Werke von ihm. Die Anerkennung war aber nicht
von irgendwelchem materiellen Erfolg begleitet.
Ludwig Mestler wurde am 25. August 1891 in Wien
geboren. Sein Vater sang im Chor der Wiener Hofoper
und in einer von Wiens ältesten Synagogen. Auch
seine Mutter war musikalisch begabt: er wuchs in
einem schlichten. von Musik und Wärme erfüllten
Wiener Haushalt der Lueger-Zeit heran. Nachdem
er 1910 die Realschule beendete. begann er an der
Wiener Technik Architektur zu studieren. 1916 ging
er als Offizier an die Front. Als er zuriickkehrte. fand
er eine Stellung in einer Wiener Architekturlirma.
1923 entschloß er sich, nach Amerika auszuwandern.
Sieben Jahre arbeitete er als Architekt in New York;
er empfand diese Zeit trotz mancher Leistung. von
der er nicht ohne Stolz sprach. als Fron. in der er
ähnlich wie Joseph in der Fremde bei Laban gedient
hatte: sein Lohn waren die Ersparnisse. die es ihm,
dem jetzt Vierzigjührigen, ermöglichten. nach Wien
zurückzukehren und sich ausschließlich dem Kunst-
studium hinzugeben. Er begann seine neue Lehre
bei Arthur Paunzen und wurde später in Karl Sterrers
Meisterklosse an der Akademie der Bildenden Künste
aufgenommen. Die Machtergreifung im März 1938
machte auch seinem Studium in Österreich ein Ende;
die amerikanische Staatsbürgerschaft, die er früher
erworben hatte. ermöglichte es ihm. in die Staaten
zurückzukehren. Er wählte Boston. diße damals doch
noch etwas altmodische Stadt an der Ostküste. ent-
schlossen. nunmehr seiner Kunst zu leben. was immer
es bedeute: seine Ersparnisse waren längst auf-
gebraucht. in dieser nun folgenden entscheidenden
Phase seines Lebens und Kiinstlertums gab es noch
eine neue spüle Wendung. die zur Musik. Bedingt.
teils durch ein Augenleiden. das seine Arbeit an Bild
und Graphik erschwerte, wurde seine Neigung zur
Musik immer intensiver. und er begann selbst zu
komponieren. Im Winter 1958159. gesundheitlich
sehr geschwächt. verunglückte Mestler auf dem Eis;
er starb in Bostons Beth Israel Spital am 20. Mürz
1959.
Heute. wo wir das Gesamtwerk Mestlers übersehen
können. fügt sich dieses zu einem überraschenden
Bau. dem Stufe für Stufe nachzugehen erregende
Einsicht in eine bedeutende Entwicklung vermittelt.
So wird eine von Anfang an festgelegte Grundlinie
sichtbar. und wir werden von den sich immer stei-
gernden Verwandlungen mitgerissen. Daß diese Ent-
wicklungslinie aber in einem andern Sinne eine
Bewegung von spielerischer Fülle zu einer kargen
Formwelt ist. macht sie nicht nur zum Ausdruck dieses
individuellen Künstlerdaseins. sondern auch zum
Symbol der Zeit. die sie markiert.
Der vierzigjöhrige Architekt. der als Schüler begann
und sich als solcher immer fühlte. trotz inneren
Meisterstolzes. war. das beweisen seine Aquarelle
aus diesen Jahren. kein Anfänger. ..Das Mondschein-
haus in Hallein" (September 1931) zeugt von dieser
architektonischen Schulung. mit der Mestler die
sichere Gliederung in eine von Flüche zu Flüche
gleitende Hiziusergruppe bringt. Jedes Fenster hat sein
eigenes Leben, ohne daß dadurch Unruhe erzeugt
wird; ja. die Belebtheit der hellgrünen Wände steht
in bewußtem Gegensatz zu dem schweren. unbe-
weglichen Holzkarren unter dem Torbogen. die
Ochsen. gar nicht mehr realistisch gesehen - und
doch unverkennbar in ihrer Ochsenheit -. davor
geschirrt. Betrachtet man neben diesem geglückten.
aber doch konventionellen Bild die nur zwei Jahre
später gemalte Ansicht von "Lauflen an der Traun".
so erschließt sich uns der Beginn einer eigenwilligen
Stilschöpfung. Nicht mehr ein gefülliges. in einer
allgemein impressionistischen Methode gemaltes Bild
bietet sich uns. sondern Mestler hat den Versuch ge-
wagt. die organische Zusammengehörigkeit von Dorf
und Fluß. Wald und Brücke durch ein eigenes Stil-
element zum Ausdruck zu bringen. Dieser Versuch
allein ist nicht originell. und Mestler ist dem großen
Vorbild Seurats hier nachgegangen. In dieser Arbeit
noch nicht völlig erfolgreich. ging es Mestler schon
damals im Gegensatz zu Seurat. der eine Trans-
position des sozialen Gebildes erreichte. darum. daß
dieses sein neues Stilelement intensiver in die gegebene
Landschaft hineinführt. Es erscheint dies beinahe als
eine paradoxe Aufgabe. eine Überwindung des
Impressionismus. die nicht zur Abstraktion. sondern
Iu einem gesteigerten Realismus führen soll. S0 ist
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Ludwig Mestler.
Das Mondscheintiaus in Hallein. Aquarell, 1931.
Joan Peterson Gallery. Boston
Ludwig Mestler.
Lnuffen an der Traun. Aquarell. 1933.
Warcster Art Museum. Mass.
Ludwig Mestler.
Sugar House in Vermont. Aquarell. 1950.
Privatbesitz. Conway. Mass.
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