kostümlicher Details übernommen, das Kopfe
tuch und die Sandalen. Sandalen tragen fast
alle Figuren Engelbrechts und ihm folgend
auch die Brauns.
Die „GerechtigkeiW (Abb. 4) hält bei Engel-
brecht ein gesenktes Schwert und, nach oben,
eine ausgeglichene Waage, bekannte Symbole
der Allegorie seit dem Mittelalter. Gewichte
und Maße, Pfunde, Scheffel und Elle liegen
auf dem Tisch und am Boden 11. Das Emblem
einer Wasserwaage mit den Worten „Ohne
Schmeichelev" ist wohl eine Erfindung Engel-
brechts. Gleichnis der Gerechtigkeit ist das
Gericht Samuels über die Kinder Israels in
Mizpa (1. Sam. 7, 12) 13. --- Oben steht: „jage
nach der Gerechtigkeit. 1. Tim. VI. 11."
Brauns Allegorie (Abb. S) hat nur die Waage,
das gesenkte Schwert als Zeichen wiederher-
gestellter Eintracht und eine Binde vor den
Augen als Zeichen ihrer Lhbeeintlußbarkeit 13.
Die Augenbinde ist ebensolange im Gebrauch
wie Waage und Schwert und auch Burgkmair
und Ripa in dieser Verbindung bekannt. Die
Figurenkomposition und Gewandmotive lassen
nhne weiteres die Abhängigkeit vom Stich
erkennen.
Die „Wahrheit" in der Form Engelbrechts ist
offensichtlich ein Unikum. Sie trägt eine
brennende Kerze. Eine Hand liegt auf ihrem
llerzen. W ie diese Gebärde bedeutet das Herz
vor ihrer Brust, sie folge frei und offen den
Regungen ihres Herzens. Sie tritt auf eine
Larve, Symbol der Verstellung und Falschheit.
lhr Sonnendiadem ist gleich der Kerzen-
Hamme das Licht, das die Wahrheit an den
Tag bringt. lhr Wesen ist wie ein offenes
Buch W es liegt auf der Mauer i und rein
wie die Tauben, die dort sitzen. Emblem ist
ein Spiegel, das übliche Symbol der Wahrheit,
mit dem Wort: „L'ngeheuchelt". Alttesta-
mentliches Beispiel sind Äloses und die Kinder
lsraels. Oben steht: „Redet die Wahrheit ein
jeglicher mit seinem Nächsten. Ephes. IV.
Z5."
Die Attribute sind teils den verschiedenen
Varianten der „Veritalf Ripas entnommen,
teils eine Kompilation von Attributen ver-
wandter Allegorien. Die „Xl('ahrheit" Ripas ist
von und Spiegel gekennzeichnet,
„lfl-lalita", die Redlichkeit, von einer zer-
brochenen Larve, die sie gegen einen Stein
schleudert, und der „Sinceritaß der Auf
richtigkeit, sind eine Taube 7 nicht zwei H
und ein Herz beigegeben.
Sonne
Braun folgte in seiner „Aufrichtigkeif der
lkonogrtiphie und der Figurenktimposition
llngelbreclits bestinders genau, doch ohne
Kerze und limhlem einzubeziehenl-f. Die
Älosesgeschichte belindet sich, als Relief, an
der Seitenwand des Stützpfeilers. Brauns
Gestalt lehnt sich auf den Pfeiler, ein Motiv,
das den lebhaften Bewegungsrhythmus er?
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H) lNl. lzttgelbrccltt, Der Geiz
1! M. U. Braun. Der (icil
baewaiatamaaarams... m.
junge weibliche Gesichter; vielleicht soll das-
jenige, um dessen Kinn das Band der Haube
gebunden ist, das einer reifen Frau sein. Die
Haube unterscheidet die Frau vom Mädchen.
Das Motiv der um den Arm gewundenen
Schlange, die ein geläufiges Symbol der
Klugheit ist, erwähnt Ripa in mehreren
Varianten der Allegorie. 7 Fiir das Emblem-
bild, eine (ilücksgöttin mit Ruder, die auf
einer geflügelten Kugel steht, war eine Quelle
die Fortuna aus Andreas Alciati Emblemata;
ihr fehlen jedoch das Ruder und die Flügel
der Kugel 16. Diese Symbole kannte aber die
Renaissance in Verbindung mit der Fortuna,
wie eine Fortuna obsequenz auf dem Revers
einer Medaille des Andrea Gritti Zacchi aus
dem Jahre 1536 bezeugtV. Engelbrechts
Lemma heißt: „Durch kluges lencken." Der
Fatto histnrico sacro ist „Abigail vor David"
(1. Sam. Z5, 32) und das Bibelzitat: „Klugheit
ist ein lebendiger Brunn dem, der sie hat.
Prov. XVl. 22."
Die Figur des Stiches zeigt die Rückansicht;
Braun hat sie gleichsam umgedreht (Abb. 7),
l1'1.'
. Engcllirctht. Der Neid min kllrt Nlillgtmsi
. B. Braun. lmidia (Der Ncitl otlcr tlir Milßgtlvist]
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