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Volltext: Das Kaiserlich Königliche Österreichische Museum und die Kunstgewerbeschule - Festschrift bei Gelegenheit der Weltausstellung in Wien, Mai 1873

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zugestanden worden. Allein in ihren Fortschritten standen sie sicht 
lich zurück gegen vielleicht weniger begabte Völker, bei denen 
während des abgelaufenen Jahrzehnts ernstliche Anstrengungen 
zur Hebung des Geschmackes gemacht worden waren. 
Diese Erscheinung fand die volle Beachtung des damaligen 
Ministerpräsidenten, Sr. k. Hoheit Er\her{og Rainer. Als der Uni 
versitätsprofessor Rudolph v. Eüelberger, welcher als Bericht 
erstatter für die Abtheilung der Kunst an der Londoner Welt 
ausstellung fungirte, im Frühjahre 1862 von London nach Wien 
zurückgekehrt war, erhielt derselbe vom Erzherzog Rainer den Auftrag, 
einen Bericht über Kunst und Kunstindustrie Oesterreichs im Ver 
gleich mit den entsprechenden Leistungen anderer Länder zu ver 
fassen und zugleich Vorschläge für die Hebung der Geschmacks- L 
bildung in Oesterreich zu erstatten. In diesem Berichte wurden 
die verschiedensten zu derartigen Zwecken gegründeten Anstalten 
des Auslandes, die Art und Weise der Förderung des Kunstunter 
richts in den Schulen, der Benützung der Museen entsprechend 
gewürdigt, und insbesondere auf das South-Kensington-Museum 
hingewiesen, das damals, auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung 
stehend, noch nicht jene ausserordentliche Ausdehnung gewonnen 
hatte, die gegenwärtig seine Wirksamkeit eher hemmt als fördert. ff 
Die betreffende Denkschrift wurde Sr. Majestät dem Kaiser 
vorgelegt, und schon im Herbst des Jahres 1862 erhielt der Pro 
fessor v. Eitelberger die Weisung, sich mit der Frage der Grün 
dung eines Museums, das vorzugsweise zur Hebung des Geschmackes 
berufen sein sollte, zu beschäftigen. 
Man sah gleich bei der Erörterung dieser Fragen, an der 
ausser Herrn Hofrath Roschmann, dem damaligen Chef des Minister 
rathspräsidiums, Niemand Theil nahm, von der Möglichkeit ab, ein 
Museum dieser Art rein aus Staatsmitteln herzustellen. Bei dem 
Stande der Finanzen der österreichischen Monarchie konnten nicht 
entfernt die dazu nöthigen Summen zur Verfügung gestellt werden; 
vielmehr musste vom Anfänge an die leihweise Aufnahme hervor 
ragender Gegenstände aus den Kunstschätzen des kaiserlichen 
Hofes, des Adels, der Geistlichkeit und der Kunstliebhaber der t 
Monarchie in’s Auge gefasst werden. 
Eine Enquete in einem grossen Theile der Monarchie lieferte 
eine Uebersicht über die vorhandenen Kunstschätze, und nunmehr 
konnte von Sr. k. Hoheit Erzherzog Rainer Sr. Majestät dem Kaiser 
V*,
	        
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