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Volltext: Glas 1905 - 1925 : vom Jugendstil zum Art deco

BEIZEN 
Aus der Biedermeierzeit sind uns jene Bordüren mit Goldornament auf leuchtend gel 
ben Grund vor allem von den sogenannten Kothgasser-Gläsern bekannt; die als „Silber 
gelb“, „silbergelbgebeizt“ und - fälschlicherweise - „silbergelbgeätzt“ bezeichnete 
Technik wird im 20. Jahrhundert verstärkt wieder aufgegriffen. Strehblow, der sich zwar 
vehement gegen den letztgenannten Ausdruck wendet, ihn aber selbst fallweise ge 
braucht, unterscheidet vier Arten von Beizen (Gelbbeize, Rotbeize, Schwarzbeize, 
Rauchbeize) und definiert sie als „Färbungen des Glases mittelst Metallverbindungen 
und in der Hitze der Muffel... bei den Beizen ist. .. eine Färbung der obersten 
Schichte des Glases eingetreten und zeigt dementsprechend den Glanz des Glases, ist 
also mit ihm eins“ (Strehblow 1920, S. 143). 
Der Glashüttenchemiker Springer aus Zwiesel bestätigt zwar die Richtigkeit der Streh- 
blowschen Begriffe, verwendet aber nach wie vor „Ätzen“ anstelle von „Beizen“ (Sprin 
ger 1923, S. 63): 
„Strehblow hat in seinem schon erwähnten Buche für diese Techniken den Ausdruck 
,Beizen' (Gelbbeize, Rotbeize) eingeführt, was wohl ganz glücklich gewählt ist, weil ei 
nerseits das Wort ,Lasur“ ein Fremdwort ist und anderseits das Wort .Aetzen“ ganz un 
bezeichnend und irreführend wirkt, da man hierbei immer an ein Aetzen des Glases mit 
Flußsäure denkt; nachfolgend sind aber noch die alten technischen Ausdrücke beibe 
halten“. Springer verdanken wir eine ganze Reihe von Versuchen zur Silberbeize und 
den sich daraus ergebenden Erkenntnissen (Springer 1923, S. 62-78). 
Die Beizen können auch miteinander kombiniert werden (Strehblow 1920, S. 149): „So 
läßt sich auf ein und demselben Glase Gelb= und Rotbeize hervorbringen. Da ist zu be 
achten, daß die Gelbätze nicht in die reduzierenden Gase kommt, da sie dabei selbst re 
duziert würde und statt schön gelb grünlich=erdig aussehen würde. Es wird daher erst 
die Rubinätze gemalt und im Brand bis einschließlich des Schwarzbrennens gegangen, 
dieser also noch vollendet. Zu den nun schwarz erscheinenden Zieraten werden die 
gelb sein sollenden mit der Gelbbeize hinzugemalt; nach dem Trocknen wird der dritte 
Rotbeizebrand vollzogen, wobei sich gleichzeitig die Gelbbeize mit einbrennt.“ 
GELBBEIZE 
Eine kurze Definition sei vorangestelit: 
„Silbergelb, Gelbbeize, ist eine prächtig goldgelb glänzende, oberflächliche Färbung 
des Glases, hergestellt durch einfaches Einbrennen von Silbersalzen“ (Glasfachschulen 
1927, S. 17). 
Strehblows Beschreibung der Vorgänge ist wesentlich ausführlicher (Strehblow 1920, 
S. 144): 
„Man verwendet hierzu irgend eines der Silbersalze, wie Chlorsilber, kohlensaures oder 
salpetersaures Silber... am meisten wird das kohlensaure Silber verwendet. Diese 
Salze könnten allein nicht dünn genug oder auch nicht gleichmäßig genug auf das Glas 
aufgetragen werden, weshalb ihnen ein Mischkörper - meist sogenannte Gelbe Erde 
(das ist feinstkörniger Ton), Kaolin oder Eisenoxyd - zugegeben wird. Die gebräuch 
lichste solche Mischung ist 1 Teil kohlensaures Silber zu 5 Teilen Gelbe Erde, auch 
28 Teile Chlorsilber zu 10 Teilen Kupfervitriol zu 200 Teilen Gelber Erde wird genommen. 
Die Farbstärke und die verschiedentlichen Farbtöne der fertig gebrannten Gelbbeize 
hängen vom Silbergehalt des Gemisches ab, von der Dicke des Auftrages, von der 
Dauer des Brandes und der Hitzegrade und wesentlich von der Empfänglichkeit der 
Glasart... Je mehr Silbersalz verwendet wird, desto dunkler wird die Färbung ausfal- 
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