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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, II. Theil

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Mittelschulen: XII. Zeichnen und Modelliren. 
werthvollen Musterblättern ausgestellt, welche die Application des Ornaments 
auf Gefässe in mustergiltiger Weise behandeln. Das Werk ist vorzüglich in 
kunstgewerblicher Richtung höchst beachtenswerth. 
Professor Hiemtschik am k. k. Wiener Polytechnikum exponirt aus 
nehmend schöne Modelle aus Metall für darstellende Geometrie, die sich allge 
meinen Beifalls erfreuten, für Mittelschulen jedoch leider des hohen Preises 
wegen nicht so leicht zu beschaffen wären. 
Ferner muss hier auch noch der Kunsthändler Carlo Vanni mit seiner 
grossen und durchaus musterhaften Collection von Schulmodellen aus Gyps zum 
Freihandzeichnen erwähnt werden. Es sind durchwegs schöne, classischen 
Mustern entnommene Ornamente, Gesimse u. s. w. und verdienen vollste Be 
achtung. 
Die Wiener Real-Gymnasien sind durch die beiden Communal-Real- 
Ober-Gymnasien Leopoldstadt und Mariahilf sehr gut vertreten. In 
beiden Anstalten wird ein tadelloser Vorgang beobachtet und verdienen die 
ausgestellten Zeichnungen alles Lob, was um so mehr in die Wagschale 
fällt, als die zeichnenden Fächer an den Realgymnasien überhaupt mit Hinder 
nissen zu kämpfen haben, die an Realschulen nie verhanden waren. 
Es ist, als würde an massgebender Stelle die Befürchtung gehegt, der 
Charakter der Gymnasien könnte durch die Aufnahme des Zeichnens in den 
Lehrplan wesentlich alterirt werden. Wir theilen diese Befürchtung nicht im 
Entferntesten, sondern glauben vielmehr mit Hinweis auf die Eingangs ent 
wickelten Principien dieses allgemein bildenden Gegenstandes, dass er keines 
wegs die Wagschale der Realien sinken machen würde, sondern bei richtiger 
Organisation sogar die humanistische Gruppe der Gymnasien wesentlich ver 
stärken müsste. 
Aus dem Lande Rieder Österreich sind vom k. k. Realgymnasium 
zu Oberhollabrunn und von der Landes - Ober - Realschule in St. Pölten 
Schülerarbeiten im Zeichnen vorgelegt worden. 
Ersteres ist durch auffallend vorzügliche Zeichnungsproben vertreten; 
auffallend darum, weil das Ausgestellte so gleichartig und meist so künstlerisch 
vollendet ist, dass man wohl sagen kann, kaum anderswo dürften die Schüler 
der TTnterclassen über so künstlerisch geschickte Hände verfügen. 
Die Arbeiten der Landes-Oberrealschule in St. Pölten fallen unter 
weniger günstigen Umständen ziemlich ab und hatten sich der Zustimmung der 
Fachmänner nicht in gleichem Masse zu erfreuen. 
Von Julius Hörmann, Professor am Realgymnasium zu Waidhofen a. d. 
Thaya, sind ganz eigenthümliche, aus Stäbchen zusammengesetzte Modelle zum 
perspectivischen Zeichnen sammt Zeichnungen vorgelegt. Wir könnten uns für 
diese Methode, auf solchen Umwegen den Schülern die perspectivischen Grund 
sätze beizubringen, keineswegs aussprechen. 
Von grosser Bedeutung für die Entwicklung der Gewerbe mit specieller
	        
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