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Volltext: Wiener Silber 1780 - 1866, Band 2: Zuckerstreuer, Zuckerdosen, Zuckervasen, Zuckerzangen

ZUCKERWASSERGARNITUREN 
Für das Zuckerwasser - ein wohlschmeckendes und erfrischendes Getränk, dessen 
Gebrauch in Österreich bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts nachweisbar ist - gab es 
eigene Garnituren, vom einfachen gläsernen „Wassersatz“ mit Zuckerdose bis zur kost 
baren Ausführung in Silber und Glas. 
Johann Meyr, „Besitzer der Glas=Fabriken zu Adolph, Leonorenhein und Kaltenbach, 
Böhmen, Prachiner Kreis“ wurde auf der „zweiten allgemeinen österreichischen Ge- 
werbs=Producten=Ausstellung“ des Jahres 1839 mit einer goldenen Medaille ausge 
zeichnet. Er zeigte neben anderen Exponaten auch einen „Zuckerwasser= Aufsatz mit 
einer ovalen Krystall= Tasse, einer Bouteille, einer Zucker= Vase und zwei Trinkbechern 
von violet rothem Glase, grünen Kugeln und durchgetriebenen ausgezackten Rändern “ 
(Bericht 1839, S. 33). Noch weitere Garnituren für Zuckerwasser wurden auf dieser Aus 
stellung gezeigt, und zwar „von Außen oder von Jnnen lasirte Zuckerwasser= Service“ 
von Graf v. Bouquoy, „Jnhaber der Glas=Fabrik zu Silberberg und Georgenthal, Böh 
men, Budweiser Kreis“ (Bericht 1839, S. 36). Leider sind uns von diesen Zuckerwas 
sergarnituren keine Abbildungen überliefert. Hingegen ist im „Preis-Courant von Jgnaz 
Vogel, Glasraffineur in Meistersdorf und Jägersdorf bei Böhm. Leipa in Böhmen“ im Ab 
schnitt „Diverse Liqueure & Wassersätze“ auch ein „Wassersatz“ enthalten, der neben 
anderen Bestandteilen auch eine Zuckerdose einschließt (Abb. 32, S. 50): „1 Wasser 
satz, besteht aus 1 Wasserflasche, 1 Rumflasche, 1 Zuckerdose, 2 Becher & 1 Plateau“. 
Dieser „Wassersatz“ wurde in drei Ausführungsvarianten angeboten: „weiss mit Ecken 
schliff“ (Preis: 6 fl.), „mit Goldstreifen“ (Preis: 10 fl.) sowie „rubin & Goldstreifen“ (Preis: 
12 fl.). 
In kostbarem Material wurden zwei Garnituren von der Wiener Firma Mayerhofer & Klin- 
kosch ausgeführt (Abb. 33, 40; S. 51, 55). Die Silberarbeit ist durch die Wiener Feinge 
haltspunze 1835 bzw. 1836 datiert. Bestandteile und Grundform sind vergleichbar: eine 
dreiseitige Platte mit abgerundeten Ecken und gedrückten Füßchen trägt den Krug 
(Abb. 37, S. 53) bzw. die Glaskaraffe (Abb. 45, S. 58), einen Glasbecher mit Silberdeckel 
(Abb. 36, S. 53; Abb. 44, S. 57) und eine silberne Fußschale mit vergoldeter Mulde 
(Abb. 42, S. 56). Jedes Gefäß - Becher, Karaffe bzw. Krug und Aufsatzschälchen - hat 
durch eine silberne, mit der Platte fest verbundene Einfassung, die wie der Rand einer 
Einsatztasse gebildet ist, ihren festen, unverrückbaren Standort (Abb. 38, S. 54). 
Bis auf eine Signatur (dem Lobmeyr-Monogramm auf einem Becher, der wohl als spä 
tere Ergänzung diente (Abb. 46, S. 58), sind die Gläser zwar unbezeichnet, aller Wahr 
scheinlichkeit nach aber böhmischer Provenienz und mit qualitätvollem Schnittdekor 
versehen (Abb. 45, 46, S. 58). 
Vor kurzer Zeit wurde mir von einer dritten Zuckerwassergarnitur aus dem 19. Jahrhun 
dert (1846 datiert) berichtet, von der heute noch als „Verre d’eau“ gesprochen wird. 
Der 1893 erschienene Katalog der „Berndorfer Metallwaarenfabrik Arth. Krupp“ enthält 
Zuckerwasserlöffel (Abb. 49, S. 60; Abb. 52, S. 61), einen „Stoßer“ für Zuckerwasser 
(Abb. 51, S. 61), ferner sogenannte „Zuckerschöpfer brasilianische Form“ (Abb. 54, 55, 
S. 62, 63) und „holländische Form“ (Abb. 53, S. 62) sowie auch Zuckerwasserlöffel „bra 
silianische“ Form (Abb. 50, S.60). 
Deckelbecher aus Glas und Silber waren auch als Einzelstücke für verschiedenste 
Zwecke in Verwendung; ein besonders schönes Beispiel wurde von dem bekannten 
Wiener Silberschmied mit der Meisterpunze BNR (= Benedikt Ranninger) angefertigt 
(Abb. 34, 35, S. 52). 
In mancher Beziehung ist ein weiteres Service mit den zwei erwähnten Zuckerwasser 
garnituren vergleichbar: es besteht aus einem Tablett mit querrechteckigem Fußschäl 
chen, einem Deckelbecher aus Glas und Silber und einem Kännchen; die Porzellantasse 
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