llummer 11.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 173.
Klillionen. Vergebens forderte Gentili, daß alle Florentiner Gobelins
photographiert und sachgemäß aufgerollf werden, wenn es an
Raum zum Aufhängen fehle. Durchaus ungeeignet sei auch die
Art der Restaurierung, die man Stickerinnen überlasse, die sogar
das heiße Bügeleisen gebrauchen. Wie groß die Verwirrung sei,
gehe auch daraus heruor, dafj die Florentiner ITluseumsdirektion
der ProoinzDerwaltung 43 Gobelins überlassen habe, mährend er
im Besilj der Prooinz 53 fand, über deren Herkunft diese nichts
anzugeben mußte.
(Gine mäzenafenstiftung.) Wie das „Berl. Tgbl.“ aus
Görlilj meldet, hat der kürzlich uerstorbene frühere Reichstags-
abgeordnefe, Sfadtrat Tüders der Stadt die Summe uon 250.000 ITtk.
oermachf, die sie zum Ankauf bedeutender Kunstmerke der ITlalerei
und der Bildhauerei soroie zur Aufführung heroorragender Ton-
roerke uerroenden soll.
(Der Kustos der Petersburger Gremitage.) Dieser
Tage starb in St. Petersburg im 78. Tebensjahre der Kustos der
Gemäldegalerie der kais. Gremitage Andrei 3. So morn, der Vater
des bekannten lltalers Konstantin So morn. Sein Hauptwerk ist
der Katalog, der die Kunstschälje der Gremitage der wissenschaft
lichen Bearbeitung erschloß. In den Anfang seiner Tätigkeit fiel
die Grmerbung des Golizynschen ITluseums in llloskau für die
Gremitage durch Kaiser Alexander ITI. Auch hatte er die Aufgabe,
aus dem ungleichmäßigen Bilderbestande des llluseums die Aus
wahl der für die Gremitage brauchbaren Gemälde zu treffen.
(Gin interessanter Fund.) Aus Feldkirch (Tirol) wird
uns berichtet: Beim Durchsuchen einer Fuchshöhle stießen 3äger
auf uorschiedene kirchliche Gegenstände: zwei Kelche, drei Patenen,
Unterteile eines Kreuzpartikels usm. Gine Untersuchung ergab, daß
diese Objekte aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen,
lllan glaubt, daß sie uon einem im lahre 1721 in diesen Gegenden
ausgeführfen Kirchenraub herrühren.
(Aus Pompeji.) Wie man uns aus Rom mitteilt, kam bei
den Ausgrabungen in der Höhe non Pompeji ein antikes Haus
zum Vorschein, dessen reiches Triclinium auf eine patrizische Villa
schließen läßt. Drei Wände des Tricliniuins sind intakt und zeigen
in ihren mahlerhaltenen Fresken 35 lebensgroße Figuren, über die
sich ein Fries uon ungewöhnlichem Reize hinziehf. Die Gingangs-
mand ist beschädigt. Das Pflaster besteht aus Palombinomarmor,
der mit schwarzem inkrustiert ist. Alan hofft, bald auch das
Peristyl des Hauses intakt oorzufinden.
(Die Toilette der alten Ägypterin.) Bei seinen Aus
grabungen im Tal der Königinnen hat der italienische Ägyptologe
Schiapparelli das uöllig unberührte Grab des Baumeisters Kha
und seiner Gemahlin JAirit entdeckt. Kha hat mächtige Bauten
in Theben ausgeführt. Das Grab enthielt zwei mächtige Sarkophage,
in denen mit den ITlumien zugleich eine große Anzahl non häus
lichen Gebrauchsgegenständen sich befand. Da waren JTlöbel, Hand
merkszeuge, Kleider, Juwelen und unter anderem auch die ganze
Garderobe und zahlreiche Toilettenartikel der jungen Frau. Selten
noch ist bisher durch ägyptische Grabfunde ein so reicher Ginblick
in die Toilette der eleganten Ägypterin gestattet worden, in zwölf
Kästen waren ITlirit mit ins Totenreich gegeben worden kostbare
Stoffe, Kämme und Aadeln, Puder und Schminke und noch manch
anderes zur Pflege ihrer Schönheit.
fHuseen.
(Vom österreichischen Aluseum in Wien.) Artur oon
Scala, der im ITtärz d. 3. uon der Direktion des „Österreichischen
llluseums für Kunst und Industrie“ zurückgetreten ist, wurde durch
den bisherigen Vizedirektor Dr. Gduard T ei sch in g erseßt. Teischings
oielseifige überaus ersprießliche Wirksamkeit erscheint dadurch
würdig belohnt. Herrn Dr. Teisching kann es nicht schwer fallen,
das Aluseum auf dem stolzen Fliueau zu erhalten, auf dem es heute,
nicht zuletjt Dank seiner Tätigkeit, steht; er braucht nur in dem
modernen Geiste forfzufahren, den er bisher betätigt hat. Gin selten
oortrefflicher Rlitarbeiterstab wird ihn in seinem Bemühen gewiß
aufs kräftigste unterstüßen.
(illoderne Kunst in der natikanischen Galerie.) Die
oatikanische Pinakothek, deren oorzügliche Ginrichtung Don allen
Kunsfsachuerständigen anerkannt wird, soll, wie uns aus Rom
berichtet - wird, demnächst durch eine interessante Sammlung
bereichert werden, ln mehreren zu diesem Zwecke neu adaptierten
Räumlichkeiten sollen eine Hnzahl uon Gemälden unfergebracht
werden, deren Ursprung bisher nicht mit Sicherheit festgesfellt
werden konnte. Über Anregung des Unterpräfekfen der päpstlichen
Paläste, monciafelli, dessen besondere Tüchtigkeit in der Aus
wahl und Aufstellung uon Kunstgegenständen allseitig gerühmt
wird, beschäftigt man sich mit dem Projekt, eine moderne Kunst
galerie im Vatikan zu errichten, ln dieser Galerie sollen nur erst
klassige Gemälde und Kunstgegenstände, ferner die Bilder, Statuen
und sonstigen Kunstwerke Plaß finden, die den Päpsten £eo XIII.
und Pius X. zum Geschenke gemacht wurden.
(Gin neuenf deckt er Dürer). Das Berliner Kupferstich-
kabineff erwarb soeben eine prächtige Federzeichnung Albrecht
Dürers, die bisher noch niemals Beachtung fand und darum nur
für einen ganz geringen Preis gekauft wurde. Das kleine Blatt
stellt Klaria auf dem Halbmonde dar, wie sie der Kleister auch
in Stichen uerkörpert hat. Sie hält auf dem Schoße das nackte
lebhafte Kind und will ihm einen Apfel reichen. Die prachtuolle
Gewandzeichnung rückt das Blatt auf die Höhe oon Dürers Gnt-
mickelung. So ist es denn auch mit dem Klonogramm bezeichnet
und datiert aus dem Jahre 1514, in dem Dürers größte Teistungen
als Kupferstecher entstanden. Auch diese Zeichnung scheint als
Vorlage für einen Kupferstich gedacht zu sein, der dann aber nicht
zur Ausführung kam.
(Falsche Bilder in den lÄuseen.) Die kritische Durch
forschung der alten Kunstwerke, die den wichtigsten Teil der
wissenschaftlichen Arbeit der Kunsthistoriker in den leßten Jahr
zehnten gebildet hat, hat oielfach Zweifel auch an altberühmfen
Stücken entstehen lassen, naturgemäß geben die Besißer, mögen
sie öffentiche Anstalten oder prioate Sammler sein, solchen An
zweiflungen gar nicht oder langsam und widerwillig nach, daß
überall noch große Flamen an Werken prangen, an die niele, manch
mal alle Sachoerständigen nicht mehr glauben, die in der wissen
schaftlichen Titeratur gar nicht mehr als Arbeiten ihrer angeblichen
Kleister aufgeführf werden. Zuerst waren es italienische Bilder,
die als falsch bezeichnet oder gar als ganz und gar gefälscht
erkannt wurden. FRor-elli, der unter dem Kamen Sermolieff
schrieb, gab durch seine scharfen und auch wohl überscharfen
Schriften, in denen er den Bestand fast aller europäischen Galerien
kritisierte, den Anstoß dazu. Dann aber, da man sich immer ein
gehender auch mit der altdeutschen und altniederländischen
Kunst beschäftigte, griff die Bewegung auch auf diese Gebiete über.
Zwar hat sich noch kein deutscher Sermolieff gefunden, der all
diese Zweifel zusammenfaßt, der systematische Kritik an den
deutschen Sa mlungen aller großen FKuseen übt. Aber er wird
sich eines Tages finden, und es wird gut sein, wenn er kommt.
Jeder Kenner weiß, wie notwendig ein solcher Reinigungsprozeß
ist. Das zeigt wieder, wie das „Berl. Tgbl.“ meldet, ein inter
essantes Beispiel. Die „lAadonna mit der Wickenblüte“, ein wichtiger
Besiß des Wallraf-Richarß-Kluseums in Köln, wird oon Professor
Karl Voll für eine Fälschung oom Anf :ng des neunzehnten Jahr
hunderts erklärt. Voll geht freilich in seiner Skepsis sehr weit,
aber er hat schon oft ein sicheres Urteil bewiesen. Und auch der
Kustos des Germanischen llluseums in Kürnberg, Dr. Braune,
gibt wenigstens große Partien des Bildes preis. Das Kluseum will
die Frage einem kleinen Kongreß oon Kennern unterbreiten. Das
ist sehr lobenswert und sticht oon dem schmollenden Troß, der
sonst solchen Zweifeln gegenüber gewöhnlich ist, angenehm ab.
Vielleicht entwickelt sich aus einem solchen Kongreß eine ständige
Institution, oor deren Instanz nach und nach alle umstrittenen
Werke gezogen werden
(Vom pfälzischen Weinmuseum.) Aus der Pfalz wird
berichtet: Gine Unsumme oon Arbeit wurde bis jeßt beim Bau des
neuen historischen llluseums in Speyer geleistet, und immer näher
rückt der Termin (10. September), wo dieses imposante Haus, das
die uielen und kostbaren Kleinode pfälzischer Geschichte und Ur
geschichte bergen soll, eingeweiht wird. Da ist es nun oon beson
derem Interesse, daß auch das schöne Projekt des pfälzischen
Weinmuseums, das eine aparte Unterabteilung des Ganzen ist, jeßt
in seinen Umrissen fertiggestellt werden konnte. Dieses Wein
museum wird zum größten Teil im Grdgeschoß des Keubaues
untergebracht, und zwar in der Südostecke, aus der sich der große
Turm erhebt; uier Räume sind hier für diese Sonderabteilung
reseroiert. Der Hauptteil ist der Weinkeller, wo alte wertoolle
Weinfässer mit reichem Schnißmerk aufgestellt werden. Bisher