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289 Muffel und Reduktionsapparat; Reproduktion
aus: Paul Randau, Die farbigen, bunten und verzier
ten Gläser, Wien-Leipzig 1905, S. 169
genaue Studien über die beste Zusammensetzung des Glases und über das beim Einbren
nen einzuschlagende Verfahren angestellt wurden.
Es kann sonach nur jedem Fabrikanten, welcher sich mit der Herstellung dieser ungemein
schön aussehenden Glasspezialitäten beschäftigen will, nur angeraten werden, zuerst mit
verschiedenen Glassorten Versuche in kleinerem Maßstabe anzustellen und erst nachdem
diese ihm ein befriedigendes Ergebnis geliefert haben, zur Erzeugung im großen überzuge
hen.
Die geflammten Gläser.
Die hierher gehörigen Gläser zeigen in bezug auf ihr Aussehen eine gewisse Ähnlichkeit mit
den lüstrierten Gläsern, unterscheiden sich aber von diesen wesentlich dadurch, daß sie un
durchsichtig sind. Zu ihrer Darstellung eignet sich am besten das schon früher beschriebene
Jaspisglas. Man kann dasselbe mit den verschiedensten Farben schmücken, welche von
gelb, braun, rot bis in das tiefblaue und braunviolette gehen.
Wenn man Schwefelsilber mit Eisenocker mengt, die Masse mit Wasser zu einem Brei an
reibt, diesen mit dem Pinsel auf das Glas streicht und dieses bis zur schwachen Rotglut er
hitzt, so zeigen sich auf dem dunkeln Untergründe grüne flammenartig aussehende Zeich
nungen. Verwendet man ein Gemische aus Kupferkarbonat und Eisenocker, so ergeben sich
bei der gleichen Behandlung lebhaft rotbraune Flecken. In je dickerer Schichte die Mischun
gen aufgetragen werden, desto mehr verändert sich die Färbung der Flammen und Streifen
und nimmt einen metallischen Schimmer an. Da dieses Verfahren einfacher durchzuführen
ist, als jenes der Lüstrierung der Gläser, wendet man es häufig für billigere Modeartikel an,
die hierdurch ein sehr gefälliges Aussehen erlangen können. Besonders empfehlenswert ist
dasselbe zur Herstellung sehr schön aussehender Glasknöpfe, Schwersteine, Perlen usw.
Die Darstellung der lüstrierten und geflammten Gläser unter Anwendung von Wasserglasfar
ben.
Das Wasserglas ist bekanntlich ein Glas, welches nur aus Kieselsäure und einem Alkali - ent
weder Kali oder Natron - besteht; es unterscheidet sich wesentlich dadurch von anderen
Gläsern, daß es sich bei langandauerndem Kochen mit Wasser in diesem zu einer dicken
Flüssigkeit löst. Wenn man diese Lösung des Wasserglases durch längere Zeit der Luft aus
setzt, so geht sie in eine sulzige Masse über, indem durch die Kohlensäure der Luft die Ver
bindung in der Weise zerlegt wird, daß sich kohlensaures Alkali (kohlensaures Kali oder Na
tron) bildet, indes die Kieselsäure in Form von amorphem Kieselsäurehydrat abgeschieden
wird. Letzteres bildet aber eine gelatinöse Masse, welche die entstandene Lösung des koh
lensauren Alkali in ihren Proben zurück hält.
Durch andauerndes Behandeln dieser sulzigen Masse mit immer neuen Mengen von heißem
Wasser kann man die Lösung des kohlensauren Alkalis fortwaschen, so daß reines Kieselsäu
rehydrat hinterbleibt, welches dann an der Luft zu einer gummiartig aussehenden Masse zu
sammenschrumpft.
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