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Volltext: Glas 1905 - 1925 : vom Jugendstil zum Art deco

erhalten wir metallisch=rotglänzende Bronzetöne. Nun kann man aber auch eine Mi 
schung z. B. mit wenig Silbersalz auf die ganze Vase streichen und auf den getrockne 
ten Anstrich mit einer anderen Mischung Zierate, sagen wir: nur einfache große Punkte 
und Linien anbringen, also teilweise Übermalung auf Untermalung. Brennen wir dies ein, 
so erhalten wir ein schönes gelbes Glas und darauf eine mit diesem verschiedenfarbige 
Zier. Brennen wir dieses Ergebnis in einem schwachen Rauchbrand, so geht der gelbe 
Untergrund in ein zartes, abgedämpftes, liebliches Blau über, oft auch in Grünblau bis 
ins Veilchenblau, auf dem dunkle gerandete Punkte stehen. Wiederholen wir den letzten 
Vorgang, aber lassen wir die Rauchgase erst bei sehr hoher Hitze einwirken und lassen 
darnach sehr langsam abkühlen, so erhalten wir abermals ganz neue Ergebnisse. Ein 
dritter Brand ohne Rauchgase verändert die Farben und die Glanzwirkungen abermals; 
die Farben werden zu ihrem weiteren Vorteil teils reiner und schöner, manche zu ihrem 
Nachteil aber trüber und erdiger. Sehr hohe Hitzegrade geben die schönsten Glanzwir 
kungen. Auch die Art des Farbenauftrages spielt eine große Rolle. Je nach dem man die 
Malmasse dick oder dünn legt, erscheint die Beeinflussung als hellere oder dunklere, 
farbigere oder weniger farbige. Das Ausspreizen des vollen Pinsels gibt oft prächtige 
Wirkungen, ebenso wenn man verschiedene Malmassen, aus verschiedenen Salzen be 
reitet, wenig nur ineinander malt, wischt, gegenseitig überfährt oder durcheinander 
streicht. 
Nun kann man auch gemattete Glasgefäße zum Bemalen verwenden; entweder mattet 
man das ganze Glas, oder man bringt einen matten Zierat auf dem Glase an. Diese Mat 
tungen ergeben auch wieder andere Erscheinungen. Fertig gebrannte Rauchbeizen 
können dann noch mittelst Flußsäurebäder (wie sie im Abschnitt Glasätzen angegeben 
sind) ein wenig, mehr, oder fast ganz, im ganzen oder nur an bestimmten Stellen abge 
ätzt werden und liefern so abermals ganz überraschend schöne Neuergebnisse. Natür 
lich darf die Flußsäure nur ganz kurze Zeit einwirken. 
Sehr wichtig ist auch die Zusammensetzung des Glases und seiner Entfärbungsmittel, 
da von ihnen das Durchdringungsvermögen der Metallsalze und die dabei entstehende 
Bildung von festen Lösungen im Glase beim Einbrennen abhängt und davon wiederum 
die Färbung und der Glanz der Beizen. Wir wissen ja schon von früher her, daß einer 
seits für die Gelbbeize nur eine besondere Glasart sich eignet, die für die Rotbeize we 
niger geeignet ist. Zur Unterstützung der Beizen wird auch dem Glassatz für die 
Schmelze im Glasofen schon ein oder das andere Metallsalz zugesetzt, es können aber 
auch in der Masse gefärbte Gläser für Rauchbeizen verwendet werden. 
Jedenfalls ist vor Augen zu halten, daß die so verschiedenartigen Veränderungen, die 
Farbtöne und die Farbwerte, der Schimmer und der metallische Glanz abhängen von 
den verschiedenen verwendeten Metallsalzen und ihren Mischungsverhältnissen unter 
einander, von der Dicke und der Art ihres Auftrages, von der Einbrennhitze, von den 
Rauchgasen und bei welchen Hitzegraden sie wirken gelassen werden, vom Nach 
brande und nicht zum geringsten von der Glasart und von den in dieser schon enthalte 
nen Metallverbindungen. Gelingt es diese Art der Malerei zu sicheren Ergebnissen zu 
bringen, so würde sie eine der edelsten Verzierungsmöglichkeiten ergeben.“ (Streh- 
blow 1920, S. 150-156). 
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