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golddecoration und Königsblau alternierend auftritt, aber bald weiter um sich greift und na 
mentlich während der Biedermeierzeit in einzelnen kleineren Porcellan- und Steingutfabriken 
zu einem über Gebür hervorgekehrten Effectmittel gesteigert wird; findet man doch ganze 
Service und Vasen, deren einziger Schmuck der intensive Überzug der ganzen Oberfläche 
mit Kupferlüster bildet. Bei einem Theile spielt der Kupferglanz in die violette Farbe hinüber, 
bei einer anderen Gruppe wird jedoch lediglich das Aussehen von blank geputzten Metallge 
fäßen angestrebt, also eine jener vielen offenbaren Materialwidrigkeiten, an denen die vor 
märzliche Zeit nichts weniger als arm ist. 
Erst viele Decennien später wurden die Lüsterwirkungen in der Steinzeug- und Faienceindu- 
strie wieder mit künstlerischem Geschmack verwendet, indem sie den keramischen Charak 
ter des Gegenstandes nicht verleugneten und dennoch einen prächtigen Farbenglanz mit ab 
wechslungsreichem Schiller in den verschiedensten Mustern boten. Obenan steht der Fran 
zose Clement Massier in Golfe Juan, der seit mehr als 10 Jahren die gelungensten Objecte 
dieser Art erzeugt, ferner der kürzlich verstorbene Ungar W. Zsolnay in Fünfkirchen, dessen 
Eosin-Lüster der alten Gubbiotechnik nachstrebt. Hervorragende Vertreter dieser Richtung 
sind auch die Fabrik von Luneville, welche mit dem Regenbogenlüster des Massier wetteifert, 
sowie Kähler in Nestved (Dänemark), der sich wieder mehr auf den rothen Kupferlüster ver 
legt, jedoch in weiser Beschränkung keinen gleichförmigen Metallüberzug anstrebt, um kein 
Verbrechen gegen das Gesetz der Material-Aufrichtigkeit zu begehen. In der Keramik, na 
mentlich in jenen Gruppen, deren Scherben nicht weiß sind, kann man von Lüsterwirkungen 
einen ausgiebigen Gebrauch machen, wenn nur die Hauptbedingung erfüllt bleibt, dass man 
kein Metallgefäss wiederzugeben trachtet. 
Ebenfalls ungefährlich wäre die Anwendung des Lüsters auf anderen Gebieten, die von vorn 
herein die Möglichkeit einer Verwechslung mit Metallobjekten ausschließen; doch sind hier 
kaum die ersten Anfänge zu constatiren. Vor einigen Jahren wurden z. B. Versuche mit einem 
sogenannten „Regenbogenpapier“ gemacht, das jedoch wieder von der Bildfläche ver 
schwand, ohne dass diese Specialität ausgenützt worden wäre. 
Nur mit der größten Rückhaltung möge man dagegen die Metallreflex-Wirkungen in der Glas 
industrie gelten lassen, obwol die gegenwärtige Mode geradezu das Gegentheil fordert. Bei 
der großen Beliebtheit, welcher sich heute die metallisch schillernden Glasgefäße erfreuen, 
dürfte es sich empfehlen, deren Geschichte in den letzten Jahrzehnten näher zu verfolgen. 
Man muss hier zunächst zwischen dem discreten und älteren Irisglas unterscheiden und dem 
neuerdings prädominirenden, ins Metallgebiet hinübergreifenden Lüsterglas. Die ersten Ver 
suche von irisirenden Gläsern sah man 1873 in der ungarischen Abtheilung der Wiener Welt 
ausstellung u. zw. Krystallgläser mit regenbogenfarben-schillernden Oberfläche aus der Glas 
hütte von J. G. Zahn in Zlatno. - Der Chemiker Paul Weiskopf, der uns hierüber berichtet, griff 
selbst mit großem Erfolge in diese Frage ein, indem er statt der Verbrennung von Haferspreu 
die man seit den fünfziger Jahren auch schon in Böhmen anwandte, die entscheidenden Me 
tallsalze u. zw. Zinnsalz, salpetersaures Strontion und salpetersaures Baryt einführte. Nach 
Weiskopfs frühem Tode im Jahre 1878 wurden noch andere Metallsalze, wie Silbernitrat oder 
Wismuthnitrat zu Versuchen herangezogen, wodurch sich die Irisdecoration immer mannig 
faltiger gestaltete. - Das für die heimische Glasindustrie so bahnbrechende Haus L. Lobmeyr 
in Wien erkannte sofort, dass mit dieser Art der Metallreflex-Wirkungen der Hohlglasdecora- 
tion ein neues Feld eröffnet sei und lies auf diese Weise behandelte Krystallgläser herstellen, 
mit welchen es auf der Sommerausstellung 1876 im Münchner Glaspalaste viel Aufsehen er 
regte. Um dieselbe Zeit hat auch im Isergebirge Josef Riedel u. a. in der Maxdorfer Hütte Iris 
gläser verfertigt (diese Irisirungen wurden - wie uns ein Probestück in der chemischen 
Sammlung der Reichenberger Staatsgewerbeschule vom Jahre 1876 zeigt - an der Glasma 
cher-Pfeife gemacht. Dasselbe Verfahren wird uns auch von der bekannten englischen Firma 
Webb berichtet ((Wagners Jahresbericht der chemischen Technologie 1878 p. 575.)).) 
Dieser schönen, dem Glanz einer Seifenblase gleichenden Decorationsweise, die den Glas 
charakter und ganz besonders die völlige Durchsichtigkeit des Glases, eine seiner wesent 
lichsten Eigenschaften, unangetastet lässt, folgte bald eine andere, im Effect noch großarti 
gere, der man jedoch die eben gerühmte, wichtige Tugend nicht nachrühmen kann. - Der 
Amerikaner Louis Comfort Tiffany einer der Söhne der bekannten Silberwaaren-Fabrik Ch. 
L. Tiffany, hat das „Verdienst“, „mit dem Vorurtheile, das Glas müsse unbedingt das Licht 
durchlassen“, gebrochen zu haben. Gewiss, Tiffany hat auf dem Gebiete der Glasdecoration 
sehr bedeutende Verdienste, indem er bahnbrechend in die Entwickelung unserer modernen 
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