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Volltext: Wiener Silber 1780 - 1866 : Tabaksdosen

GUILLOCHIEREN 
Als Guillochieren wird gerne, wenn auch unzulässig vereinfachend, das maschinelle Her 
stellen gewellter oder kreisförmiger, häufig ineinander verschlungener Ornamente be 
schrieben. 
Wenn wir uns in die zeitgenössischen technologischen Schriften vertiefen, so erkennen 
wir bald, daß diese Einschränkung nicht zutrifft. Guillochierung umfaßte durchaus auch 
gerade Linien und Ornamente und konnte nicht nur auf ebenen, sondern auch gewölb 
ten Flächen angewendet werden. Sie zeigt im allgemeinen eine so charakteristische Or 
namentik der Flächenfüllung, daß sie unschwer zu erkennen ist; man muß allerdings be 
rücksichtigen, daß die zart eingeschnittenen Linien durch die Benützung oft fast voll 
ständig geglättet bzw. eingeebnet und dadurch manchmal sogar verschwunden sind. 
Die unzähligen Varianten der Wellendekore und Muster in unendlichem Rapport sind 
von großer Vielfalt. Die vor allem von Uhrgehäusemachern und Dosenerzeugern verwen 
dete Technik ist von diesen ständig verbessert worden (auf die entsprechenden Erfin 
dungen und Privilegien gehe ich in den Kapiteln über Dosenerzeuger bzw. über österrei 
chische Erfindungen und Privilegien ein). 
In der Technologischen Encyklopädie von Prechtl finden wir nicht nur eine Guillochier- 
maschine wiedergegeben, sondern auch zahlreiche guillochierte Muster (Abb. 273, 275, 
276, 278, 279, 281,283-288, 290, 291), denen die Vielzahl von Flächenmustern auf Dosen 
gegenübergestellt sei (Abb. 268-272, 274, 276, 280, 282, 292). 
Die Guillochierung als einzige Dekorationstechnik einer Dose ist eher selten. Oft ist der 
Dosendeckel in einer anderen Technik ausgeführt und der Boden guillochiert. Meist je 
doch werden zwei oder mehr Techniken (Gravur, Ziselierung, Punzierung etc.) mit der 
Guillochierung verbunden (Abb. 296-316). Glatte, aus der guillochierten Fläche ausge 
sparte Felder (Kartuschen, Rhomben, Rechtecke, Ovale etc.) waren meist für die Auf 
nahme der gravierten Initialen des Besitzers vorgesehen (Abb. 293-295); oft ist diesen 
auch ein Datum beigegeben (Kat. Nr. 46, Abb. 294). 
Die Flächenornamentik einer Dose muß sich durchaus nicht auf ein einziges guillochier- 
tes Muster beschränken: als Beispiel mögen zwei Dosen dienen, deren rocaillege- 
rahmte Felder verschieden strukturierte Guillochierungen aufweisen (Kat. Nr. 37, 
Abb. 303, 304; Kat. Nr. 39, Abb. 306 - 308). 
267 Detail einer Schnupftabaksdose, Kat. Nr. 43 (um 1850-1860?). - Detail of a snuffbox, 
cat. no. 43 (about 1850-1860?) 
268 Detail einer Schnupftabaksdose, Kat. Nr. 34 (wohl A. Ghillioni, 1849). - Detail of a 
snuffbox, cat. no. 34 (probably A. Ghillioni, 1849) 
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