Sprechsaal 1902, S. 945-946:
Verfahren zum Irisiren von Glas. Allgemein wird Glas in der Weise irisirt, dass es im warmen
Zustande in eine eiserne Trommel gebracht und den Dämpfen von Zinnsalz, salpetersaurem
Strontium und salpetersaurem Baryt ausgesetzt wird. Die erforderlichen Dämpfe werden da
durch erzeugt, dass die oben erwähnten Substanzen in einem eisernen, glühend gemachten
Löffel in die besagte Trommel eingeführt werden. Das Glas bleibt diesen Dämpfen eine ge
wisse Zeit lang ausgesetzt und wird nach Herausnahme aus der Trommel gekühlt.
Dieses Verfahren weist aber sowohl in wirthschaftlicher, als auch in gesundheitlicher Bezie
hung bedeutende Nachtheile auf, welche darin bestehen, dass durch die Einführung des Löf
fels die Dämpfe selbst entweichen und verschwendet werden, wobei sie andererseits dem
damit Arbeitenden gesundheitsschädlich und unangenehm sind. Ein Verfahren von Josef
Rindskopfs Söhne in Kosten bei Teplitz, welches jetzt durch Löschung des Patentes allge
mein zugänglich ist, schliesst die erwähnten Nachtheile aus, wenn es auch im übrigen kost
spieliger und unbequemer sein dürfte. Es besteht darin, dass man die zum Irisiren erforderli
chen Ingredienzien, z. B. Zinnsalz, salpetersaures Strontium, salpetersauren Baryt etc. unter
Einwirkung des elektrischen Stromes zur Verdampfung bringt.
Dies geschieht in einem beliebig geformten, auf Füssen ruhenden Behälter, dessen eine
Wand in einem Falz mittels Henkels verschoben werden kann. Durch einen kastenförmigen
Ansatz des Behälters ragen die Enden von zu einer Zange verbundenen, aber isolirten Stan
gen, welche leitend sind und in den beiden aus Kohle bestehenden Elektroden enden. Auf
letzteren werden die zu verdampfenden Salze mit einem Löffel aufgebracht. Soll nun das Ver
fahren beginnen, so schliesst man durch Aufstecken von Schalterstöpseln auf die äusseren
Enden der Stangen eine Dynamomaschine in den Stromkreis ein. Die Glaspfeife wird durch
eine verschliessbare Oeffnung in der Wand in das Innere des Behälters eingeführt. Die in
folge der Erhitzung durch den elektrischen Strom verdampfenden Salze wirken auf den Glas
körper ein. Die überschüssigen Dämpfe entweichen durch den Kamin ins Freie. Nach been
digter Operation wird der Stromkreis unterbrochen.
Sprechsaal 1902, S.948:
Zur Frage 145. Die Frage bezüglich der Herstellung von irisirendem Glase ist an dieser Stelle
schon so oft beantwortet worden, dass Nachschlagen im Fragekasten die gewünschte Ant
wort bringt.
Am einfachsten und billigsten stellt sich das Irisiren der Gläser, wenn dieselben noch an der
Pfeife haften. Zu diesem Zwecke wird eine verschliessbare Blechtrommel in einem gut ange
wärmten Kühlofen gestellt. Der Boden dieser Trommel wird mit einem Gemisch von Zinnsalz,
Strontium und ein wenig Bleizucker bestreut, hierauf werden die noch rothwarmen Glasge
genstände in die Trommel eingesteckt und unter gleichmässigem Umdrehen der Pfeife den
aus der Mischung aufsteigenden Dämpfen ausgesetzt. Hat man die Gläser 1-2 Minuten in der
Trommel gelassen, so zeigen sie nach dem Abkühien einen hübschen irisirenden Farbenton.
1903
Sprechsaal 1903, S. 712:
Zur Frage 108. Das Irisiren des Glases geschieht in Oefen, deren Grösse sich je nach den zu
behandelnden Glasgegenständen richtet. Auf den Boden dieser Oefen wird nun ein Ge
menge von Strontium, Zinnsalz, Bleizucker etc. aufgestreut, der Ofen mit Giasgegenständen
beschickt, welche so lange darin bleiben, bis die sich entwickelnden Dämpfe auf die Glasge
genstände niedergeschlagen sind. In der Hauptsache benutzt man zwei Oefen zum Irisiren,
bei der einen Construction werden die Ingredienzien unter Einwirkung des elektrischen Stro
mes zum Verdampfen gebracht, während bei der anderen und am meisten gebräuchlichen
Einrichtung die Beheizung des Irisirofens mit Gasfeuerung, Halbgasfeuerung oder directer
Feuerung geschieht. Diese Oefen sind mit einem sehr einfachen, selbstthätigen Lufterhit
zungsapparat ausgerüstet und arbeiten sehr ökonomisch.
Zur näheren Auskunft sowie Lieferung des Bauplanes zum Irisirofen empfiehlt sich Hüttenin
genieur Max von Reiboldt in Coburg.
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