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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 73)

 
„Musikalische Graphik" isl Gesiallung eines Mi 
eindruckes in Form und Farbe. Die liefsle Wi 
ieder künstlerischen Wirkung isl das Mus kalis 
Musik vermag sldrker als andere Kunsle den Kö 
in Bewegung, Gelsl und Seele in Erregung, in Scn 
gung zu verselzen. Sie isl die innerlichste (Nieizs: 
die indchligsle (Dideroi). die FEIHVlYYEÜSCÜllC 
allgemeinsle Kurisi (lean Paul). aller Künste G. 
punkl(K'ung-fu4se), Mll ihrer abslrakien. allgemei 
ohne Umweg über den Versland uninilielbar 
greifenden Ausdruckssprache isi sie fahig. au: 
der bildenden Kunsl den Sinn für das Wesenll 
nämlich für den Ausdruckswerl der Linie und F 
an sich, also für das elemenlar Ergrefende. 
eigenllich Künsllerische. zu wecken und zu scharfe 
In seinem "Glasperlenspiel" beschreibi Hermann F 
eine eigenarlige Medilalion. Der Musiknweisler s 
dem Schüler ein Thema vor. Dieser horcht in sei 
Innern nach. SlEhl elwas sich bewegen, elwas schre 
lanzen und schweben, er suchi die Bewegung zl 
kennen und zu lesen wie die Kurven der Linie i 
Vagelfluges. Der Musikrneisier sagi. .,Du hasl 
Mediiieren elwas gesehen. Die Musik isl dir 
Figur erschienen. Versuche. wenn du dazu Lusl 
sie nachzuschreiben." Und der Schüler beinuhi 
die Figur zu zeichnen, in welche sich ihm iene A 
verwandeli halle. 
Damii beschrieb Hesse eigenllich die Enlsiehung i 
mUSlKUllS(hEl'1 Graphik. die Melodien in Linien 
Klänge in Farben ausdrückt. Es vollzielil sich 
also ein Urnselzungsprozeß, ein Wandlungsvarg 
der geslallende Kröfie enlwickell und wese 
beilrögl zur Formung der Persolnlichkeii. Ohr. 
und Hand werden dabei gleichzeilig beldiigl. Mil 
Sinnen erlebl man sldrker. umfassender. sczus 
plaslischer. Diese Melhode erlaßi den ganzen 
schen. Sie förderl das Verslandnis für Musik, F 
und Form, sie belebl die schöpferische Phanlasie 
kann insofern auch dem Künsller eine werl 
lnspiralionsquelle sein. Bei reifen Arbeilen der lc 
Ausslellung .,Musikalische Graphik" belanle 
Krilik auch deren kunsllerischcn Eigenwerl. 
rhythmischen Sinn, die farbliche lnlensildl und 
großen Zug der formalen Anlage, die in ieder 
slellung moderner bildender Kunsl Aufsehen eri 
würden. 
Für die Opernbühne erscheinl Musikalische GFf 
besonders werlvoll, weil ein in Farir und l 
unrnilielbdr aus dem Geisie der Musik erwacn 
Bühnenbild von der Musik nichi ablenki, sondern: 
eine gewissermaßen auf der Buhne srhlaar ge 
dene Musik zur einheillichen Wr-rung neie
	        
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