VORWORT
Vom Quell der Verjüngung auf der Insel Bimini spricht die indianische Sage; das wun
dertätige Wasser sucht der Prinz in Heinrich Heines Gedicht von Bimini, dem legendä
ren Eiland. In eine phantastische Welt entführen uns auch die filigranen Meisterwerke
aus Glas, die zwischen den Kriegen in Wien entstanden.
Im Jahre 1923 gründete der Dichter Fritz Lampl die „Bimini“-Werkstätte, in der bis 1938
nach seinen Entwürfen und jenen der Architekten Josef und Artur Berger Hunderte
von Modellen geschaffen wurden: das Fabelwesen mit blauem Horn, der schwarze
Puma im Käfig, der Salamander aus Chrysopras, der fliegende blaue Pegasus auf kri
stallener Kugel, Tänzerinnen von graziöser Leichtigkeit, Jagd- und Musikszenen, Vasen
und Zierkelche.
Der gläserne Zauber von Bimini begegnete mir erstmals im Schwarzweiß alter Abbil
dungen. Viel später sah ich die ersten Originale, die Maria Günter (letzte Buchhalterin
und Prokuristin der ,,Bimini“-Werkstätte) dem Österreichischen Museum für ange
wandte Kunst widmete. Sie war es auch, die mir wichtiges zeitgenössisches Material
zugänglich machte, Kontakte zu „Bimini“-Glasbläsern herstellte und einen ersten aus
führlichen Aufsatz in der Münchener Antiquitäten-Zeitung ermöglichte (1980). Eine
umfassendere Erforschung der „Bimini“-Gläser war nur mehr eine Frage der Zeit.
Kataloge, Preislisten, Hinweise auf schwer zugängliche Dokumentationen, die Begeg
nung mit Sammlern und anderen „Bimini“-Begeisterten bedeuteten unzählige Schritte
auf dem Weg zu dem nun erreichten Ziel, einer Ausstellung („Bimini - Wiener Glas
kunst des Art Deco“ in Schloß Niederweiden) und einer Publikation.
Die Fülle des Materials verdanken wir vor allem einem Wiener Enthusiasten, der -
kenntnisreich und mit viel Liebe - eine „Bimini“-Sammlung zusammentrug, die in Qua
lität und Quantität ihresgleichen sucht.
Die Bestände des Österreichischen Museums für angewandte Kunst (Widmung Maria
Günter) sowie des Technischen Museums Wien (zeitgenössische Widmung) sind wich
tige, weil gesicherte Dokumente.
Einige exquisite Exponate aus der Sammlung Schmutz sind ebenso hier zu nennen wie
die Gläser, die Joschko A. Buxbaum zur Verfügung stellte.
Wiewohl zum frühestmöglichen Zeitpunkt realisiert, kam die Ausstellung doch für man
che zu spät: Fritz Lampl, der künstlerische Leiter, starb schon 1955; auch die Brüder
Josef und Artur Berger, Architekten und für zahlreiche Entwürfe verantwortlich, Maria
Günter, Karl Bohdal und Ernst Seitl erlebten die Ausstellung nicht mehr. Sie haben je
doch in ihren Nachkommen - und hier möchte ich vor allem Herrn Raymond Berger
(den Sohn Josef Bergers) dankbar und stellvertretend für viele Angehörige nennen -
engagierte Repräsentanten gefunden.
Wenn wir hier der Künstler gedenken, denen wir die Entstehung der Glasgebilde als
heiter-anmutiger Schöpfungen in dunkler Zeit verdanken, so seien all jene nicht ver
gessen, durch deren tatkräftige Mithilfe das gesamte Projekt zustande kam: Herr Ing.
Alfons Pessl sowie das Team von Frau Brigitte Urban setzten sich unermüdlich für die
Ausstellung ein, und der Marchfelder Schlösserverein mit seinem Präsidenten, Herrn
Bundesminister Dr. Werner Fasslaband, öffnete Schloß Niederweiden den Kostbarkei
ten aus Glas als bezaubernden Rahmen. Herr Fritz Kaltenbrunner half nicht nur bei den
Ausstellungsvorbereitungen, sondern unterzog sich auch der besonderen Mühe des
Korrekturlesens mit außerordentlicher Sorgfalt.
Herrn Bundesminister Vizekanzler Dr. Erhard Busek, Bundesministerium für Wissen
schaft und Forschung, ist es durch Genehmigung eines Druckkostenzuschusses zu
danken, daß die Publikation, die sich während der Arbeit am Thema immer mehr aus
weitete, in Umfang und Ausstattung dem angestrebten Ziel so nahe wie möglich kam.
Herrn Hofrat Prof. Mag. akad. Rest. Ludwig Neustifter gilt auch diesmal wieder mein
Dank für den Entwurf von Schutzumschlag und Einband der vorliegenden Publikation.
Herrn Direktor Univ. Prof. Hofrat Dr. Otto Mazal (Österreichische Nationalbibliothek,
Handschriftensammlung), Herrn Dr. Wolfgang Marinelli (Kammer der gewerblichen
Wirtschaft für Wien, Markenregister) und Herrn Max Philippi (Leiter der Bibliothek der
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