Die Lüster von Eisen, Mangan, Kobalt und Chrom werden am zweckmäßigsten unter Anwen
dung der Lösungen der Chloride der betreffenden Metalle dargestellt; da die Chloride oft
freie Säuren enthalten, versetzt man die Lösung vorsichtig mit Ätzammoniak - aber nur so
lange, bis eine durch Zusatz von Ammoniak entstandene Trübung wieder verschwunden ist.
Das Wismutresinat ist wegen der Zersetzlichkeit seiner Salze beim Zusammentreffen mit
Wasser nur gut auf trockenem Wege darzusteilen, und zwar durch Zusammenschmelzen von
basischem Wismutnitrat mit Kolophonium. Man last zuerst Wismutmetall in Salpetersäure un
ter gelindem Erwärmen auf und gießt die klare Lösung in ein recht großes, mit Wasser gefüll
tes Gefäß; das Wasser verwandelt sich sofort in eine milchige Flüssigkeit, indem unlösliches
basisches Wismutnitrat abgeschieden wird; dasselbe scheidet sich infolge seines hohen
spezifischen Gewichtes binnen kurzer Zeit am Boden des Gefäßes als ein blendend weißes
feines Pulver ab, welches man auswäscht und trocknet.
Zur Darstellung des Resinates verwendet man einen Gewichtsteil des Wismutsalzes und
sechs Gewichtsteile Kolophonium, mischt dieselben innig und schmilzt sie unter beständi
gem Rühren vorsichtig, bis man eine gleichförmige Masse erhalten hat. Nach dem Erkalten
derselben pulvert man sie und löst sie sogleich in Terpentin = oder Lavendelöl auf.
Das Bleiresinat kann auf ähnliche Weise direkt dargestellt werden, indem man einen Teil Blei
zucker mit drei Teilen Kolophonium zusammenschmilzt.
Die Behandlung der Glasgegenstände mit den Resinaten geschieht in der Weise, daß man die
Lösungen der letzteren mit dem Pinsel aufträgt, wobei man entweder die Lösungen der rei
nen Resinate (Kupfer=, Wismutresinat usw.) für sich allein anwendet oder Mischungen aus
denselben herstellt; im letzteren Falle erhält man Farbenwirkungen, welche aus den Farben
wirkungen der beiden Resinate hervorgegangen sind.
Die lüstrierten Gegenstände fallen am schönsten aus, wenn man die einzelnen Resinate so
anwendet, daß die Farben, welche man in Gestalt von Streifen oder Flammen (Flasern) auf
trägt, in schönen Übergängen ineinander verlaufen. Da letzteres keine rein technische Arbeit
ist, sondern auch ein gewisses künstlerisches Geschick voraussetzt, so hängt es von der
Geschicklichkeit desjenigen ab, welcher das Bemalen vornimmt, welche Farbenwirkungen er
zustande bringen kann.
Um in dieser Beziehung Anhaltspunkte zu gewinnen, ist es sehr zu empfehlen, sich aus dem
selben Glase, aus welchem der zu lüstrierende Gegenstand besteht, eine Palette anzuferti
gen, auf welcher die einzelnen Resinatlösungen so aufgetragen werden, daß man zuerst
einen ganz dünnen Anstrich gibt, nachdem dieser trocken geworden, einen zweiten, der aber
einen Teil des ersten Anstriches frei läßt usw. Man erhält auf diese Weise eine Palette, welche
die Farbenwirkungen der einzelnen Resinate zeigt, wie sich dieselben ergeben, wenn man
die Lösungen in dünneren oder dickeren Lagen aufträgt. Nachdem die Palette auf diese
Weise hergestellt ist, muß sie ebenso weiter behandelt werden, wie dies mit den bemalten
Gegenständen geschieht.
Das Einbrennen der Lüsterfarben.
Man bemalt die zu lüstrierenden Gegenstände mit den einzelnen Resinatlösungen und läßt
den Gegenstand dann so lange stehen, bis auch die letzte Bemalung ganz trocken geworden
ist, was bei Anwendung frischer ätherischer Öle in ganz kurzer Zeit geschehen ist. Der Ge
genstand wird sodann in eine Muffei gebracht, deren Einrichtung aber von jener der gewöhn
lichen Muffel etwas abweicht. Die Vorderwand dieser Muffel oder Deckel derselben muß
nämlich genau in die Öffnung der Muffel passen und besitzt am unteren Rande einen kleinen
röhrenförmigen Ansatz, welcher mit einem Tonrohre verbunden ist, das am Boden der Muffel
bis zur Hinterwand derselben reicht und dort frei mündet; ein dem weiteren gleichgestalteter
Röhrenansatz, welcher aber nur ganz kurz zu sein braucht, ist an der höchsten Stelle des
oben abgerundeten Deckels vorhanden.
Die Muffel wird mit den bemalten Gegenständen angefüllt - selbstverständlich so, daß jeder
Gegenstand frei steht, ohne einen anderen zu berühren; sodann wird der Deckel der Muffel
aufgesetzt und die Ränder mit Lehmbrei verstrichen, so daß die Muffel bis auf die beiden röh
renförmigen Ansätze im Deckel geschlossen erscheint. Man beginnt dann die Muffel zu erhit
zen und steigert die Temperatur derselben allmählich bis zum Glühen.
In der Glühhitze werden die Resinate zerstört, indem die organische Substanz verbrennt und
die Oxyde auf dem Glase Zurückbleiben. Wenn dies eingetreten ist, verbindet man den unte
ren röhrenförmigen Ansatz im Deckel der Muffel mit einem Gasleitungsrohre, durch welches
Kohlenoxydgas zugeführt wird und leitet dieses Gas eine Zeitlang durch die Muffel, und zwar
so lange, daß man sicher sein kann, es sei nunmehr alle Luft aus der Muffel vertrieben und
bestehe die Atmosphäre in derselben nur aus reinem Kohlenoxydgase.
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