VORWORT
Die Ausstellung „Loetz Austria 1900“ im
Österreichischen Museum für angewandte
Kunst und der sie begleitende Katalog hat
ten so großes Interesse hervorgerufen, daß
die weitere wissenschaftliche Erforschung
dieser weltberühmten Glashütte und ihrer
Erzeugnisse nahe lag.
Glas im Stil der Jahrhundertwende wurde
zwar von Loetz auch nach 1905 noch produ
ziert, doch war die schöpferische Phase des
Art Nouveau wohl vorbei; was folgte, wider
setzt sich der Unterordnung unter einen ein
heitlichen Stilbegriff - aber gerade diese
Vielfalt von Formen, Dekoren und Techniken
stellt meiner Ansicht nach den besonderen
Reiz der Loetz-Gläser von 1905 bis 1918 dar
(sie werden, gemeinsam mit den schon in
Wien präsentierten Loetz-Gläsern der Jahr
hundertwende, im Oberösterreichischen
Landesmuseum in Linz vom 20. 11. 1986 bis
31. 1. 1987 gezeigt).
Die zu bearbeitenden Forschungsmaterialien
bedingten eine Gliederung der vorliegenden
Publikation in mehrere Abschnitte: Einlei
tung, Katalog, Fotodokumentation sowie ein
Überblick über die Zusammenarbeit von J. &
L. Lobmeyr bzw. der Wiener Werkstätte mit
Loetz. Die Einleitung ist vor allem der Familie
Spaun gewidmet; durch dokumentarisch au
ßerordentlich wertvolle zeitgenössische Fo
tos werden jene Menschen vor uns lebendig,
deren Geschick mit jenem der Glashütte so
eng verbunden war, und Objekte aus dem
Besitz ihrer Nachkommen lassen zumindest
erahnen, was in der für uns noch dunklen
Periode des späten 19. Jahrhunderts in der
Fabrik geschaffen wurde.
Im eigentlichen Katalogteil sind Loetz-Gläser
aus jenen österreichischen Museen vertre
ten, die bereits im Band „Loetz Austria 1900“
genannt worden waren: dem Österreichi
schen Museum für angewandte Kunst in
Wien, dem Oberösterreichischen Landesmu
seum in Linz und dem Steiermärkischen Lan
desmuseum Joanneum, Abt. für Kunstge
werbe, in Graz. Bei diesen Objekten handelt
es sich vorwiegend um zeitgenössische Er
werbungen (Widmungen bzw. Ankäufe); das
Österreichische Museum für angewandte
Kunst konnte unter der Leitung von Oberrat
Prof. akad. Rest. Mag. Ludwig Neustifter in
den letzten Jahren die Bestände bedeutend
erweitern.
Objekte aus Privatbesitz wurden dann aufge
nommen, wenn die Zuschreibung durch ihre
Provenienz gesichert oder die Eingliederung
in eine Gruppe von Gläsern möglich war. Der
Fotodokumentation folgt ein Abschnitt, der
die Bedeutung der Wiener Firma J. & L. Lob
meyr als Glasverleger unterstreicht und
durch vollständig erhaltene Bestellunterla
gen aus mehr als zwanzig Jahren wesentli
che Erkenntnisse ermöglicht. Auftraggeber
für Loetz war auch die Wiener Werkstätte,
deren von Loetz realisierte Entwürfe aus der
Zeit um 1915 nahezu vollständig erfaßt wer
den konnten.
Die überwältigende Fülle des Materials ergab
sich in relativ kurzer Zeit und durch die Mit
wirkung vieler. Es ist mir daher ein besonde
res Bedürfnis, hier meinen Dank all jenen
aussprechen zu dürfen, die zur Realisierung
dieser Publikation beigetragen haben: Ober
rat Prof. akad. Rest. Mag. Ludwig Neustifter
(Österreichisches Museum für angewandte
Kunst, Wien), Dr. Inge Woisetschläger
(Steiermärkisches Landesmuseum Joan
neum, Abt. für Kunstgewerbe, Graz), Direk
tor Dr. Wilfried Seipel und Dr. Brigitte Wied
(Oberösterreichisches Landesmuseum,
Linz), Harald und Peter Rath (Firma J. &
L. Lobmeyr, Wien), den Sammlern, die mich
ihre Gläser so bereitwillig studieren und foto
grafieren ließen, jenen Nachkommen der Fa
milie Spaun, die mir in großzügiger Weise
Zugang zu wichtigen Dokumenten gewähr
ten sowie meinen Übersetzern Dr. Hanne
Lore Agius (Italienisch), Andree Päzmändy
(Französisch) und Andrew Smith (Englisch).
Wien, August 1986 Waltraud Neuwirth
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