LEBENSSKIZZE DES MAX RITTER VON SPAUN 1827 - 1897
[TYPOSKRIPT IM BESITZ DER NACHKOMMEN VON SPAUN]
Ich wurde am 7. Juni 1827 [It. Taufschein 4.
Juni, Anm. d. Verf.] in der Stadt Steyr gebo
ren und war daher, als mein Papa, Franz R. v.
Spaun, im Jahre 1829 in Nußdorf bei Wien
starb, erst 2 Jahre. Bald nach mir kam auch
meine liebe Schwester Mathilde zur Welt und
vor mir war noch zu Lebzeiten des Papas
mein Bruder Franz in Steyr am Leben, der
aber später in Linz am Scharlach im Alter
von 4-5 Jahren gestorben ist und meine
arme Mutter (Luise geb. Wanderer) viel
Schmerzen und Leid ertragen mußte.
Nach Franzens Tode zog Mama mit mir und
Mathilde nach Nußdorf in das Haus ihrer El
tern (Wundarzt), wo ich durch meine ersten
Kinderjahre verblieb.
Ich kam dann nach Wien, besuchte das
Schottengymnasium (die 1. Klasse) und kam
dann nach Kremsmünster mit Lam-
berg’schen Stipendium, verblieb dort
8 Jahre, verbrachte viele Ferien in Linz bei
Onkel Anton und in Wels beim Bezirkshaupt
mann Meixner, weil ein Sohn von ihm mit mir
in Kremsmünster studierte.
In Kremsmünster ging es mir recht gut, alle
Herren waren freundlich zu mir und nach Ab
solvierung praktizierte ich in Linz und kam
dann als Auskultant nach Kremsmünster
zum Bezirksrichter Teltschik und wohnte bei
der Tante Marie (geb. Zach). Später kam ich
als solcher nach Urfahr bei Linz und nach
einiger Zeit als Aktuar nach Baden bei Wien,
woselbst ich ein paar Jahre als junger, glück
licher Ehemann mit meiner in Linz geheirate
ten Karoline Lötz ganz zufrieden lebte.
Von Baden aus besuchte ich meine nach
Ödenburg verheiratete Schwester Mathilde
Greutter (Hochzeit war in Nußdorf b. Wien),
die aber bald nach der Geburt ihres Sohnes
Eduard am 29. 12. 1856 wegen fehlerhafter
Behandlung bei der Entbindung leider ge
storben ist. Sie wurde in Nußdorf, ihrem Ge
burtsorte begraben, wobei meine arme Mut
ter, die schon längere Zeit dort war, den gan
zen Schmerz des Verlustes unserer lieben,
schönen Mathilde mitmachen mußte. Ihr
Kind Eduard blieb dann bei meiner Mutter,
welche von mir begleitet, bald nach dem Lei
chenbegängnis nach Linz, eigentlich Urfahr,
in den von meiner Schwiegermutter (Lötz
Wwe) mir überlassenen schönen Bayrischen
Hof, Fügerhof, übersiedelte.
Eduard wurde am 14. 12. 1856 geboren,
mein Sohn Max am 15. 2. 1856. Ich blieb
mehrere Jahre in dem schönen Besitze und
dann habe ich, in dem Vorsatze, nicht aus
schließlich von dem Vermögen meiner
Schwiegermutter zu leben, beschlossen,
mich um eine Notarstelle zu kümmern und
nahm die Jahrespraxis beim Notar Reindl in
Urfahr und nach dieser Erledigung wurde ich
durch Verwendung des Hofrates Kindinger in
Wien, ohne etwas davon zu wissen, zum er
sten Notar in Krumau in Böhmen ernannt.
Ich nahm diese Stelle an und machte mich
nach einigen Wochen zur Hinfahrt mit meiner
Frau und Maxerl dahin auf.
Meine Mutter war mit ihrem Enkel Edi nach
Linz übersiedelt und in Krumau wurde meine
Tochter Mathilde am 31. 12. 1858 geboren.
Am nächsten Tage fuhr ich gleich mit meinen
schönen Schimmeln nach Budweis zum Lan-
desgerichtspraesidium, wo ich als Notar be
eidet wurde.
Ich war 2 Jahre in Krumau, benützte die von
mir gepachtete Jagd; da aber die amtlichen
Verhältnisse dort nicht recht gefielen, ver
wendete ich mich, um die Notarstelle in Enns
durch Tausch von dem alten Besitzer zu be
kommen und nach Aufzahlung von nahezu
5000 fl an den Notar Schmelzing wanderte
ich mit Familie nach Enns, an welchem Orte
ich durch 10 Jahre mit ganz glücklichem Le
ben und später nach Ankauf des großen
Gasthofes am Platze, mit großem Jagdeifer
und schönem Wildstande verlebte. In Enns
kam meine Tochter Luise, welche später mit
dem jetzigen Staatsanwalt Guido R. von
Hübl, geb. 1850, verheiratet war, am 8. 8.
1862 zur Welt.
Meine liebe Mama ist nach längerer Erkran
kung in ihrer eigenen Wohnung in unserer
Nähe am 15. 4. 1865 bei unserem Dabeisein
gestorben und liegt in unserer Familiengruft
in Enns begraben, wohin ich auch die Leiche
meiner Schwester Mathilde bringen ließ. Der
junge, gut herangewachsene Enkel meiner
Mutter, Eduard Greutter ist in Linz zum Stu
dium bei seiner Verwandten Rigele, dann in
Steyr an den Gymnasium und Realschule un
tergebracht worden, war aber beim Tode sei
ner Großmutter auch bei uns in Enns.
Mein Sohn Max war meist bei uns in Enns
und kam öfters nach Linz und auch zu mei-
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