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Volltext: Wiener Porzellan vom Spätbarock zum Art Déco

Da die alte k.k. Porzellanfabrik in der Roßau schon lange einem modernen Bau hatte weichen 
müssen (in dem sich heute die Österr. Tabakregie in der Porzellangasse befindet), mußte vor al 
lem ein neues, würdiges Heim gefunden werden. Die Wahl des österreichischen Staates, der bei 
der Wiederbelebung seiner einst weltberühmten Porzellanmanufaktur im Verein mit bayrischen 
und österreichischen Kunstfreunden größtes Entgegenkommen zeigte und ebenso wie die Stadt 
Wien das Unternehmen in jeder Hinsicht förderte, fiel auf den Augarten. Man kann diese Wahl als 
die denkbar glücklichste bezeichnen, denn der Augarten bedeutet an und für sich ein Stück Alt- 
Wiener Tradition. 
Im Spätsommer 1922 wurde mit dem Umbau des Saalgebäudes begonnen und gleichzeitig im 
Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt ein Anbau hinzugefügt, um den historischen Charak 
ter des Hauses in keiner Weise zu stören. 
Die ersten Erzeugnisse dieser neuen Manufaktur, die von einem erstklassigen Fachmann, Kom 
merzialrat Thomas, eingerichtet wurde, knüpften glücklich an die alte Tradition an, indem man zu 
nächst wieder alte Formen hervorholte und neu ausformte. Aber bald ist die Wiener Porzellanma 
nufaktur Augarten, wie sie nunmehr heißt, der Sammelpunkt und Tummelplatz der Wiener Künst 
ler der Nachkriegszeit. Die ersten Jahre der wiedereröffneten Fabrik fallen noch in die Inflations 
zeit. Führend an der Neugründung der Fabrik war das Bankhaus Liebig beteiligt, das leider gegen 
Ende der Zwanzigerjahre selbst in Schwierigkeiten geriet, und damit schien das Schicksal der 
kaum wieder ins Leben gerufenen Manufaktur ebenfalls besiegelt zu sein. Aber schon die weni 
gen Jahre der Arbeit auf Wiener Boden hatten genügt, um die Erzeugnisse dieser neuen Porzel 
lanfabrik in aller Welt bekannt zu machen. 
Und so fanden sich neuerdings Gönner, die es ermöglichten, die alte Tradition fortzusetzen und 
den Namen der wiedererstandenen, jahrhundertealten Manufaktur neuerdings zu Ehren zu brin 
gen und die Erzeugnisse der Manufaktur Augarten in die erste Reihe der Porzellanfabriken des 
Kontinentes zu rücken. Schon nach wenigen Jahren werden ihre Erzeugnisse wieder mit denen 
der königlichen Porzellanfabrik Kopenhagen, der königlichen Porzellanfabrik Berlin in einem 
Atem genannt und sowohl ihre figuralen Erzeugnisse wie auch das Serviceporzellan wird von 
Sammlern und Kennern bevorzugt. Die Porzellanmanufaktur Augarten ist nicht nur dem Namen 
nach Fortsetzerin der ehemals kaiserlichen Manufaktur, sie hat es in der Tat verstanden, in den 
wenigen Jahren ihres Bestandes dem Namen und dem künstlerischen Ruf der alten Manufaktur 
alle Ehre zu machen. 
Die hervorragendsten Arbeiten der neuen Manufaktur sind vor allem die Kleinplastiken und hier 
wieder in erster Linie die Pferde. Die Darstellung der spanischen Hofreitschule, die für sich eine 
Meisterleistung auf künstlerischem Gebiet darstellt, hat sicher beigetragen, den Namen der 
neuen Wiener Porzellanmanufaktur in alle Welt zu tragen. In den letzten Jahren bringt die Manu 
faktur Craquelee-Erzeugnisse, die den jahrhundertealten chinesischen Vorbildern an Feinheit und 
Formenschönheit nicht mehr nachstehen. . . (Kunst und Industrie, vormals Österreichische 
Kunst, IX. Jg„ Heft 11, November 1938, S. 32-36, Abbildungen: Ansicht der Manufaktur, Produk 
tion, Vase und Schüsseln). 
1938-1945 
Beeinträchtigung der Produktion durch den Zweiten Weltkrieg. 
1939 
Emil Friedl ist Betriebsführer und alleiniges Vorstandsmitglied (bis 1970). 
1939/1940 
Erwerb der Aktienmajorität durch die Stadt Wien. 
1940 
Verkaufsgeschäft in Wien, Stock-im-Eisen-Platz. - Umstellung des Porzellanbrandes 
von Holz auf Kohle. 
1947 
Karl Krajitz (Leiter der Figurenretoucheure 1947 bis 1961). 
1954 
Teilnahme an der Triennale Mailand mit Entwürfen von Wolfgang Hutter. - Filiale in 
Wien 6, Mariahilfer Straße 99 und in Linz, Rainerstraße 19. 
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