IRISIERUNGSVERFAHREN UND -REZEPTE IM SPRECHSAAL
1893
Sprechsaal 1893, S. 704:
Zu Frage 219 in Nr. 29. Das Irisiren der Gläser kann auf zweierlei Art hergestellt werden. Er
stens mit den käuflichen Lüsterfarben, welche aufgestrichen und in der Muffel eingebrannt
werden. Zweitens irisirt man das noch an der Pfeife sitzende Glas auf folgende Art: Eine Muf
fel aus Eisenblech ist derart in den Kühlofen eingesetzt, daß dieselbe rothglühend wird. In die
Muffel wird ein Gemisch von Strontium, Zinnsalz mit wenig Bleizucker eingestreut. Der
rothglühende Glasgegenstand wird nun mit der Pfeife in die Muffel gehalten, die Muffelthüre
mit einem Schlitze für die Pfeife wird geschlossen, das Glasstück wird gedreht, und die aus
der Mischung sich bildenden Dämpfe irisiren in kurzer Zeit von 1-2 Minuten. Man kann auch
fertige Glaswaaren in eine gewöhnliche Malermuffel einsetzen, das Gemenge auf den Boden
streuen und die Muffel bis zur Rothgluht erhitzen.
Sprechsaal 1893, S.730:
Zu Frage 219 in Nr. 29. Zweite Antwort. Irisirende Luxusglasartikel werden hergestellt, indem
man dieselben im Zustande schwacher Rothgluht, also noch an der Pfeife haftend, einige
Augenblicke in den Dampf eines erhitzten Gemenges von 100Theilen Zinnsalz und 5Theilen
Barium und Strontiumnitrat hält. Es gibt unzählige Irisirmischungen und Mengenverhältnisse
der Chemikalien, je nach dem Effecte, den man erzielen will, z. B.
Stannum chloratum nitricum 100 g
gemischt mit
Barium nitricum 7 g
Strontium nitricum crist 5 g
oder
Bismuthum nitricum crist 6 g
Ferrum chloratum Christ 3 g
Cuprum nitricum crist 1g
oder
Stannum chloratum 100 g
mit
Bismuthum nitricum 5 g
Barium nitricum 15 g
Strontium nitricum 10 g
Chlornatrium 10 g
etc. etc.
Zur Ausführung des Processes bedient man sich eines kleinen, viereckigen, eisernen Oef-
chens, in das die Flamme eines Arbeits= resp. Gluhtloches schlägt, und in den man eine
kleine, eiserne Schaale für die Irisirmischung hineinsetzt.
1896
Sprechsaal 1896, S. 577: Die Glasindustrie des Isergebirges
Ende der 70er Jahre kam das Irisiren der Glaswaaren auf und es war in den ersten Jahren für
die Kundigen eine wahre Goldgrube. Ueber die Art und Weise der Fierstellung des Irisglases,
sowie über die Ursachen dieser Erscheinung ist in früheren Jahrgängen des Sprechsaal
schon oft geschrieben worden und es kann deshalb dieser Gegenstand an dieser Stelle
übergangen werden. In dem Gablonzer Industriebezirk verwandte man ausschließlich Zinn
salz (Zinnchlorür) für diese Zwecke.
Das Irisiren geschah und geschieht noch in der Weise, daß man die Glaswaaren auf Thonflie
sen vertheilt, in die Muffel einsetzt, dann das Zinnsalz in die zur Rothgluth erhitzte Muffel
bringt und diese verschließt. Die sich dabei entwickelnden Dämpfe belästigen natürlicher-
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