Zur Ausstellung der Kunsthlätter-
Sammlung des Österreichischen
Museums für angewandte Kunst
grnnhik, Entwurferl zu kurtsthandwerkllchan
Gegenstandvn, Plakaten und künstlerischen
Photographien verlugt, sowie uber eine hochst
interessante Sammlung lruhar Drucke und
wurnruller Elnbande, war bisher nur allzu-
wenig bekannt. Es waren diese seiiene nur
über Verlangen Im Lesesaal der Bibliothek
erreichbar, wobei es dem Interessierten
zwar mugllch wer, einzelne Spozialstudien am
Original anzustellen, kaum aber einen Uber-
blick über großare Zusammenhänge zu 9B-
wirlnan.
Um nun diese wertvollen
Olfcntllchkait vorzustellen.
Bestände der
crllschloß man
Derjapanischa Farbholzschnitt ist eine
Kunstform, die in enger Verbindung
mit japanischem Leben und japa-
nischer Geschichte zu sehen ist, die
in Verbindung rnit sozialen Ver-
änderungen innerhalb des Landes
auftritt, und untrennbar verbunden ist
mit der Viellalt des Kabuki Theaters,
der Sagen- und Legendenwelt, und
schließlich mit dem Alltagsleben der
beiden unteren der vier lestgefügten
sozialen Klassen im Japan der Toku-
gawa-Zeit (1603-1867).
Träger der Kunst war in der vorher-
gegangenen Zeit der Kaiserhof sowie
die Hofe der Feudalfürsten einer-
seits, die der Geistlichkeit ander-
seits gewesen. Nun schufen sich
Handwerker und Kaufleute II11 Farb-
holzschnltt ihre Kunstform.
Voraussetzung dazu gab die Um-
schichtung wirtschaftlicher, politi-
scher und sozialer Verhältnisse unter
der Herrschaft des Shöguns Tokugawa
leyasu (1542-1616). Der Shögun
verlegte den Regierungssltz von der
alten Kaiserstadt Kyöto weiter nach
Norden, in den bislang unbedeutenden
Ort Edo (dem heutigen Tokyo), der
innerhalb kürzester Zeit zur Großstadt
und zum wirtschaftlichen und poli-
tischen Zentrum des Reiches wurde.
Das Bürgertum der Reglerungsstadt
sowie der übrigen Handelsstädte ge-
langte zu Reichtum und wirtschaft-
licher Unabhängigkeit, der städtische
Kaufmannsstand, dem Gesetz nach
die unterste der vier Standesklassen,
formte in den Stadten den allge-
meinen Lebensstil und dessen künst-
lerischen Ausdruck. Das Prachtbedürl-
nis des Militäradels verschmolz mit
ähnlichen Tendenzen unter den rei-
chen Keulmannsfamilien.
Diese neu erstandene und nun maß-
gebend gewordene Gesellschafts-
schicht fand Freude an den sinneri-
haften und modischen Vergnügen
der Nergängliclten Welt", dem Ukiyo.
Ihre Idole waren die Kurtisanen des
Yoshiwara. dem vornehmen Ver-
gnügungsvlertel Edos. die Schau-
spieler des Kabuki-Theaters, das aus
einer Verbindung von Musik, Tanz
und Schauspiel entstanden war und
Themen aus der Geschichte, der
japanischen Legenden- und Geister-
welt und schließlich aus dem Alltag
behandelte, und endlich die impo-
santen Ringer. Gerade jene Haltung
der neuen Gesellschaftsschicht aber
und ihre Interessen spiegelt der Farb-
holzschnitt wider, das Werk von
Künstlern, die durch eine soziale
Kluft von den etablierten Meistern
aus berühmten Malerfamilien ge-
trennt blieben. Maler und Zeichner.
die die Entwürfe für Holzschnitte
lieferten, waren zwar unter der Groß-
stadtbevolkerung durchaus bekannt
und berühmt, sie signierten auch ihre
Werke, galten aber doch eher als
Handwerker, denn als Künstler. Ob-
wohl die Kenntnis des Holzplatten-
druckes in Japan bereits seit dem
S. Jahrhundert nachgewiesen werden
kann snielte der Hnbsrhniff währnnri
moglich, als damit dem Besucher ein Elrldr k
von der lrinenraumgestalturtg aus der Grun-
dungszeit des Museums vermittelt wird, da
in diesem Raum eine der wenigen noch
unveränderten lnnenarchltekluren aus de!
großen Zeit der Wiener Ringstraßenbauten
erhalten ist.
Es sollen hier nun bei jahrlich dreimaligem
Wechsel Ausstellungen arrangiert werden.
die einerseits dem Wesen und der Entwicklung
der Eunh- und Druckkunst Europas und des
fernen Ostens gewidmet sind, anderseits
dem Museumshesuchrlr den Zusammenhang
VUrt dtuckgraphischam Vorlageblatt und aus-
im Dienste der buddhistischen Reli-
gionspropagarlda.
Während des 15. und 16. Jahrhun-
derts findet der Holzschnitt zur Illu-
stration vvlkstümlicher Erzählungs-
literatur Verwendung, bis schließlich
wahrend derersten Hälfte des17.Jahr-
hunderts die ersten echten Farbholz-
schnitte in wissenschaftliche Werke
aufgenommen werden.
Der erste Künstler, der der modischen
Bilderwelt der neuen Gesellschafts-
schicht der Tokugawa-Zeit im Holz-
schnitt Forrn gab, war Hishikawa
Moronobu (1625-1694). Unmittel-
bares Vorbild und Anregung zu
seinem Schaffen lieferte die etwa
gleichzeitige Slttenmalerel. Während
der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts setzte sich zunächst der
Maler lwasa Matabä, selbst Mitglied
der höllischen Kreise, neben den
durch lange Tradition geheiligten
Themen des gehobenen Stiles mit der
bisher fehlenden Darstellung von
Szenen aus dem täglichen Leben
auseinander. Sein Werk, dem im
Zusammenhang mit den enrvähnten
historischen Veränderungen reges In-
teresse entgegengebracht wurde, fand
Nachfolge in der Ukiyoe-Schule, den
Bildern der vergänglichen, fließenden
Welt, von denen schließlich der
Holzschnitt seinen Formenkanon zu-
nächst in Schwarzweißblättern ab-
leiten konnte.
Während der erst um die Mitte des
18. Jahrhunderts einsetzenden Blüte-
zeit des Farbllolzschnittes können die
Holzschnitte in verschiedenen Typen-
gruppen zusammengelaßt werden, so
den Buchillustrationen zu Geschichten
und Romanen, den Holzschnittserlen
aus Einblattdrucken, die das Leben in
dem Freudenviertel, dem Yoshlwara,
oder Szenen aus Romanen und histo-
rischen Erzählungen zeigten, ferner
Einzelblättern, mit Porträts der Lieb-
lingsschauspieler, der Kurtisanen und
Ringkämpfer, sowie den Glück-
wunschblättern zu Neujahr und Ka-
lenderblättern.
Die ersten Zweifarbendrucke gehen
auf Okumura Masanobu (16867 bis
1768) zurück, der auch die aus
Europa übernommene Zantralper-
spektive in den japanischen Holz-
schnitt einlührte. Es ist in diesem
Zusammenhang darauf hinzuweisen,
daß die allmähliche, fast ein Jahr-
hundert dauernde Entwicklung des
Farbholzschnittes wohl nicht zusehr
als ein uhundertjähriges Erringen
drucktechnischer Möglichkeiten" ge-
wertet werden darf. Vielmehr scheint
dia langsame Entfaltung einerseits
unter dem Einfluß der dem japa-
nischen Volk eiganen Traditionslicbo
und dem daraus sich ergebenden
Festhalten an einer einmal gefun-
denen Form zu stehen. anderseits
wird eine Wechselbeziehung zwischen
erstarkender Wirtschaft und wach-
senden Wohlstand verbunden mit
gehobenen Ansprüchen nach kost-
barerer Ausstattung des künstlerischen
Ühialrln: hnriinlznißlwtint ulrnnlnrw miicv
im Verlag des Osterreichlschen
erschienene Bilderlleft descherr
rektors des Museums, Dr. Vlklorl
hielt. so daß jene Publikation t
zur Ausstellung dienen kann. l
durch Vlktor Griessmaier gctroflel
aus derrr großen Bestand jzoanis
holzschnitla im Beslll des Qstel
Museums lur angewandte Ku
Widmung des Verstorbenen Wiene
Anton Exner, vermag einen knap
blick uber die Entwicklung llfld
jener durch etwa 250 Jahre gepfll
japanischer Kunst zu geben.
Schönschreibekunst. Bei ein
strelt zu diesem Jubiläums
1755 gefeiert wurde. ließen
Klubherren, die nicht nur
sondern zum Teil auch Mali
besonders kostbare Kalen
drucken, die sie sammel
tauschten. Die Blätter de:
Harunobu (17257-1770) t
dabei die der anderen Kü
Liebreiz, zarter Lyrik. Eleg
Harmonie. Uber die Tatsach
von da an während der let
Jahre seines Lebens der be
modische Meister seiner Zeit
zu sein, wurde Harunobu zu
klassischen Meister des jap
Farbholzschnittes, gefolgt x
sukawa Shunshö" (1726717
Kitagawa Utamaro (1753-1i
Zu einem der größten Me
Schauspielerporträts wurde
seinem Schaffen nur durch
nachgewiesene Töshüsai
(1794-1795).
Der Schilderung von Ereigni
Geschichte und Sage widm
gawa Kuniyoshi (1798-18l
Werk.
Erst gegen Ende der Zeit c
nischen Holzschnittes, die l
der Mitte des 19. Jahr
abgegrenzt werden kann,
das Landschaftsbild, hauptsal
Erinnerung an unternommeni
an Bedeutung. Hier ragt v
Katsushika Hokusai (176C
dessen Holzschnitte in Euro
Zeit als Inbegriff japanischi
galten, hervor. (.36 Ansicl
Berges Fuji.") Neben der
Landschaftsstudie gelang
eine harmonische Gleichbere
von Figur und Landschaft. l
des zweiten großen Lant
Zeichners des japanischen F
schnittcs, Andö Hitoshige ('
1858) sinkt die Figur zur Stl
der Landschaft ab, wie sein
szenen erweisen. Er arbeil
unmittelbarer Naturbeobachtl
erlaßte die landschaftlichen
derheiien ebenso wie die Stin
nuancen.
Die Kunstgattung des jap.
Farbholzschnitles, die in der
Hälfte des 19. Jahrhunderts il
bekannt wurde und west
Einfluß auf die Malerei dir
gewann, ist, im Ganzen i,
höchst merkwürdig und inti
Ihre innige Verbindung m
bestimmten Gesellschaftsscll
sich aus den ehemals t
Klassen zusammensetzte, gab
gewisse Traditionslosigkeit. l
sie gegen die japanische Ma
gleichen Zeit. deren Bilder l
jene Schicht nicht interassan
Daraus entstand auch die Vl
Reproduktionsverfahrens, da:
es auch von den guten Mais
in sehr kleinen Auflagen au
wurde, doch eirl „billiges" w
Es war eine Kunst des Auge
und der Mcld unkonventiol
sehr vernänul h Nach dem I