ZAPFENÜBERFANG
Die Überfangzapfen (Ausmaße nach Gerner: 5 cm Durchmesser, 20-30 cm Länge) wer
den auf Vorrat gechmolzen und zu Stangen verarbeitet, d, h. der Glasbläser ist nicht auf
die flüssigen Glasmassen im Hafen angewiesen. Nach Hohlbaum besteht der Zapfen
aus borsäurehältigem Bleiglas (Hohlbaum 1910, S. 67).
Beim Zapfenüberfang formt der Glasbläser Kölbchen aus farblosem Glas. Gleichzeitig
nimmt der Gehilfe farbloses Glas auf, klebt mit dessen Hilfe an das Hefteisen einen Zap
fen farbigen Glases und erhitzt diesen zum Weichwerden, drückt den Glasstab gegen
den Boden des farblosen Kölbchens und schneidet die benötigte Quantität für den
Überfang ab. Nach neuerlichem Erwärmen wird das angeheftete farbige Glas wird mit
dem Plätteisen ausgebreitet und gleichmäßig verteilt (Darstellung nach Fischer 1892,
S. 88, 89).
GLOCKENÜBERFANG
ist ein Überfangen mit bereits erblasenem Glase (Benrath 1875, S. 309). Der Arbeiter
bläst eine dünnwandige Hohlkugel aus gefärbtem Glase, öffnet sie und bildet eine
Glocke. An der zweiten Pfeife bläst er eine Kugel von etwas kleinerem Durchmesser,
führt sie in die erste Hohlkugel ein und erweitert sie durch Blasen. Die Wandungen be
rühren einander. Die farbige „Glocke“ wird von ihrer Pfeife getrennt, die weitere Form
gebung erfolgt wie üblich.
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Fig. 432.
Abb. 185. Überfangtechnik: Herstellung eines Hohlkörpers aus
Farbglas (A), Ausweiten (B), Einblasen des Kristallglases (C). —
Bontemps 1868, S. 600, Fig. 132 (Fast identisch, aber ohne
Quellenangabe bei Benrath 1875, S. 309 mit Übersetzung von
„Chemise“ für B als „Glocke“; vielleicht wäre „Mantel“ zutreffender)
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