Geburt ihres Sohnes Max starb. Seiner zwei
ten Ehe mit Auguste Hanemann entsprangen
drei Kinder, Gertrud, Fritz und Elisabeth
Anna Karoline („Ilse“). Das Leben der
Spauns in Klostermühle fand in der von Leo
pold Bauer zu Beginn des 20. Jahrhunderts
erbauten Villa (Abb. 47, 48, 51-59) statt, die
auch Mittelpunkt für den regen Kontakt mit
zeitgenössischen Künstlern (Abb. 44-46)
wurde.
Max Freiherr von Spaun starb 1909, ein Jahr
nach Übergabe des Betriebes an seinen
Sohn. Im Hinblick auf die 1911 erfolgte Kon
kursanmeldung, die Umwandlung in eine Ge
sellschaft mit beschränkter Flaftung (1913),
den Ausbruch des ersten Weltkrieges ist es
erstaunlich, zu welcher Leistung „Joh. Lötz
Witwe“ in der Zeitspanne von 1905 bis 1918
fähig war.
LOETZ-GLÄSER 1905-1918
Im Vergleich mit dem Loetz’schen Jugend
stilglas ist die Produktion dieser Glashütte
nach 1905 weitgehend unbekannt, die Ent
würfe einiger weniger Künstler ausgenom
men. Stilistisch gesehen, sind Reminiszen
zen der Jahrhundertwende am ehesten noch
im Glas mit „gestrichenem Dekor“ merkbar
(Kat. Nr. 1-16), während deren meist stark
farbiger Unterfang in eine neue Richtung
weist. An der vermutlich ab 1905 hergestell
ten Gattung des sogenannten „Melu-
sin“-Glases dürfte Lobmeyr nicht unbeteiligt
gewesen sein. Etwa zur selben Zeit wurden
wahrscheinlich jene Objekte mit Silberperlen
(Kat. Nr. 18-22) oder Gold- und Silberflitter
im Glas (Kat. Nr. 23-29) sowie das kristallum
sponnene Glas nach Entwürfen Leopold
Bauers (Kat. Nr. 32, 33) entstanden sein.
Glas mit aufgelegten Dekoren, zum Teil nach
Entwurf von Eduard Prochaska (Kat. Nr. 35),
frei geformte Spiralgebilde (Kat. Nr. 36) sind
technisch verwandt.
Von Adolf Beckert dominiert sind die geätz
ten Mehrschichtgläser (Unterfang, Kristall
glas, Überfang) der Zeit um 1910, charakteri
siert durch zoomorphe (Fische und Vögel)
und florale Motive, deren Flerkunft aus dem
ostasiatischen Motivschatz unleugbar ist
(Kat. Nr. 38-42). Mehrfarbiges geätztes Glas
mit Goldflitter („Ophir“, Kat. Nr. 43, 44), Teil-
überfänge mit Ätzung und aufgeschmolze
nen Farben (Kat. Nr. 45-47), korallenartige
Dekore in variablen Farbstellungen
(Kat. Nr. 48-50) gehen ebenfalls auf Beckert
zurück.
Nach 1910 sind in Hoffmanns Entwürfen häu
fig stilisierte Blattformen vorherrschend,
manchmal mit geometrischen Ornamenten
kombiniert (Kat. Nr. 51, 53), andererseits ver
blüfft die Art-Deco-Farbigkeit ungewöhnli
cher Objekte (Kat. Nr. 71, 72). Streng wirkt
die rein geometrische Dekoration der Über
fanggläser Witzmanns (Kat. Nr. 55) aus der
selben Periode, während die verspielteren
Ätzdekore bestimmter Überfanggläser zeit
lich noch nicht genauer eingeordnet werden
konnten (Kat. Nr. 57, 58).
Über den Glasverleger Bakalowits wurde bei
Loetz vermutlich eine Reihe dekorloser opa
lisierender Gläser von zweischichtigem Auf
bau (Kristall- und Farbglas) hergestellt
(Kat. Nr. 60-62); jene mit gesponnenem Fa
dendekor (Kat. Nr. 68-70) scheinen ihnen
verwandt.
Venezianisierende Formen und Dekore nach
Entwurf Michael Powolnys, in Köln 1914 pro
minent vertreten (Kat. Nr. 73), werden 1918
um kompliziertere Netzformationen
(Kat. Nr. 75), aufgeschmolzene Motive
(Kat. Nr. 76, 77) und herausgezogene Flenkel
(Kat. Nr. 78, 79) erweitert.
Die Loetz'sche Produktion nach 1918 sollen
einige Beispiele repräsentieren: die Wieder
kehr der gekämmten Gläser durch Entwürfe
Prutschers (Abb. 307-308), die ab den zwan
ziger Jahren in größeren Mengen hergestell
ten geätzten Überfanggläser in französischer
Manier (Kat. Nr. 82) sowie die geschliffenen
Überfanggläser der Spätzeit mit ihren vor
wiegend geometrischen und floralen Motiven
(Kat. Nr. 83-87). Der Überlieferung nach
wurde in der Loetz’schen Hütte noch
1947/48 Glas erzeugt.
J. & L. LOBMEYR UND DIE WIENER
WERKSTÄTTE ALS AUFTRAGGEBER
Unterlagen im Firmenarchiv J. & L. Lobmeyr
(Werkzeichnungen, Bestellnotizen, Fotos)
dokumentieren die überraschend umfangrei
che Geschäftsbeziehung zwischen Lobmeyr
und Loetz, die von 1898 bis in die zwanziger
Jahre nahezu lückenlos belegt ist (s
S. 327 ff.).
Außer den Loetz-Werknummern wird eine
beträchtliche Zahl von Lobmeyr-Werknum-
mern verzeichnet, was die aktive Rolle des
Wiener Glasverlegers als Auftraggeber nach
eigenen Entwürfen unterstreicht. Die Aus
wertung der Bestellunterlagen ist in vielerlei
Hinsicht aufschlußreich: Werknummern, Be
stell- und Lieferdaten, bestellte und gelie
ferte Stückzahlen sind ebenso festgehalten
wie manche Kunden oder die Vorgangsweise
bei Bestellungen nach Muster (mitgesandt
wurde dabei entweder ein Schnitt, eine
Zeichnung, ein zerbrochener Gegenstand,
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