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VERBESSERTES MODERNES SYSTEM.
Ordnung ist aus Fig. 94 zu ersehen, welche nach dem im
Nachlasse Sempers erschienenen Originalentwurfe reprodu
ziert ist. Die Anordnung, im wesentlichen identisch mit der
für Dresden projektierten, geht, wie gezeigt, in ihren Mo
tiven auf den Petersplatz in Rom zurück und darüber hinaus
bis zu den antik-römischen Anlagen. Dieser Platz wird ein
Kaiserforum werden im wahrsten Sinne des Wortes und
von gewaltigsten Dimensionen, denn rund 240 m lang und
130 nt breit, sind die Spannweiten desselben beinahe ebenso
groß wie die des Petersplatzes in Rom. Auch schwebt über
dieser Anlage sichtlich ein glücklicherer Stern als über der
für Dresden geplanten, denn alles geht stetig einer glück
lichen Vollendung entgegen.
Es zeigt sich also, daß trotz der Ungunst der Zeit
strömung doch noch Großes und Schönes zuweilen gelingt,
wenn bedeutende Künstler die rechte Unterstützung finden
im Kampfe gegen die zur Mode gewordene Geschmack
losigkeit. Sogar Monumentaufstellungen großen Stiles sind
in jüngster Zeit geglückt und wäre nur zu wünschen, daß
derlei eben nicht bloß zu den Ausnahmen gehören möchte.
Speziell Wien hat mit seinen jüngst errichteten großen
Monumenten verhältnismäßig mehr Glück als Unglück ge
habt, auch in bezug auf die Situierung derselben, welche
hier allein in Erwägung kommt. Das fein empfundene
Schubert-Denkmal hat einen angemessen lauschigen Platz
im Grün des Stadtparkes gefunden und ebenso das Haydn-
Monument einen seinen Dimensionen angemessenen Platz
(Fig. 95). Die hochragende Columna rostrata des Tegetthoff-
Denkmales paßt vorzüglich an das Ende der avenueartigen
Praterstraße, und wäre nur zu wünschen, daß der Rund
platz des Pratersternes, für dessen Zentrum keine andere
Form als die einer schlanken hohen Säule oder eines Obe
lisken passen würde, eine dem Monumente würdige archi
tektonische Ausgestaltung fände. Eine mächtige Säulen
architektur von zwei Stockwerken, im vollen Halbkreis
herumgeführt, wäre hier das allein richtige. Sollte es nicht