PRIVILEGIEN UND PATENTE
Die im Österreichischen Patentamt, Wien, aufbewahrten Unterlagen (Ansuchen um Pri
vilegien und Patente) wurden mir freundlicherweise für die vorliegende Publikation zur
Verfügung gestellt. Offensichtlich war nur ein Privilegium von Loetz in ein Patent umge
wandelt worden (Privilegium Nr. 48/5310 in Patent Nr. 6683, durch Erkenntnis des Pa
tentamtes vom 11.2. 1903 für nichtig erklärt). Das „Verfahren zur Erzielung neuartiger
Iriseffekte...“, angemeldet von Spaun am 17.11.1903, aufgeboten am 15.5.1904,
wurde im selben Jahr von ihm zurückgezogen.
JOHANN LOETZ, UNTERREICHENSTEIN UND MAX RITTER VON SPAUN,
KLOSTERMÜHLE
1878
Privilegium Nr. 28/1208 (Priorität 20. Juli 1878)
Beschreibung zum Privilegiumsgesuche des Johann Lötz, Glasmaler aus Unterreichenstein
in Böhmen, auf die Erfindung, betitelt:
Eigenthümliche, silberflimmernde Brokatgläser und gefärbte Hohlgläser und eigenthümliches
Verfahren zur Erzeugung derselben durch kalte Anwendung von Goldbronce und Farben-
bronce als auch von Sammt und Wollstaub jeder Farbe.
Das sogenannte silberflimmernde Brocatglas wurde vor etwa 1/2 Jahre von Rafael Max in
Breslau erfunden. Es wird dargestellt durch Marienglas oder Glimmer, der in Brokatblättchen
umgewandelt wird, und welche Blättchen auf das heiße Glas, so lange es an der Glasmacher
Pfeife hängt, aufgelegt wird. Das so belegte Glas, wird mit Cristallglas überzogen, worauf die
Blättchen einen Silberglanz erhalten.
Dieses silberflimmernde Brokatglas eignet sich jedoch nur für Farbengläser - allein die Glas-
Chemie und Technik in Farbengläser ist eine sehr beschränkte, es sind nur wenige einfache
Farben möglich in größeren Glasgegenständen zu erzeugen. Fein nuancirte Farbengläser zu
erzeugen ist nur möglich, wenn Email-Glas hiezu verwendet wird, diese Kunst aber ist weni
gen böhmischen Fabriken eigen, in Deutschland dürften höchstens 2 oder 3 Glasfabriken be
stehen, die dieses Email-Uiberfangsglas erzeugen.
Um zum Beispiel Himmelblau, oder Rosa-Brokatglas erzeugen zu können, muß man mit Cri
stallglas auf der Glasmacher-Pfeife anfangen, das Cristall mit Email überfangen, diesen Email-
Uiberfang Türquisblau oder Rubin überfangen, darauf den Brokat säen, und wieder das
Ganze mit Cristall überfangen; worauf Himmelbau- und Rosafarben-Uiberfang entsteht.
Diese Prozedur aber gelingt höchst selten gut, weil es sehr schwer ist, Email-, Farbenglas
und Cristall in ganz genau gleichen Härtegraden zu erzeugen, die kleinste Divergirung in der
Härte, bedingt Springen, Abschuppen oder Ablaufen der Uiberfänge.
Viele Farben, die die Farbentafel lehrt, zum Beispiel Scharlach, Cochenille, Aurora, Kir-
schroth, die feinen Nuancen von Indigo, Ultramarin, Kupfergrüne und andere können absolut
gar nicht im Glase erzeugt werden.
Obige Prozedur von Email-Uiberfänge vertheuert das Glas ganz enorm. Nachdem viele Käu
fer diese oder jene Farbennuance wünschen, die aber im Glase unmöglich gemacht werden
können, so machte ich längere Versuche diverser Art, bis ich diese glückliche Idee bekam.
Ich ließ mir ein einfach weißfärbiges Brokat-Glas in Form einer Fußlampe machen, goß in die
Höhlung des Fußes einen mit rectificirten Alkohol aufgelösten schwachen Lack aus gebleich
ten Schellack, bespielte unter rascher Rotirung die inneren Wände des Fußes, ließ solange
erstarren bis der Spiritus entwich, bis der feine Lack am Glase blieb, und streute unter Rotie-
rung Gold und Farben-Bronze, oder Samt- oder Wollstaub gefärbt, hinein, schüttelte das
Glas heftig, bis der feine Lack ohne Flecken zu erhalten, vollständig mit den farbigen- und
Gold-Broncen, als auch den Samt- oder Wollestaube, bedeckt war.
Das färbende Materiale haftet ungemein fest am Lacke und Glase, und da das äußere Glas
vor jeder denkbar möglichen Verletzung schützt, so kann die Färbung nie mehr abgehen.
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