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echt erfreulich machte sich das stete Wachsen
des Verständnisses für die Aufgaben der Kunst
gewerbeschule in immer weiteren Kreisen be
merkbar. Wenn sich viele Grossindustrielle
anfangs der neuen Anstalt gegenüber zuwartend
und spröde verhalten hatten, so sahen sie sich
bald durch deren unleugbare Erfolge veranlasst,
ihre Söhne, Zeichner, Modelleure in die Schule zu schicken, deren
absolvirten Zöglingen stets sofort Stellungen in hervorragenden
Etablissements angetragen werden.
Zumal seit der österreichischen Kunstgewerbe-Ausstellung zur
Eröffnung des Museums, auf welcher Arbeiten von Lehrern und
Schülern der Anstalt, vor Allem die im Aufträge Sr. Majestät des
Kaisers ausgeführten, sich des allgemeinen Beifalles zu erfreuen
hatten, sind die Beziehungen zwischen der Industrie und der Kunst
gewerbeschule die lebhaftesten geworden. Die Professoren sind
ausser Stande, allen Wünschen nach Entwürfen zu Arbeiten in
Glas, Thon, Metall, Holz, zu Geweben, zu Decorationen u. s. w.
nachzukommen und haben nur zu wehren, dass ihre Schüler nicht
vorzeitig von praktischer Thätigkeit absorbirt werden.
ln höchst anregender Weise wirkt ferner Professor Teirich
durch die Herausgabe der Monatsschrift „Blätter für Kunstgewerbe“,
welche, gegenwärtig im zweiten Jahrgange, bei R. v. Waldheim
in Wien erscheint.
Selbstverständlich ist auch seitens der Weltausstellung die
Schule vielfältig in Anspruch genommen worden. So wurde Pro
fessor Storch mit der inneren Decorirung des Ausstellungsgebäudes
betraut, verzichtete jedoch aus principiellen Gründen auf die Durch
führung derselben; die ausgeführte Decoration stimmt auch nur
theilweis mit seinen Entwürfen überein. Ebenderselbe leitete auch
die innere Ausstattung und Ausschmückung des Hofpavillons auf
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