Versuche sind noch lange nicht abgeschlossen. Aber die wenigen, gut gelungenen Aus
fallstücke haben so glänzend schöne eigenartige Farberscheinungen, daß es doch nicht
überflüssig erscheint, einiges darüber zu berichten. Mir lagen einzigartige noch nie ge
sehene Gläser vor. Auf einem geheimnisvollen, durchsichtigen bläulichen Schein lagen
tiefschwarz=grünliche, große Punkte und Scheibchen, die wiederum eine zarte, sonder
bar splittrig erscheinende Goldbronzeumfassung zeigten. Auf andern hinwieder leuchtet
es in zauberischem kräftigen lichten Blau voll goldfärbigen und gelben, abwechselnd mit
feurig = rotgoldigen und grüngoldigen Flecken und Flimmern. Ein herrliches Glasstück
zeichnet sich wiederum durch einen matten Goldbronzeton aus, in dem feine graugrüne
Linien und Kreisflächen mit blaß = reingoldenen Einfassungen zu schwimmen scheinen.
Ein noch anderes ist feuerrot wie die Flamme, und in diesen Ton mischen sich grüngol
dige, tiefrote und mattkupfrige Ziergebilde. Dann erscheint eines wieder in leuchtend
stem blauen Gold - dieselbe Erscheinung des Schimmers und Glanzes des Goldes,
aber nicht in der goldgelben Farbe des Goldes, sondern sonderbar eben in Blau. Diese
einzigartigen Farb=, Schimmer= und Glanzerscheinungen sind - wie ich sehe - mit Wor
ten gar nicht zu beschreiben. Auch der so reizvolle Schiller auf den uralten Gläsern, die
durch Ausgrabungen zutage gefördert wurden, verblaßt gegen diese Schönheit. Die
Gläser bilden Prachterscheinungen, die nur noch von dem schillernden Glanze einiger
südlicher Schmetterlinge ein wenig übertroffen werden.
Mit der Ergründung dieser Geheimnisse und teilweise mit sehr guten Einzelergebnissen
haben sich hauptsächlich abgegeben: Professor Dr. B. Müller, ehemaliger Chemielehrer
an der Fachschule in Zwiesel, Professor J. Bönisch, Leiter der Malerwerkstätte an der
Staatsfachschule in Haida und Professor Dr. Ing. L. Springer an der Fachschule in Zwie
sel.
Als Ausfüllmittel für die Malmasse kommt wieder, so wie bei der Gelbbeize, die Gelbe
Erde, Eisenoxyd oder Porzellanerde zur Anwendung. Die Metallsalze werden mit dieser
und Gummiwasser, auch mit Öl und Lack wie die Glasschmelzfarben - möglichst fein
verrieben. In Hauptverwendung kommen wiederum die Silbersalze und neben diesen
die verschiedenen chemischen Verbindungen von Kupfer und Wismut. Die goldigen und
gelben Töne kommen zumeist von den Silberverbindungen, die roten von denen des
Kupfers, blaue von Wismut. Die Mischung der Salze und Metallverbindungen in Hundert
teilen anzugeben, um bestimmte Farberscheinungen zu erhalten, ist nicht gut möglich,
weil die Wirkung der verschiedenen Zusammenmischungen nicht von ihnen allein, son
dern gerade so sehr von der Glasart und den Hitzegraden der verschiedenen Brände
und der dabei wirkenden Rauchgase abhängt. Springer gibt in einem von ihm geschrie
benen Aufsatz wohl eine Anleitung zu einer Mischung, die hier wiedergegeben sei:
,100 g gebrannte Gelbe Erde werden mit 2,5 g Kupferoxyd und einer Lösung von 10 -
15 g Höllenstein (Silbernitrat) in 70 bis 100 Teilen Wasser versetzt! Hierauf läßt man zu
dieser Mischung solange verdünnte Salzsäure zutropfen, bis sämtlicher gelöster Höllen
stein in weißes käsiges Chlorsilber übergeführt ist, was dann der Fall ist, wenn bei wei
terem Zusetzen von Salzsäure keine Ausscheidung mehr auftritt; auf 10 g Höllenstein
treffen ungefähr 17 ccm reiner 12,4% Salzsäure. Als Bindemittel wird etwas arabischer
Gummi zugesetztL
Schon durch im Verhältnis wechselnden Zusatz von Silber=, bezüglich Kupfersalzen
oder beider vermengt, kann. man allein schon die Färbung des Glases aus den uns
schon bekannten Farben der Rot=, Gelb= oder Schwarzbeize verändern. Abter nicht nur
durch die Salzmischung allein ergeben sich eine Reihe von Spielarten, sondern sie hän
gen auch von den verschieden hohen Hitzegraden beim ersten Einbrennen, im Rauch
brand und in einem nachfolgenden Brand ab. Erhitzt man z. B. ein rubingebeiztes Glas
gleich nach seinem dritten Brand so arg, als es das Erweichen des Glases nur zuläßt, so
200