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des Ritter von Spaun als die alleroriginellste bezeichnen. Die Firma, welche in der Erzeugung 
von Luxus-Artikeln excellirt, hat ihr Bestes eingesetzt und man weiss wahrhaftig nicht, ob 
man der Carneol-Monstre-Lampe oder dem Theetische mit Carneolglasplatten den ersten 
Preis zuerkennen soll. Uebrigens verdient hervorgehoben zu werden, dass fast sämmtliche 
von R. v. Spaun zur Schau gestellten Objekte bereits gelegentlich der Pariser Weltausstel 
lung den ,grand prix' davongetragen haben und dass sie gegenwärtig, insoferne der Ausstel 
ler selbst als Jurymitglied fungiert, ,hors concours' auftreten. 
Wir dürfen hier als bekannt voraussetzen, dass man in den letzten Jahren auf dem Gebiete 
der Edelsteinfabrikation bahnbrechende, von Erfindung zu Erfindung drängende Fortschritte 
gemacht hat. Hand in Hand mit der Darstellung künstlicher Edelsteine auf chemischem und 
elektrolytischem Wege ging die fabriksgemässe Erzeugung von Halbedelsteinen. Imitationen, 
wie Jaspis, Carneol, Malachit, Achat etc., welche eine in Structur (Aederung), Form, Farbe, 
Glanz und hinsichtlich des mechanischen Verhaltens täuschende Nachahmung der betreffen 
den Mineralien bezweckten. War durch die künstliche Edelsteinfabrikation auf dem Edelstein 
markte eine förmliche Revolution erzeugt worden, so erregten die für die Verfertigung der 
bislang in Porzellan oder Bronce gehaltenen Luxus-Waaren in Gebrauch kommenden Halbe 
delstein-Imitationen - allen voran das Carneol durch den Reiz seines abgetönten, weichen 
Glanzes und seiner zart-rosigen infolge seiner natürlichen Aederung um so wirkungsvollerer 
Couleur - in den Kreisen der Interessenten berechtigtes Aufsehen. 
Carneol ist in den Augen des Mineralogen nichts anderes, als ein roth gefärbtes Calcedon, es 
hiess also vor Allem eine möglichst billige Fabrikation von Calcedon im Grossen ausfindig zu 
machen. Die in den Glashütten-Laboratorien diesbezüglich angestellten Versuche wurden 
auch von Erfolg gekrönt, jedoch gelang es den Wenigsten, der so hergestellten Carneol-Imit- 
ation eine solche Beschaffenheit zu geben, um sie für die Fabrikation von Luxus- und Deco- 
rations-Artikel im Ganzen geeignet zu machen. Insbesondere stellten sich der entsprechen 
den Politur des gewonnenen, durch entsprechende Metalloxyde rosig gefärbten Glasflusses 
mannigfache Schwierigkeiten entgegen. Erst v. Spaun gelang es, künstliche Carneol-Platten 
herzustellen und zur Erhöhung des Effectes darauf auch allerlei feine Glasornamentirungen 
anzubringen. ._ 
Seine Carneol-Fabrikate, die öffentlich zum ersten Male auf der Pariser Weltausstellung figu- 
rirten, fanden auch viele Bewunderer und wie schon erwähnt, die verdiente Anerkennung. 
Denn diesmal waren die österreichischen Glasindustriellen den Franzosen thatsächlich vor 
angeeilt. Jedenfalls ist die Einführung von Carneol-Luxus-Artikeln auf dem Weltmarkt neuer 
lich nur ein Beweis, dass die österreichischen Glasindustriellen sich auch auf einen höheren 
künstlerischen Standpunkt zu stellen wissen und sich nicht damit begnügen, nur die techni 
sche Gestaltung zu vervollkommnen, sondern auch den Impuls zur Ausbildung neuer, für die 
Zukunft der Glasindustrie bedeutsamer Fabrikationszweige von bleibendem kunstgewerbli 
chem Werthe zu geben. 
Was nun die exponirten Gegenstände selbst anbelangt, die auch einen lebhaften Absatz fin 
den (so wurde die bereits erwähnte preisgekrönte Salonlampe nicht weniger denn 5 Mal 
nachbestellt u.A. auch vom Grafen Montecucoli) so nimmt zu allererst die imposante Car- 
neol-Lampe in reicher Goldbronce-Montirung den Blick gefangen. Der untere Ständer der 
Lampe ist aus einem eigenthümlich gedrehten Carneol hergestellt (gegossen), was die Wir 
kung des Ganzen nur noch erhöht. Etwas Herrlicheres als diese 1 1/2 Meter hohe Lampe in 
einem prunkvollen Schlosssaal versetzt, in matt, rosigem, gedämpftem Licht erglänzend, 
etwa von den zwei nicht minder künstlerisch ausgeführten schlanken Carneol-Jardinieren 
flankirt, in denen ein Riesenstrauss von Rosen, Camelien, Calceolanen und Fuchsien eben 
durch die Zusammenstimmung mit dem sie umgebenden rosig-schimmernden Material, die 
reizvollsten Farbeneffecte zaubert - lässt sich gar nicht denken. 
Ein Prachtstück der ganzen Collection ist auch der bereits erwähnte Tisch mit eingelegter 
Carneolplatte. Sehr originell und harmonisch berührt es, dass das auf dem Tische sich prä- 
sentirende Theegeschirr in dem gleichen Material wie ihre Unterlage gehalten ist. Auch die 
feine, discrete Goldrandzeichnung (welche, wie Schreiber dieses von einem Arbeiter der 
Klostermühle-Fabrik erfahren, vom R. v. Spaun selbst herrührt), auf der Carneolplatte ver 
dient bemerkt zu werden. Ueberhaupt finden wir es vom künstlerischen Standpunkte ent 
sprechend, dass in den Klostermühler Carneol-Fabrikaten die Golddecoration nur sparsam 
angewendet wird, sonst würde das Ganze leicht den Eindruck des Ueberladenen machen. 
Einen äusserst feinen Geschmack verrathen die Liqueur- und Cognac-Service, eine Eis-Gar 
nitur in Form von Seerosen. 
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