1898
Privilegium Nr. 48/5433, umgewandelt in Patent Nr. 1992
Neuartiges Irisglas und Mittel zur Herstellung desselben von Anton Rückl in Bienenthal bei
Kamenitz an der Linde und Langenau bei Haida (Böhmen).
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Das bisher zur Herstellung von irisirendem d.h. in Regenbogenfarben schimmerndem Glase
dienende Mittel besteht bekanntlich aus einer Mischung von salpetersaurem Baryt, salpeter
saurem Strontian und Zinnsalz, welche Mischung in der Weise zur Anwendung gelangt, dass
die noch heissen Glasgegenstände, wie sie vom Glasofen kommen, in einen Raum eingeführt
werden, welcher mit den durch Erhitzen der genannten und vor dem Gebrauch mit etwas
Salzsäure und Salpetersäure befeuchteten Mischung entwickelten Dämpfen gefüllt wird, wo
bei die Einwirkung dieser letzteren auf die zu behandelnden Gegenstände nur einige Secun-
den dauern darf.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun eine neuartige Mischung zur Herstellung von
Irisglas, welche gegenüber der bisher gebräuchlichen den Vortheil besitzt, dass sie, sei es
mit Salpetersäure befeuchtet, sei es ohne eine solche Befeuchtung, und im übrigen in glei
cher Weise zur Anwendung gebracht, dem Glase ein viel lebhafteres Farbenspiel und insbe
sondere einen vorherrschenden goldgelben Stich verleiht bezw. Irisgläser mit neuartiger vor-
theilhafter Farbenwirkung erzielen lässt.
Die in Rede stehende Mischung besteht aus Zinnsalz und den Nitraten des Bleis, Cadmiums
und Wismuths und zwar vortheilhaft in folgenden Mengenverhältnissen:
100 Gewichtstheile Zinnsalz (Sn Cl 2 , 2 H 2 O)
2 Gewichtstheile Bleinitrat (Pb N 2 0 6 )
10 Gewichtstheile Cadmiumnitrat (Cd N 2 0 6 )
10 Gewichtstheile Wismutnitrat (Bi N 2 0 6 ).
Die beiliegenden Muster veranschaulichen die bei Anwendung einer solchen Mischung erziel
bare neuartige Farbenwirkung.
Neu und Gegenstand des Privilegiums ist:
1./ Neuartiges Mittel zur Herstellung irisirenden Glases (Irisglas), bestehend aus einer Mi
schung von Zinnsalz mit Blei-, Cadmium- und Wismutnitrat, welche (Gewünschtenfalls mit
Salpetersäure befeuchtet) beim Erhitzen Dämpfe liefert, durch deren Einwirkung auf Glas die
sem letzteren eine irisirende Farbenwirkung mit einem Stich ins Goldgelbe ertheilt wird.
2.1 Als neues Industrieproduct Glasgegenstände, welche mit Hilfe der unter 1/ angegebenen
Mischung mit durch einen Stich ins Goldgelbe gekennzeichnetem Farbenspiel versehen wor
den sind.
H. Palm (Michalecki & Co.)
Wien, am 23. September 1898.
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