Weltausstellung Paris (Von der Pariser Ausstellung. XIV., in: Centralblatt 1890, S. 4):
„Seit einem halben Jahrhunderte hat die Glasfabrik u Raffinerie in Klostermühle von Joh.
Lötz’ Wwe., Inhaber Max Ritter v. Spaun, das Bestreben gezeigt, den alten Ruhm der böhmi
schen Glasmacherkunst hoch zu halten. Namentlich seit den letzten 10 Jahren hat der Be
trieb einen stets zunehmenden Aufschwung genommen, was wohl den steten Fortschritten
der Kunst- und Farbengiasfabrication, nicht minder jedoch auch der tüchtigen commerciellen
Leitung, den zahlreichen Niederlagen in Wien, Paris (Bontigny), Hamburg, Berlin zuzuschrei
ben ist. R. v. Spaun. welcher selbst emsig bemüht ist, die Production seiner Fabrik auf voller
technischer und künstlerischer Höhe zu erhalten, ist stets bestrebt, auf dem Gebiete des
Farbenglases uns durch stete Neuheiten zu erfreuen. Es gilt dies namentlich von den Nach
ahmungen der Halbedelsteine, die an und für sich durch ihre schönen Farben, durch ihren
glasigen Glanz, ihre vielfachen Adern, Marmorirungen schon zu Reproductionen in Glas hin-
weisen. Andererseits ist es auch der schöne decorative Effect derartiger Arbeiten, deren viel
fache Verwendbarkeit zu Luxusgegenständen, zu den verschiedenen Artikeln in Metallfas
sung, welche diese schöne Production als empfehlenswerth erscheinen lassen. Seit Jahren
bemerken wir die steten Fortschritte der Spaun’schen Fabrication, und die vorjährigen Aus
stellungen in Wien, in München und Brüssel haben wohl in überzeugendsterWeise erwiesen,
dass die Leistungen auf diesem Gebiete den höchsten technischen und künstlerischen An
forderungen genügen konnten, was auch durch Verleihung von ersten Preisen anerkannt
wurde. So hat das im Vorjahre vorgeführte Onyxglas mit seinen vielfachen Farbenmischun
gen des Steines, in schönen, beinahe classischen Gestaltungen den Beifall des Publicums
und des Grosshandels gefunden und zu zahlreichen Aufträgen Veranlassung geboten. Gleich
Rühmliches lässt sich von dem in der Technik so complicirten Intarsiaglase sagen, und den
vielgenannten und bewunderten Octopusarbeiten. Schon in der Münchener Ausstellung war
ein leuchtendes helles Roth zu bemerken, welches der Hoffnung Raum gab, dieser überra
schend schönen Farbe in selbständigen Formen zu begegnen. Ritter v. Spaun beschäftigte
sich schon im Jahre 1888 mit der weiteren Verwerthung dieser schönen Farbe, welche an
den einst so viel begehrten und getragenen Carneoi erinnert, und es gelang ihm dem Glase
all den milden Farbenglanz die zierlichen Aederchen zu verleihen, welche diesen farben
prächtigen Stein auszeichnen. Die milden Farben, die der Wahrheit nahekommende Imitation
eignen sich so recht zur Decorirung mit Metallen, namentlich mit Gold, und die in Paris aus
gestellten Carneolglaswerke haben wohl zu jenen Arbeiten gezählt, die zu den sensationell
sten Erscheinungen der Ausstellungen gerechnet werden müssen. Sie haben wohi Alles in
Schatten gestellt, was bisher auf dem Gebiete der Halbedelsteinimitation geleistet wurde, ja
es konnte überhaupt für derlei Luxusartikel kein edlerer und der Giasnatur so anpassender
Stein gefunden werden, wie es mit Recht vom Carneoi zu sagen ist.
Dasselbe gilt auch von den Intarsia- und Victoria-Glasarbeiten, welche die Bewunderung aller
Fachkreise gefunden haben. Wir sehen hier mit Vergnügen thatsächliche Neuheiten, wahre
Prachtwerke in einer vollendeten technischen und künstlerischen Ausführung, die der böhmi
schen Glasindustrie, der gesammten kunstgewerblichen Production Oesterreichs zur hohen
Ehre gereichen. Hervorragende Pariser und ausländische Museen haben von dem .Carneol-
glas, dem ,Victoria-Intarsia' angekauft. Im Vereine mit dem bedeutendsten und meistge-
schätzten .Grand prix‘ sind dies Erfolge, die wohl nur von wenigen Industriellen erreicht wer
den.“
Jubiläumsausstellung Wien (Julius von Bük, Zur Jubelfeier des k.k. Museums für Kunst und
Industrie in Wien, in: Sprechsaal 1889, S. 331):
„.. . die Glashütte Klostermühle von Spaun, die bestrebt waren, durch Neuheiten ihre stete
Schaffensfreudigkeit zu bestätigen. So zeigen die ausgestellten Objekte Spauns in beschei
denen Größen einen erfreulichen Aufschwung der Leistungen, eine Rückkehr zu den, dem
Glase gebührenden Kunstformen .. .“
1890
Land- und forstwirtschaftliche Ausstellung, Wien (Centralblatt 1890, S. 193):
„Wenn wir in unserer vorigen Besprechung C. Stölzle’s Söhne Ausstellungs-Collectionen mit
Rücksicht auf die Mannigfaltigkeit und Zweckdienlichkeit des Gebotenen den ersten Platz an
gewiesen haben, so können wir mit demselben Rechte die effect- und stylvolle Exposition
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