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DIE GRENZEN DER KUNST
wie von selbst Parzellierungen und Straßendurchbrüche zur
Ausführung kommen, wodurch auch in alten Stadtteilen
immer mehr und mehr Seitengassen entstehen und eine
Annäherung an das leidige Baublocksystem sich ganz im
stillen vollzieht. Es ist das einfach eine Erscheinung, welche
mit einer gewissen Höhe des Baugrundwertes und des
Straßenfluchtwertes naturgemäß zusammenhängt und an sich
nicht wegdekretiert werden kann, am allerwenigsten durch
bloße ästhetische Erörterungen. Mit allen diesen Erschei
nungen muß gerechnet werden wie mit gegebenen Kräften,
welche der Stadtbaukünstler ebenso zu beachten hat, wie
der Architekt die Gesetze der Festigkeit und der Statik,
wenn auch im Detail noch so unangenehme Beschränkungen
damit Zusammenhängen.
Das regelmäßige Parzellieren vom rein ökonomischen
Standpunkte aus ist bei Neuanlagen ein Faktor geworden,
dessen Wirkungen man sich kaum entziehen kann. Trotzdem
sollte man sich dieser landläufigen Methode nicht gar so
blindlings auf Gnade und Ungriade übergeben, denn eben
hiedurch werden Schönheiten des Stadtbaues geradezu
hekatombenweise abgeschlachtet. Es sind dies alle jene
Schönheiten, welche man mit dem Worte »malerisch«
bezeichnet. Wo bleiben bei einer regelrechten Parzellierung
alle die malerischen Straßenwinkel, wie sie uns im alten
Nürnberg und wo sie sonst noch erhalten blieben, ent
zücken, hauptsächlich durch ihre Originalität, wie die
Straßenbilder beim Fembohaus zu Nürnberg oder beim
Rathaus zu Heilbronn oder der Brauerei zu Görlitz, dem
Petersenhaus zu Nürnberg und anderen, welche aber leider
durch fortwährende Demolierungen von Jahr zu Jahr weniger
werden.
Die hohen Preise der Bauplätze veranlassen ferner
noch deren möglichste Ausnützung, weshalb neuerdings
eine Menge wirkungsvoller Motive in Wegfall kommen
und die Verbauung jeder Parzelle immer wieder dem Typus
des modernen Bauwürfels entgegenstrebt. Risalite, Vorhöfe,