DIE ROSENMARKE, KOMBINIERT MIT DEM WW-MONOGRAMM IM
HOCHOVAL
Wie so häufig bei der Kennzeichnung von kunsthandwerklichen Gegenständen, ist auch
bei Wiener Werkstätte-Objekten die charakteristische Kombination mehrerer Marken
aufschlußreich. Rosenmarke, WW-Monogramm im Hochoval, Entwerfer- und Handwer
kermonogramm sowie fallweise die amtliche Feingehaltspunze sind auf Wiener Werk
stätte-Metallobjekten der Jahre vor 1905 oft eingeschlagen. Auf die Rosenmarke wurde
bereits näher eingegangen; das hochoval gerahmte WW (Abb. 156, S. 147) wurde von
der Wiener Werkstätte zwar nicht als Marke angemeldet, jedoch beim Wiener Punzie-
rungsamt im Namenspunzenregister eingetragen - daher vielleicht auch die Beschrän
kung auf Metallobjekte. Auf anderen Materialien war das WW-Monogramm im Hochoval
bisher nicht zu finden.
Neben Gegenständen, die ich im Original untersuchen konnte, waren für meine For
schungen vor allem zahlreiche alte Fotos aus dem Archiv der Wiener Werkstätte wichtig.
Diese zeitgenössischen Fotos ließen bei entsprechender Vergrößerung die Kennzeich
nung meist relativ deutlich, manchmal nur unscharf erkennen. Die Abbildungen 149 bis
193 (S. 144-171) zeigen eine Auswahl dieser Objekte mit ihrer Kennzeichnung, die verti
kal, horizontal oder kreuzförmig, seltener in einem imaginären Dreieck oder Rechteck,
angeordnet sein konnte.
Die bisher untersuchten Metallobjekte mit dem WW im Hochoval sind entweder glatt
oder gehämmert; die Gegenstände selbst scheinen ausnahmslos aus der Frühzeit der
Wiener Werkstätte zu stammen und sind formal durchwegs bemerkenswert. Zum silber
nen Fruchtaufsatz (Abb. 151, S. 145) fand ich den Entwurf Hoffmanns (Abb. 149, S. 144),
der noch den Rosenmarken-Stempel aufweist. Aus dem Originalfoto herausvergrößert,
zeigt die Kennzeichnung (Abb. 150, S. 144) noch deutlich genug die vertikale Abfolge
von Rosenmarke, WW-Monogramm im Hochoval, Dianakopf im Fünfpaß und das Mono
gramm von Josef Hoffmann. Unscharf, wenn auch immer noch deutbar, ist auch die ein
geschlagene Kennzeichnung der Sauciere (Abb. 152, 153; S. 146) und der Jardiniere
(Abb. 154-155, S. 147). Klarer treten die eingeschlagenen Zeichen im Detailfoto dann in
Erscheinung, wenn die Objekte selbst zur Verfügung standen (Abb. 157-173, 177-184,
187-192; S. 148 ff.). Doch sind manchmal sogar Vergrößerungen nach zeitgenössischen
Fotos relativ scharf (Abb. 175, S. 158).
Trotz aller Nachforschungen ist mir bisher die Bedeutung eines Buchstaben, der wie ein
kursiv geschriebenes A aussieht (Abb. 192, S. 170), rätselhaft geblieben. In der Nähe
der Wiener Amtspunze eingeschlagen, steht er vielleicht mit der amtlichen Punzierung
in Zusammenhang. Unaufgeschlüsselt ist bis heute auch das Zeichen eines Silber
schmiedes (Abb. 177, S. 159), der wohl um 1905 nicht mehr an der Wiener Werkstätte tä
tig war; er ist in der Zusammenstellung der Handwerker im Arbeitsprogramm von 1905
nicht enthalten.
Zu den interessantesten Lampen der Frühzeit mit dem WW im Hochoval (Abb. 184,
S. 164) zählt zweifellos jene „Stehlampe für elektr. Licht“ (Neuwirth, WW Avantgarde
1984, Nr. 4, S. 29), deren moderne Nachahmung seit Ende Mai 1985 in Wien feilgeboten
wird.
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