ATZEN
Beim Ätzen von Hohlglas unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten: die Tiefätzung
(bei überfangenem Glas) und die Mattätzung („Weißmatt“, „Matten“). Um einen be
stimmten Dekor zu erzielen, wurde mit Decklack gearbeitet.
ÄTZBÄDER
Die Ätzbäder bestanden aus Flußsäure und Wasser; folgende Zusammensetzungen
sind überliefert (Hohlbaum 1910, S. 47-49, 77):
Tiefätzbad: 1 Teil 70prozentige Flußsäure, 4-5 Teile Wasser
Eisbad (ein sehr starkes Ätzbad): 2,5Teile 70 %ige Flußsäure, 1 Teil Wasser).
Mattbäder für Tafelglas (Hohlbaum 1910, S. 50):
2 Teile konzentrierte Flußsäure und 4 Teile Wasser mit Pottasche gesättigt (es entsteht
Fluorkalium), Zugabe von noch etwas Flußsäure, oder:
10 Teile Wasser, 3 Teile Fluorkalium, 1 1/2 Teile Kaliumsulfat und 2 1/2 Teile Salzsäure,
oder:
Flußsäure mit Kristallsoda neutralisiert (Fluornatrium entsteht), Verdünnung mit 5-6 Tei
len Wasser
DECKLACK
Eine Rezeptur für Decklack führt Hohlbaum an (Hohlbaum 1910, S. 48): Syrischer
Asphalt (500 g), Kolophonium (300 g), Bienenwachs (150 g), venezianischer Terpentin
(100 g), Terpentinöl (800 g). Wir wissen, daß auch beim sogenannten „Bronzitdekor“
(Neuwirth 1905 - 1925, Bd. II) ein Asphaltlack verwendet wurde.
„Das Ätzbad löst das Glas an den vom Lack freien Stellen auf. Während des Ätzens bil
det sich auf dem Glase ein weißer Niederschlag von Fluorsalzen, welcher die Wirkung
des Ätzbades verlangsamt. Dieser Niederschlag läßt sich leicht durch Abpinseln mit
einem weichen Haarpinsel entfernen ... Ist die Ätzung beendet, gießt man das Ätzbad
ab, spült mit viel Wasser nach, bis alles Ätzbad entfernt ist, entfernt den Bordwachsrand
und wäscht die Lackzeichnung mit Terpentinöl oder heißer Sodalösung ab.
Will man auf viele Tafeln denselben Dekor ätzen, stellt man die Lackzeichnung nicht mit
der Hand her, sondern druckt den Decklack aus der Tiefe von Stahl oder Zinkplatten auf
Seidenpapier und überträgt den Lackdekor nachher vom Seidenpapier auf die Glasta
fel.“ (Hohlbaum 1910, S. 48, 49).
MATTÄTZUNG, MATTEN, WEISSMATT
Um eine gleichmäßige, seidenmatte Oberfläche zu erzielen, wurde eine andere Technik
eingesetzt; der Vorgang wurde als „Matten“ oder „Mattätzen“, das Ergebnis als „Weiß
matt“ oder „Seidenmatt“ bezeichnet.
„Weissmatt. Es wird durch Aufstreichen von sogenanntem Mattsalz - Alkalifluorid, das
mit Wasser angerieben wurde - erzielt. Um diejenigen Stellen des Glases, welche blank
bleiben sollen, vor der ätzenden Wirkung des Mattsalzes zu schützen, werden sie durch
Aufmalen eines Decklackes - zumeist aus Asphalt bestehend - geschützt. Diese Zier
weise - mattweisse Stellen stechen von den blanken ab - wird ausschliesslich bei zu
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