MAK

Volltext: Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen

V. 
UNREGELMÄSSIGKEITEN ALTER PLÄTZE. 
E in ganz besonderes Gewicht wird heute auf schnurgerade 
Straßenfluchten von Stunden Länge und in Sonderheit 
auf haarscharf reguläre Plätze gelegt. In Wahrheit ist das 
ganz gleichgültig und die ganze liebe Mühe zwecklos ver 
geudet, d. h. soweit man künstlerische Ziele im Auge behält. 
Vorläufig nur als Proben seien vor 
geführt die Piazza Eremitani zu Padua, 
die Piazza de! Duomo zu Syrakus 
(Fig. 35) und zu Padua (Fig. 36) und 
S. Francesco aus Palermo (Fig. 37). 
Die Ursache dieser geradezu 
typischen Unregelmäßigkeiten alter 
Plätze liegt in der allmählichen ge 
schichtlichen Entwicklung derselben, 
und wird man da selten irregehen, in 
jeder der sonderbaren Krümmungen 
einen ehemals zweckmäßigen Bestand 
anzunehmen, sei es ein längst nicht 
mehr vorhandenes Wassergerinne oder ein Weg oder eine 
so geartete Baulichkeit. 
In weitesten Kreisen aus der eigenen Erfahrung her 
bekannt ist es, daß diese Unregelmäßigkeiten durchaus 
nicht unangenehm wirken, sondern im Gegenteile die Natür 
lichkeit steigern, unser Interesse anregen und vor allem 
das Malerische des Bildes verstärken. Weniger bekannt 
dürfte es sein, bis zu welchen Grenzen sogar diese Un- 
’Fig. 35. 
I. Piazza del Duomo. 
II. Piazza Minerva.
	        
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