Beleuchtungskörper eingriff und auch als Reformator der Glasgemälde bezeichnet werden
muss; die vielen technischen Kunststückchen - besonders das oftmalige theilweise Überfan
gen des Glaskölbchens - sind zweifellos das Product eines staunenswerten Studiums. Ob
aber die intensiven Lüsterwirkungen, welche die meistgenannten „Fabrile“-Gläser aufweisen,
und welche auch überall Schule gemacht haben, nicht eher auf das Schuldconto zu setzen
sind, das ist eine andere Frage. - Tiffanys Pariser Vertreter S. Bing setzte sich für diese Glä
ser warm ein, und durch dessen Vermittelung war bereits im Sommer 1897 eine Ausstellung
einer großen Collection von Tiffanygläsern im Nordböhmischen Gewerbemuseum zu Rei
chenberg ermöglicht, die hierauf auch nach Wien wanderte; andere Städte von Österreich
und Deutschland folgten bald nach. Trotz der ungemein hohen Preise fanden die eigenarti
gen Erzeugnisse viel Liebhaber und Käufer, und auch das Nordböhmische Gewerbemuseum
hat, um das Genre vertreten zu haben, einige Stücke erworben, von denen die beigefügte
Chromotypie drei Gläser - darunter auch die charakteristische Pfaufederdecorflasche, deren
Form den altpersischen Rosenwasserflaschen entnommen ist, zum erstenmale in Farben
wiedergibt.
Österreich, das ja bereits durch seine Initiative bei der Erfindung der Irisgläser vorangegan
gen war, bemächtigte sich sehr rasch auch der Lüstergläsertechnik, deren chemische Vor
aussetzungen (Behandlung mit harzsauren Salzen, sogenannten Resinaten) mit denen der
Irisgläser zum Theile übereinstimmen. Die besten, dem Tiffanylüster keineswegs nachstehen
den Producte brachte die deutsch-böhmische Glashütte von Klostermühl, Joh. Lötz Witwe
(Max Ritter von Spaun), zu stände, welche 1898 auch ein Privileg darauf nahm. Unter den ver
schiedensten Namen wurden die theilweise von einander abweichenden Unterabtheilungen
dieser Gruppe auf den Markt gebracht, z. B. als Olympiaglas (nach altclassischen Vorbildern),
Papilionglas (nach dem Glanze einiger Schmetterlingsflügel) - auch Babylonglas (nach asiati
schen Ausgrabungen des Altertums) genannt - , Arkadiaglas, Phänomenglas u. s. w. - Vom
leichten Muschelfarbenschimmer und dem Irisglanz antiker Ausgrabungen angefangen, gibt
es da die ganze Stufenleiter von Metallreflexwirkungen bis zur höchsten Steigerung, ver
gleichbar einer im Feuer angelaufenen Stahlklinge, einem im Sonnenschein glitzernden Ro
senblattkäfer oder einer Auswahl der leuchtendsten Kolibrifedern (Um die Künstler in dieser
Beziehung noch weiter anzuregen, war bekanntlich vor zwei Jahren im Kunstsalon von Keller
und Reiner in Berlin eine Sammlung von indischen und amerikanischen Pracht-Schmetterlin
gen ausgestellt, ein Gedanke der sich fruchtbringend noch viel weiter ausgestalten ließe.) -
Um die Wirkung durch Contraste womöglich noch zu steigern, werden derartige Gläser, die
jetzt als ganz besonders modern und begehrenswert gelten, auch noch häufig in Metall mon-
tirt, entweder in getriebener phantastischer Goldschmiedearbeit, z. B. von H. Schaper in Ber
lin (Abgebildet z. B. im Kunstgewerbeblatt 1900 p. 144 ff.) oder mit galvanisch niedergeschla
genen Silberverzierungen, z. B. von Adolf Zasche in Gablonz (Namentlich die in der allerjüng
sten Zeit vom Zasche ausgeführten Objecte, zu denen Carl Lederle die Entwürfe gemacht,
sind recht graziös und gefällig). - Unter dem Eindrücke der Modeforderungen werden jetzt
die verschiedensten Lüstergläser von allten Seiten auf den Markt gebracht; von den in dieser
Beziehung zu nennenden Glashütten aus Böhmen mögen nur noch die in Kosten und Dux
(Joseph Rindskopfs Söhne) angeführt werden.
METALLÜSTER VON BRIANCHON
Dr. Christ. Heinr. Schmidt, Die Fabrikation der für die Glasmalerei, Emailmalerei und Porzell
anmalerei geeigneten Farben, Weimar 1861, S. 262-270:
Verfahren Metallüster auf Porzellan etc. zu erzeugen von Brianchon.
Salvetat hat über dieses Verfahren an die Societe d’encouragement einen Bericht abgestat
tet, welchem wir das Nachstehende entnehmen.
Brianchon, Porzellanmaler in Paris, rue Fenelon 7, hat das Verfahren zur Bereitung der Lüster
in der Art modificirt, daß man im Stande ist, den Thonwaaren das Ansehen von Gold, oder
farbloser, oder gefärbter Perlmutter, so wie den irisirenden und wechselnden Reflex gewis
ser Muschelschalen zu ertheilen. Er fand, daß das Wismuthoxyd im höchsten Grade die
Eigenschaft besitzt, das von den verglasten Flächen, auf welchen es in dünner Schicht ange
bracht ist, reflektirte Licht zu zersetzen, daß es diese Eigenschaft verschiedenen Oxyden, mit
279