ÜBERFANG
Überfanggläser (aus zwei oder mehr verschiedenfarbigen Schichten bestehende Glä
ser) sind bereits aus der Antike bekannt. Prinzipiell sind gleiche Ausdehnungskoeffi
zienten Voraussetzung für den Überfang; da dies nicht immer möglich ist, bevorzugt
man leichter schmelzbares Glas (Bleiglas).
Viele Autoren befassen sich mit den verschiedenen Überfangtechniken (Benrath 1875,
S. 307-310, fast wörtlich übernommen von Gerner 1880, S. 261-265). Folgende Möglich
keiten des Überfangs werden in der Literatur erörtert:
-Taucharbeit (Eintauchen in den Hafen mit Überfangglas) oder Zapfenarbeit (Verwen
den vorgefertigter farbiger Überfangzapfen)
- Das ganze Glas überziehender oder verlaufender Überfang
-Glocken-, Trichter- oder Haubenüberfang
TAUCHARBEIT
Dabei wird entweder farbloses Glas in einen Hafen mit gefärbter Glasmasse oder ge
färbtes Glas in einen Hafen mit farbloser Glasmasse eingetaucht.
Als Nachteil beim erstgenannten Vorgang führt Gerner an, daß ein Überzug in sehr dik-
ker Schicht entsteht (Gerner 1880, S. 263) und daher nur billige Farben dafür verwendet
werden.
Beim umgekehrten Vorgang, dem Überfangen von farbigem Glas mit farblosem Kristall
glas (in der modernen Technologie häufig auch als Unterfang bezeichnet), wird als be
sonderer Vorteil der Schutz des farbigen Glases vor dem reduzierenden Einwirken der
Ofenflamme durch die umhüllende farblose Schicht genannt (Gerner 1880, S. 263).
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Abb. 184. Querschliff eines
Mehrschichtglases (Halbfabrikat der Firma
Joh. Lötz Witwe). - Österreichisches
Museum für angewandte Kunst, Wien, Inv.
Gl 3563/1 (farbige Abbildung in: Neuwirth,
Loetz 1900, S. 200)
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