gestellt werden, ähnlich derjenigen, für die sie einst geschaffen worden.
Man fand die Idee sehr geistreich, allein von ihrer Durchführung hat
nichts verlautet - es müsste denn hier oder dort im Stillen und im
Kleinen eine Anhahnung angestrebt werden.
An eine bestimmte Adresse scheint der Vorwurf gerichtet zu sein,
dass Textilstolfe nicht oder doch nicht in genügendem Maße der Be-
sichtigung und Benützung zugeführt würden; er trifft aber mehr oder
minder alle gleichartigen Anstalten, die freilich gewichtige Entschuldigungen
geltend machen können. Ueber die hohe Wichtigkeit der Proben älterer
Weberei, Stickerei, Spitzenfabrication Gtc. besteht nirgends ein Zweifel,
aber kein Museum, auch das Londoner eingerechnet, hat die Schauräume,
die für die einschlägigen Abtheilungen erforderlich wären, zur Ver-
fügung. Handelte es sich einzig um die Darstellung der technischen Pro-
ceduren, die an kleinen Abschnitten gezeigt werden könnten, so ließe sich
allenfalls Rath schaffen, doch genügen in Hunderten von Fällen Motiv und
Rapport nicht; großcomponirte Seidenstolie, Kirchenparamente, Gobelin-
wirkereien und so vieles Andere wollen als ganze Stücke in ihrer Formen-
und Farbenwirkung studirt sein, und was gewöhnlich große Schränke und
Cartons füllt, würde nebeneinander unter Glas angebracht weite Säle
erfordern. Im Oesterreichischen Museum haben wir, auch erst in jüngster
Zeit, einen Saal freimachen können, in dem Textilia abwechselnd aus-
zustellen sind. Dass dabei mit größter Vorsicht verfahren werden muss,
versteht sich von selbst, und im Uebrigen dürfen wir uns wohl Bode's
Meinung anschließen, dass schlimmsten Falls einige Schädigung durch Licht
und Staubluft der ununterbrochenen Dunkelhaft vorzuziehen sei. Aus-
genützt worden ist übrigens auch in den bisherigen Verhältnissen unsere
reiche StoEsammlung recht reichlich durch Zeichner und Fabrikanten,
nicht minder wissenschaftlich, wie die Publicationen bezeugen, zu denen
sie den Professoren Karahaöek und Riegl Gelegenheit bot.
Wenn dem Oesrerr. Museum überhaupt oft Schmeichelhaftes gesagt
worden ist wegen seines guten, fruchtbaren Verhältnisses mit der heutigen
Kunstindustrie, so darf als dessen Ursache die Befolgung des richtigen
Grundsatzes angenommen werden: nicht als ästhetischer Schulmeister
aufzutreten, sondern gemeinschaftlich zu lernen und sich gegenseitig
zu belehren. Welche Beschäftigung sollte auch gründlicher davon über-
zeugen, dass wLehrling sein soll Jedermannlu Damit haben wir uns das
Vertrauen der Industrie erworben und erhalten. Bode wirft einmal die
Bemerkung hin, dass die Vorstände der kunstgewerblicheu Museen in der
Frage, was als Nachahmung oder freie Schöpfung anzufertigen sei, wden
Schulen und ihren Lehrern-r zu viel Spielraum ließen. Das mag vor-
kommen und unter Umständen vorn Uebel sein. Leider gehören, wie
allbekannt, diejenigen Künstler, die der Kunstwissenschaft ihr Recht werden
lassen, auch heutzutage noch zu den Ausnahmen. Die große Mehrzahl
versteht unter diesem Worte die Tageskritik, und weil wdie Kunstschreiberu