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Volltext: Wiener Silber 1780 - 1866 : Tabaksdosen

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„Die zum Schnupftabak bestimmten Blätter werden, nachdem sie gereinigt, sortirt und ge 
dörrt worden sind, auf die Müle gegeben. Das Vermalen geschah vorhin durch Bestandmü- 
len, jezt aber auf 2 eigends dazu errichteten Schiffmülen. Die feineren Sorten werden auf der 
Maschinenmüle, welche durch ein Pferd getrieben wird, mittelst eines in vertikaler Richtung 
herumlaufenden Rades mit eisernen Schienen zermalmt, der Staub wird dann auf eine Art 
von Müle geschüttet, wo er blos durch ein Beuteltuch nach und nach durchsiebt wird. 
Rappe naturel wird nicht gemalen, sondern angefeuchtet, mit einer Brühe gewürzt, dann un 
ter einem breiten, schweren Mülstein zerrieben. 
Die lezte Zubereitung ist die Beize, welche aus verschiedenen Gattungen von Früchten, Sal 
zen und Gewürzen besteht, deren Zusammensezung als ein Fabrik = Geheimnis behandelt 
wird. Die Brühe wird in kupfernen Kesseln gesotten, dann über das in einem Troge aufge 
schüttete Mehl aufgegossen, welches 6 Arbeiter zugleich mit Anstrengung zu walken be 
schäftigt. 
Wenn sodann die durch diese Beize bewirkte Gärung abgewartet, das Mehl gesiebt und ge 
kühlt worden ist, so wird der nun fertige Tabak verpakt, und zwar der ordinäre in Fässer, der 
Galizier in bleierne, länglich vierekige Dosen. 
Die Platten zu diesen Dosen werden von der Peternellschen Fabrik in Wien bezogen. Sie sind 
so biegsam als Papier, und die Dose wird zugleich während des Ein füllens mit großer Schnel 
ligkeit verfertigt. 
Wenn Jemand den Tabak selbst beizen will, muß er eine schriftliche Bewilligung und eine An 
weisung auf das verlangte Quantum Staub von der Administration erwirken. 
Auch vom Auslande werden einige Tabaksorten hieher bezogen, als: Crull oder Sonne und 
Mond, Debreer, Kästner und die meisten feinen Ausländer Schnupftabak = Gattungen. Span- 
niol wird über Genua unmittelbar nach Wien geliefert. Der sogenannte Gallizier muß von den 
Fabriken zu Lemberg geliefert werden, da man ihre Beize, ungeachtet man die Vorschrift des 
Verfahrens und selbst die Meister hieher kommen ließ, nicht zu Stande brachte. Man glaubt 
den Vorzug in der Qualität des dortigen Wassers (?) zu finden ..." 
Auf nicht weniger als 20 Seiten handelt Leuchs die Zubereitung des Schnupftabaks ab, 
dem folgen zahlreiche „Vorschriften“ (Rezepte) für die Fabrikation von Schnupftabak. 
Im Kapitel „Von der Einrichtung, den Werkzeugen und Geräthen zur Tabakfabrikation“ 
sind Abbildungen eines Wiegemessers, einer Handstampfe und einer Tabakmühle ent 
halten. Illustrationen von Werktisch und Handtabakmühle finden wir auch in einer etwas 
älteren Publikation (Abb. 14), die ebenfalls die Rezepturen der wichtigsten Schnupfta 
baksorten enthält, darunter neben dem „Spaniol“, dem König der Schnupftabake, auch 
verschiedene Sorten des Marocco und Marino, den Bolongarotabak und verschiedene 
Pariser Schnupftabake (Rape). Der echte „Spaniol wird nirgends ächt, als in der königli 
chen Fabrik zu Sevilla in Spanien geliefert, und man bedient sich dort ausschließend der 
Havannahblätter dazu. “ (Beck 1835, S. 273) 
Von den „geringem Sorten“ waren die Schupftabake ä la Violette beliebt, die Ge 
schmacksvarianten ä la Bergamotte, ä la Citronelle, ä la Vanille, ä l’oeillet, ä la Cinnamone 
und ä la Rose in Deutschland verbreitet (Beck 1835, S. 278- 282). 
Das Tabakmonopol in Österreich hat Tradition. Ein Spezialwerk der Biedermeierzeit 
(Wagner 1828, S. 84, 85, Tafel 101) beschreibt „Nicotiana Tabacum“, den „Gemeinen Ta- 
back“ und seine Anbaugebiete: „Der gemeine Taback wächst ursprünglich in Amerika 
wild, wird aber jetzt in den meisten Ländern Europa 's gebaut, in den österreichischen 
Staaten ist der Anbau desselben nur in Ungarn, Siebenbürgen, Slavonien und Galizien 
gestattet“. 
Nach mehr als 150 Jahren ist Wagners nachstehend zitierte Feststellung nach wie vor 
gültig: „ .. . jeder Mensch der sich daran gewöhnt hat, schränkt Heber seine wirklichen 
Bedürfnisse ein, um nicht diess eingebildete entbehren zu müssen. Ja, was noch mehr, 
weder die strengsten obrigkeitlichen Befehle, noch die ernsten, und gegründeten Er 
mahnungen der Aerzte vermochten etwas wider den nun einmahl zur Gewohnheit ge 
steigerten Gebrauch desselben“. Bei Wagner war damit offensichtlich der Rauchtabak 
und nicht der Schnupftabak gemeint, dessen Verwendung aber, zeitgenössischen Be- 
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