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Paul Randau, Die farbigen, bunten und verzierten Gläser, Wien-Leipzig 1905, 
S. 146-154: Die irisierenden Gläser 
Die irisierenden Gläser. Die mit diesem Namen bezeichneten Gläser zeichnen sich dadurch 
aus, daß sie an ihrer Oberfläche ein prachtvolles Farbenspiel in allen Farben des Regenbo 
gens zeigen. Man kann dasselbe sowohl an farblosen als an farbigen Gläsern hervorbringen; 
da sich jedoch die Regenbogenfarben am schönsten an farblosen Gläsern zeigen, wendet 
man gewöhnlich ein farbloses stark glänzendes Glas zur Anfertigung der irisierenden Gegen 
stände an. 
Bekanntlich zeigen Seifenblasen, wenn man sie so lange aufbläst, daß die Wandungen der 
Blase sehr dünn werden, das Irisieren in der schönsten Weise; dasselbe kommt dadurch zu 
stande, daß das Licht in der sehr dünnen Seifenschichte zerlegt wird; überhaupt ist das Irisie 
ren eine Eigenschaft farbloser Körper, wenn sie dieselben in sehr dünnen Schichten vorfin 
den. Preßt man z. B. eine ziemlich schwach gewölbte Konvexlinse mittels einer geeigneten 
Vorrichtung gegen eine ebene Platte aus schwarzem Glase, so bilden sich um den Punkt, an 
welchem sich die Linse und die Kugel berühren, farbige Ringe in den Regenbogenfarben; in 
diesem Falle sind es die sehr dünnen Luftschichten, welche rings um den Berührungspunkt 
lagern, welche diese Farbenerscheinung hervorrufen. Schlechtes (das ist leicht zersetzba 
res) Glas zeigt oft sehr schönes Irisieren; durch die Einwirkung der Atmosphärilien wird das 
Glas an der Oberfläche angegriffen und ungemein dünne Blättchen von zersetztem Glase an 
der Oberfläche abgeschieden, welche dann die Ursache des Farbenspieles sind. 
Man kann aber das Irisieren des Glases auch auf künstlichem Wege hervorrufen, indem man 
die fertiggestellten Glasgegenstände mit solchen Chemikalien behandelt, welche eine ober 
flächliche Zersetzung des Glases hervorrufen. Da bei richtiger Ausführung der Arbeit die Ent- 
glasungauf der ganzen Oberfläche des Glases bis zu dem gewünschten Grade fortschreitet - 
welcher von der Dauer der Einwirkung abhängt, so kann man den Gegenständen hierdurch 
das schönste Farbenspiel erteilen. 
Wir kennen verschiedene Methoden, nach welchen sich das Irisieren des Glases hervorbrin 
gen läßt; in Wirklichkeit sind es immer die Dämpfe von Chlorwasserstoff oder von anderen 
Chlorverbindungen, die unter gewissen Verhältnissen angewendet werden, das Glas an sei 
ner Oberfläche irisierend zu machen. 
Dementsprechend kann man die Verfahren zum Irisierendmachen des Glases in trockene 
und nasse teilen; bei den ersten kommen gewisse Präparate zur Anwendung, welche auf das 
glühende Glas einwirken und die Entglasung der Oberfläche derselben veranlassen. Bei den 
Verfahren auf nassem Wege wendet man Flüssigkeiten an, welche Chlorwasserstoff enthal 
ten und unter Druck auf das Glas einwirken. 
Das Irisierendmachen in der Flitze. 
Man verwendet zu diesem Zwecke gewisse Mischungen von Metallsalzen, welche so be 
schaffen sind, daß sie in hoher Temperatur Dämpfe von Metallchloriden entwickeln, welche 
dann auf das Glas zersetzend einwirken. Am häufigsten verwendet man hierfür Zinnsalz 
(Zinnchlorid) neben Baryumkarbonat und Strontiumkarbonat oder Strontiumnitrat; in man 
chen Fällen wird auch ein Zusatz von Kupfernitrat angewendet. 
Eine häufig angewendete Mischung zum Irisieren besteht aus: 
Zinnsalz ,-r. 2T. 
Baryumkarbonat 1 T. 
Strontiumkarbonat 0,5 T. 
Kupfernitrat 1 T. 
Da sowohl das Zinnsalz als auch das Kupfernitrat aus der Luft Feuchtigkeit anziehen, muß 
man diese Präparate immer in wohlverschlossenen Gefäßen halten und die entsprechende 
Menge erst herausnehmen, wenn das Präparat sogleich benützt werden soll. 
Wenn man größere Gegenstände zu irisieren hat, muß man die Arbeit stets in Muffeln vorneh 
men und verfährt hierbei in folgender Weise: Man verwendet zwei nebeneinander stehende 
Muffeln, deren Größe jener der zu bearbeitenden Gefäße angepaßt sein muß; beide werden 
bis zum schwachen Glühen erhitzt. Die Glasgegenstände werden in der ersten Muffel so 
lange erhitzt, bis sie gleichmäßig bis nahe zur schwachen Rotglut erwärmt sind und dann in 
die zweite Muffel übertragen; nachdem sie in dieser stehen, streut man von der irisierend ma 
chenden Mischung auf den Boden dieser Muffel und beobachtet die Erscheinung, welche 
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