Diese Kom-
mission hatte u. a. auch die fünf Konfrontatio-
nen (Studientogungen) vorzubereiten, die im In-
gen UCI osteneictttscttett uetnanaipnege.
Die Ergebnisse dieser fünf Studientagungen (Bar-
celona, Wien, Bath, Den Haag und Avignon)
bildeten einen wichtigen P-unkt der Tagesord-
nung auf der Ministerkonferenz in Brüssel (25.
bis 27. November 1969), bei der Gelegenheit
war, den Erfahrungsaustausch fortzusetzen und
die gesamte Problematik sehr eingehend zu be-
raten.
In weiterer Folge wurde das „Comite des Mo-
numents et Sites" gegründet, dessen erste Ta-
gung am 29. November 1971 in Straßburg statt-
fand. Dieses Komitee erhielt die fachliche Vor-
bereitung des „Europäischen Jahres des Denk-
malschutzes 1975" übertragen und ist für die
Auswahl der sogenannten „pilot praiects" ver-
antwortlich, also iener Madellstädte des Denk-
malschutzes, zu denen in Österreich Krems, Rust
und Salzburg zählen.
Schließlich muß noch die Zürcher Konferenz er-
wähnt werden, die im Juli 1973 stattfand und
die zweiiöhrige Kampagne einleitete, die dem
„Europäischen Jahr des Denkmalschutzes 1975"
vorausging. Außerdem sorgte die Zürcher Kon-
ferenz für die beschleunigte Einrichtung der Na-
tionalkomitees für Denkmalschutz, deren Auf-
gaben von der Öffentlichkeitsarbeit und der
Durchführung verschiedener Veranstaltungen im
Zusammenhang mit dem „Europäischen Jahr des
Denkmalschutzes 1975" bis hin zur Eliminierung
des Privalverkehrs aus den historischen Altstadt-
zonen reichen.
Das Jahr 1975 bildet zweifellos einen Höhepunkt
in den Anstrengungen um die Erhaltung des
gemeinsamen europäischen Architekturerbes,
aber Denkmalschutz und -pflege kennen keine
temporäre Begrenzung, denn die Gefahren, die
dem europäischen Architekturerbe drohen, sind
durch ihre Permanenz gekennzeichnet. Deshalb
kann auch das „Europäische Jahr des Denkmal-
Schutzes 1975" nur als Aufforderung verstanden
werden, auch künftig dem architektonischen Erbe
der Vergangenheit iene pflegliche Beachtung
zuzuwenden, die wir ihm als Erben einer großen
Kultur schuldig sind.