Gestempelte Werknummern und Künstlermonogramme sind auf Entwürfen und Werk
zeichnungen ebenfalls häufig zu finden (Abb. 6, 7; S. 18, 19); manchmal tragen diese al
lerdings nur ein Künstlermonogramm (Abb. 20, 21; S. 34, 35) oder einen Vidierungsver-
merk, der manchmal irrtümlich als Monogramm des Entwerfers gedeutet wird.
Die folgenden Kapitel vorwegnehmend, seien aus ihnen nachstehende Schlußfolgerun
gen gezogen:
ROSENMARKE UND WW-MONOGRAMM IM HOCHOVAL - 1903 BIS 1905
Alle bisher untersuchten Metallobjekte (Originale oder Fotos im Archiv der Wiener
Werkstätte) mit der oben genannten Markenkombination können in die ersten Jahre der
Wiener Werkstätte datiert werden; unterstützt wird diese Annahme durch die Tatsache,
daß alle diese Objekte entweder von Josef Hoffmann oder von Kolo Moser entworfen
wurden, keines von später für die Wiener Werkstätte arbeitenden Künstlern. So fand ich
bisher keinen so bezeichneten Gegenstand nach Entwurf von Carl Otto Czeschka.
HANDWERKER-KENNZEICHEN IM ARBEITSPROGRAMM VON 1905
Einige Seiten aus dem Arbeitsprogramm der Wiener Werkstätte (1905) stellen eine wert
volle Dokumentation in bezug auf Handwerker-Kennzeichen dar. Der Text dieses Ar
beitsprogramms war auch in der Zeitschrift Hohe Warte (I. Jahrgang 1904-5, S. 268) pu
bliziert worden; darin sind die Handwerker-Zeichen allerdings nicht enthalten. Erst eine
Broschüre, die - ohne Monatsangabe - in das Jahr 1905 datiert ist, bildet die damals
einzige Schutzmarke (die Rosenmarke), das WW-Monogramm sowie Künstler- und
Handwerker-Kennzeichen ab.
Die letztgenannten sind in meinem Buch „Wiener Werkstätte - Avantgarde, Art Deco, In
dustrial Design“ (Wien 1984, S. 23-24) wiedergegeben. Handwerker-Kennzeichen, die
im Arbeitsprogramm nicht Vorkommen, sind daher später anzusetzen - nicht vollständig
auszuschließen ist allerdings, daß einzelne Handwerker kurzfristig vor 1905 für die Wie
ner Werkstätte tätig waren und noch vor Veröffentlichung des Arbeitsprogramms aus
dem Unternehmen ausschieden, daher 1905 nicht aufscheinen.
DIE ROSENMARKE UND DAS HOHE WW-MONOGRAMM OHNE UMRAHMUNG - UM
1904/05
Auf der Metalltafel des Hauptpunzierungsamtes (Abb. 156, S. 147) ist gleich rechts ne
ben dem WW-Monogramm im Hochoval ein WW-Monogramm eingeschlagen worden,
das durch seine schmale Form charakterisiert ist. Marken dieser Art sind auf Objekten,
die etwa 1904/05 zu datieren sind, zu finden (Abb. 197, 198; S. 176, Abb. 205, S. 180),
also in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum WW-Monogramm im Hochoval. Die schmale
Form kam ohne Zweifel der Verwendung auf Gittergefäßen (Abb. 197, 198; S. 176) sehr
entgegen, doch wurde sie nicht ausschließlich auf diesen angebracht (Abb. 205, S. 180).
Es bleibt zu überprüfen, inwieweit dieses schmale WW-Monogramm nur in einer kurzen
Zeitspanne verwendet wurde; auf keinem der Objekte von Carl Otto Czeschka, der be
kanntlich ab 1905 für die Wiener Werkstätte tätig war, konnte ich diese Art des WW-Mo-
nogramms finden.
OBJEKTE MIT DEM COC-MONOGRAMM - NACH 1905
Mit dem Beginn der Tätigkeit von Carl Otto Czeschka für die Wiener Werkstätte um 1905
ist ein terminus post quem gegeben; die mit dem COC-Monogramm versehenen Metal
lobjekte sind daher charakteristisch für die Zeit ab 1905. Sie zeigen ein WW-Mono
gramm, das etwas breiter als das vorhin genannte ist (Abb. 211, S. 183). Das Silber-
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