darunter seinem Rollenbuch von Heinrich Suso Waldecks „Legende vom
Jäger und Jägerlein“, das ob seiner Bedeutung von Hans von Ankwicz-
Kleehoven in seiner Ausstellungsbesprechung in der „Deutschen Kunst
und Dekoration“ durch eine Abbildung besonders hervorgehoben wurde.
Das Rollenbuch ist ein fünf Meter langes, aus einzelnen mit Holzschnitten
aus Schrift und Bild bedruckten Japanpapieren zusammengesetztes
Band. Die Schriften schnitt Robert Haas, die Illustrationen Carry Hauser.
Das Papierband der Erstabzüge wird über zwei hölzerne, gedrechselte
Stäbe gerollt und in einem gedrechselten Futteral aufbewahrt. Für die übri
gen Abzüge wurden dreikantige Pappfutterale, überzogen mit einem von
Robert Haas entworfenen und hergestellten Holzschnittpapier hergestellt.
Ein das Werk seiner Schüler ebenfalls prägender Leitsatz Rudolf von
Larisch’s war, „Schrift kommt von Schreiben“ womit er wesentlichen Ein-
flußaufdieTypographie nahm. Den Druckbuchstabenzu entwerfen, wurde
mit eine Aufgabe des Schriftkünstlers. Die Grundformen zu seinen persön
lichen Variationen boten ihm die edlen, strengen, lateinischen Buchstaben,
denen die reichen, gefühlvollen Formen der Fraktur einerseits gegenüber
stehen, andererseits die kühl verstandesmäßig wirkenden Groteskschrif
ten.
Zu Beginn des Buchdruckes war nicht nur jeder Drucker Hersteller seiner
eigenen Lettern, er war auch bemüht, die schönsten Schriften als Vorbilder
für seine Lettern heranzuziehen, die er nach Möglichkeit dem Inhalt des
Buches anzupassen suchte.
Diese Einheitlichkeit und harmonische Abstimmung von Inhalt, Druck, Illu
stration und Einband eines Buches wieder zu erreichen, war eine der
großen Bestrebungen der österreichischen Buchkunst der Zeit um 1900
bis hin in die Dreißigerjahre. Diesem Bestreben diente vor allem die von
Robert Haas und Carry Hauser begründete Officina Vindobonensis mit
ihren Handpressendrucken. 21 Handpressendrucke von höchster künst
lerischer Qualität sind neben vielen Ausstellungsplakaten und Druck
sachen gebrauchsgraphischer Art hergestellt worden.
Unter den Verlagswerken der Officina Vindobonensis erschienen 1927
erstmals die Antlitzgedichte von Heinrich Suso Waldeck; Lyrik, die mit zu
den wichtigen literarischen Dokumenten der Zwischenkriegszeit gehört.
Aber nicht nur Heinrich Suso Waldecks Werk war von Bedeutung, die Offi
cina Vindobonensis druckte die Bücher zahlreicher großer Dichter jener
Tage, oder solche, die zu jenen Tagen von besonderer Bedeutung waren,
so Hugo von Hofmannsthal, Arthur Roessler, Otto Stoessl, Hans Berstl, Fer
dinand von Saar und andere. Die Illustrationen kamen von Carry Hauser,
Heinrich Jungnickel, Clemens Holzmeister. Für Alfred Kubin wurde zu sei
nem 60. Geburtstag eine illustrierte Festausgabe herausgebracht mit litho-
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