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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Sonderheft Europäisches Denkmalschutzjahr 1975) (1975)

 
zog Kranke „aus den besten Kreisen der Mon- 
zrchie" an. Unter ihnen befanden sich die ie- 
Meiligen Bischöfe von Gurk, aber auch Dichter, 
(omponisten und Akademiker. Damals wurden 
iier sogar Konzerte und Theateraufführungen 
veranstaltet. Es entstanden überschwengliche 
.obgedichte auf das Alpenbod sowie Berichte 
(Oh begeisterten Badegästen. Selbst die Corin- 
hia, Kärntens wissenschaftliche Zeitschrift, wid- 
nete dem Bad in der Einschicht mehrere Auf- 
iÖlZE, und der Kärntner Liederfürst Thomas Ko- 
achat, der oft hier weilte, komponierte für das 
iad einen Walzer. Diese herrliche Waldland- 
achaft zog aber auch Einsiedler an, die sich als 
einzige Bewohner in der Nähe des „Gnoden- 
yrtes" niederließen. Der erste, ein Edler, starb 
l743, der zweite, der aus Möhren kam, 1754, und 
:ler letzte Anfang des 19. Jahrhunderts. 
1808 verwüstete ein Brand Bad und Kirche, aber 
I815 waren die Schäden weitgehend behoben, 
Jnd ein neuer Pfarrhof entstand. Doch kurz da- 
wach mußte das Benefiziat wegen Priesterman- 
gels aufgehoben werden. 1854 folgte der Neu- 
aou eines Badehauses, 1858 die Aufstockung und 
Adaptierung des ehemaligen Pfarrhauses (Bene- 
iizhaus) als Gasthaus. 1863 wurde die Kirche 
etztmalig restauriert. 1870 kam zu dem Ensem- 
ale ein neues Wirtshaus dazu. 1875 entstand das 
vierte, 1886 das fünfte Wohnhaus, so daß Ende 
des 19. Jahrhunderts während der Saison hier 
über 200 Badegäste Aufnahme finden konnten. 
Im 19. Jahrhundert war Jakob Wanner aus Würt- 
temberg Besitzer des Bades, um 1900 erwarb es 
Karl Sebastian. Heutige Besitzerin ist Maria- 
Hermine Sterneck. 
Das Bad florierte, obgleich 1861 ein Gutachten 
der k. k. geologischen Reichsanstalt Wien be- 
sagte, daß das überaus klare und kalte Quell- 
wasser von St. Leonhard zwar in geringen Men- 
gen Chlor, Schwefelsäure, Mognesia und Kohlen- 
säure enthalte, aber nicht als Heilquelle be- 
zeichnet werden könne. Trotzdem verzeichnete 
man Heilerfolge bei Rheuma, Gicht, geschwäch- 
ter Sehkratt und bei den verschiedensten ner- 
vösen Leiden. Das Wasser wurde zu Trinkkuren 
verabreicht und zum Baden benützt. Besonders 
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beliebt waren Fichtennadeln- und Arnikabäder. 
Die Kirche, ein im Kern romanischer Bau mit 
polygonal geschlossenem Chor aus der Mitte des 
15. Jahrhunderts, besitzt im vieriochigen Schiff 
eine Stichkappentonne mit gratigen Wirbelroset- 
ten und Kreisen als Dekoration und Glasgemälde 
aus der Zeit um 1460. Die steinerne Sänger- 
empore ist an einer Säule „1540" datiert. Den 
Chor zeichnet ein Netzrippengewölbe mit run- 
den Schlußsteinen aus. Nordseitig am Chor steht 
der gedrungene Sakristeiturm mit geschweiftem 
Pyramidenhelm. Künstlerisch beachtenswert ist 
die Einrichtung. Besonders prachtvoll ist der 
Hochaltar mit Schraubensäulen und reichem De- 
kor vom Beginn des 1B. Jahrhunderts. Sein Ta- 
bernakel trägt jedoch die Jahreszahl 1636. Beide 
ebenfalls reich dekorierten Seitenaltäre und die 
Kanzel sind 1736 entstanden. Über dem Triumph- 
bogen hängt eine wertvolle Kreuzigungsgruppe 
aus der Zeit um 1480. Überdies hingen in der 
Kirche bis vor wenigen Jahrzehnten Krücken, die 
Geheilte als Votivgaben dargebracht hatten. 
1528 entstand die neben der Kirche stehende 
Kapelle: an das kurze Schiff schließt astseitig 
ein kleiner, polygonal geschlossener Chor an. 
Der sternrippengewölbte Raum ist reich mit 1553 
und 1554 datierten figuralen und dekorativen 
Fresken geschmückt. 1686 ist der mit schönem 
Knorpelwerk verzierte Altar datiert. Er zeigt im 
flachen Schrein die aus der Mitte des 15. Jahr- 
hunderts stammende Leonhardsstatue im Geäst 
eines Baumes, wie es die Legende berichtet. 
Die Kirche ist durch die zerstörte Quellfassung 
bereits schwer in Mitleidenschaft gezogen. In 
den nordseitig um die Kirche stehenden Bade- 
häusern mußten etliche Räume gepölzt werden. 
Diese Bauten umschließen zusammen mit Kirche 
und Kapelle einen stimmungsvollen Platz. 
Eine Rettung des Ensembles ist nur dann möglich, 
wenn das Bad in einer zeitgemäßen Weise wie- 
der aktiviert werden kann. Es hätte keinen Zweck, 
Kirche und Kapelle zu retten, weil diese ohne 
das Bad in menschenleerer Einschicht funktions- 
las wären. Versuche des Landeskonservators, 
durch Pressekonferenzen und durch eine Fernseh- 
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reportage Interessenten für das Bad ai 
zu machen, blieben ohne Erfolg. 
Nun aber hat Gerd Endmayr seine Diplo 
im Institut für Baukunst und Bauaufnohme 
H. Kaepf) der Technischen Hochschule 
der Revitalisierung des einstigen Alpenbr 
Leonhard gewidmet und dem Verfasser 
Zeilen freundlicherweise Auszüge aus seir 
vor dem Abschluß stehenden Arbeit zur 
gung gestellt. 
Da es nahezu an allen erforderlichen l 
gen fehlte, waren gründliche Untersuchur 
forderlich. Endmayr hat auch unter scl 
sten Umständen eine komplette baulic 
standsaufnahme des bestehenden En 
durchgeführt. Ferner befragte er korr 
Fachleute hinsichtlidw einer möglichen t 
mung der Baulichkeiten und der Wirtscl 
keit der verschiedenen Verwendungszwer 
bei ging es um die Entscheidung, welct 
widmung dem bestehenden Baubestand 
gemessensten ist und welche zugleich die 
Chance für eine Verwirklichung besitzt. 
Folgende Verwendungs- und Revitalisieri. 
schlöge wurden dabei untersucht: 
1. Schaffung eines Meditationszentrums f 
zitien mit dem Ziel geistiger und kärp 
Entspannung sowie Regeneration. 
2. Einrichtung eines Schulungszentrums I 
rungskräfte mit Referaten, Kursen, Sei 
sowie Tagungen und eventuell sogar n 
gressen. 
3. Ausbau des ehemaligen Bades zum Erl 
zentrum für Stadtbewohner, vor allem 
milien mit Kindern, die dem stadtbedingti 
entfliehen wollen. 
4. Ausgestaltung eines Sportzentrums in 
dung mit Kleinkirchheim. Die Lage des e 
gen Bades würde dafür während des 
Jahres geeignet sein. 
5. Installierung eines Kneippbocles nach 
lichen Erkenntnissen, eine Anstalt für c 
wendungsbereiche der Kneipptherapie. 
6. Schaffung eines Rehabilitationszentr 
sogenannte Risikopatienten, d. h. ein nei 
auf neuesten Erkenntnissen basierender 

	        
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