Durch Anwendung eines ganz eigentümlichen Verfahrens kann man den irisierten Gläsern -
aber auch gewöhnlichen Gläsern silberartigen Glanz erteilen. Man muß zu diesem Behufe
reine Tonerde, wie man sie durch Fällen einer Lösung von schwefelsaurer Tonerde und Am
moniak, Waschen und Trocknen des sich bildenden Niederschlages erhält, anwenden. Das
sich ergebende trockene Pulver besteht aus Tonerdehydrat; man erhitzt es vorsichtig, bis al
les Wasser vertrieben ist und erhält dann ein sehr zartes weißes Pulver, das aus reiner To
nerde besteht. Diese Tonerde wird mittels einer sehr stark verdünnten Gummilösung zu
einem dünnen Brei angemacht und dieser mittels des Pinsels auf jene Stellen des Glasge
genstandes aufgetragen, welche mit dem Silberglanze erscheinen sollen. Man läßt die Bema
lung freiwillig ganz trocken werden, wärmt dann das Glas bis zum beginnenden Glühen an
und setzt es den Dämpfen von Schwefelkohlenstoff aus. Die Tonerde wird hierdurch in
Schwefelaluminium übergeführt, welches den silberartigen Glanz der von ihr bedeckten Stel
len des Glases hervorbringt. Es wird aber dieses Verfahren - obwohl es schöne Wirkungen
auf dem Glase hervorbringt, doch ziemlich selten angewendet, indem die Erzeugung des Sil
berglanzes in einfacherer Weise mittels der sogenannten Resinatfarben gelingt.
Paul Randau, Die farbigen, bunten und verzierten Gläser, Wien - Leipzig 1905,
S. 160-173
Die Lüstergläser oder geflaserten Gläser.
Die Lüstergläser oder geflaserten Gläser zeichnen sich durch ein eigentümliches Aussehen
allen anderen Glasgegenständen gegenüber aus. Wenn man diese Gläser im durchfallenden
Lichte betrachtet, so erscheinen sie je nach der Glasart, welche man zu ihrer Herstellung ver
wendete, entweder gelb oder grünlich; man wählt, je nach den Farbenwirkungen, welche man
auf den Gegenständen hervorbringen will, das hierfür geeignete Glas.
Wenn man aber ein Lüsterglas so betrachtet, daß man nicht durch dasselbe sieht, sondern
nur das zurückgeworfene Licht in das Auge des Beschauers gelangt, so machen die Gefäße
den Eindruck, als wenn sie aus Metall beständen, welches aber bunt angelaufen, geflasert
oder geflammt ist. Man sieht an den Gefäßen gold= oder silberglänzende Reflexe, an gewis
sen Stellen auch die eigentümlich roten Farben, welche angelaufenes Kupfer zeigt - usw., so
daß man wähnt, ein stark oxydiertes Metallgefäß vor sich zu haben.
Alle hier erwähnten prachtvollen Farbenerscheinungen werden nach einem und demselben
Verfahren hervorgebracht, welches seiner Hauptsache nach darin besteht, daß man mit dem
Pinsel auf die einfarbigen gelben oder grünlichen Glasgefäße Metallverbindungen aufträgt,
welche dann durch Reduktion in der Hitze zu Metall werden (oder zu Metalloxyd), welches
mit der Glasmasse verschmilzt. Da diese Metall = oder Metalloxydschichten ungemein dünn
sind, so sind sie nur im zurückgeworfenen Licht deutlich zu sehen - im durchfallenden Lichte
erscheinen sie wenig gefärbt (bekanntlich wirft ein Silberspiegel das Licht vollkommen zu
rück - im durchfallenden Lichte erscheint jedoch die Silberschichte vollkommen durchsichtig
und läßt blaues Licht durch). Ein ähnliches Verhältnis waltet bei den sogenannten Lüsterfar
ben.
Die Resinate.
Die Metalle, welche man zur Hervorbringung der Lüsterfarben verwendet, müssen immer in
Form von „Resinaten“ oder harzsauren Salzen angewendet werden. Man kann einige Resi
nate in sehr einfacher Weise dadurch herstellen, daß man gewisse Metallsalze in gepulvertem
Zustande mit gepulvertem Fichtenharz (Kolophonium) mischt und die Mischung vorsichtig
schmilzt. Man erhält zwar bei genügender Vorsicht hierbei ganz brauchbare Ergebnisse; es
kann aber leicht Vorkommen, daß beim Lösen der Resinatmasse ein Teil derselben nicht voll
ständig gelöst wird, sondern nur sehr stark aufquillt. Trägt man dann eine solche unvollkom
mene Lösung auf das Glas auf, so entstehen beim Einbrennen derselben leicht Flecken und
dunklere Punkte, welche das schöne Aussehen der Lüstrierung sehr beeinträchtigen. Um da
her diesen Übelständen aus dem Wege zu gehen, erscheint es zweckmäßiger, alle Resinate
auf nassem Wege zu bereiten, indem man dann sicher ist, eine vollkommen gleichförmige
Masse zu erhalten, welche sich mit Leichtigkeit löst.
Bevor wir die Beschreibung der Darstellung der Resinate beginnen, müssen wir auf einen
Umstand aufmerksam machen, welcher bei derselben von großer Wichtigkeit ist. Man muß
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