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Volltext: Lampengeblasenes Glas aus Wien

Mehrere Variationen ein- und desselben Tier-Motivs zeigt das Modell vom Eichkätz 
chen auf einem Baum (Kat. Nr. 415-418). 
Wie in der Natur, treten auch die gläsernen Pinguine in der Herde auf (Kat. Nr. 440). 
Drei Originale (Kat. Nr. 442, 443, 446) geben einen guten Eindruck von den im alten Ka 
talogbild enthaltenen zahlreichen Variationen. Geier (Kat. Nr. 428), Ziegen und Böck- 
lein (Kat. Nr. 411-414), Schafe (Kat. Nr. 422, 423) und Känguruhs (Kat. Nr. 435-439) 
gibt es ebenso wie Antilopen (Kat. Nr. 449-453), Kamele (Kat. Nr. 454-456), Pferde 
(Kat. Nr. 457-466), Esel (Kat. Nr. 467-469), Flamingos und Kraniche (Kat. Nr. 474-475) 
sowie Elche (Kat. Nr. 477-478), Pelikane (Kat. Nr. 482-485), Igel (Kat. Nr. 486-489). Der 
ganze Hühnerstall mit Hahn, Huhn, Gluckhenne, Gänsen und Küken (Kat. Nr. 490-505) 
ist bei „Bimini“ ebenso zu finden wie Schweine (Kat. Nr. 512-516), Elefanten (Kat. 
Nr. 522-526), Störche (Kat. Nr. 424-426), Affen (Kat. Nr. 527-530), Eisbären (Kat. 
Nr. 531, 532), Eidechsen (Kat. Nr. 534-536), Seehunde und Seeiöwen (Kat. Nr. 542- 
546), Giraffen (Kat. Nr. 547, 548), Mäuse (Kat. Nr. 549-552) und Kater (Kat. Nr. 553- 
556), Hasen (Kat. Nr. 558-565) und Hunde (Kat. Nr. 567-574). 
Dazu kommt allerdings noch das märchenhafte „Fabeltier“ (Kat. Nr. 479), die zur Gro 
teske gewandelte „Ente“ (Kat. Nr. 507-509), die ausdrucksstarke „Eule“ (Kat. Nr. 517- 
520) sowie die Phantasiewesen: „Bibi“ (Kat. Nr. 575, 576), die „Eitelkeit“ (Kat. Nr. 577), 
der „Hausdrache“ (Kat. Nr. 578), die „Einfalt“ (Kat. Nr. 579) und der „Amtsschimmel“ 
(Kat. Nr. 580, 581), ferner der sagenhafte, fliegende Pegasus auf der Kugel (Kat. 
Nr. 583-585) und ein alles andere als schreckenerregender Drache (Kat. Nr. 591). 
Für eine Reihe von Tiergestalten (Vögel, Kat. Nr. 592-594, Adler, Kat. Nr. 595, Möwe, 
Kat. Nr. 596, Frettchen, Kat. Nr. 597, ägyptische Katze, Kat. Nr. 598) sind keine Modell 
nummern überliefert, ebensowenig wie für die Schlangen (als Vasen, Kat. Nr. 599-604), 
die ebenso für „Bimini“ gesichert sind wie die vorhin genannten Tiere. 
Der „schwarze Puma im Käfig“ (Kat. Nr. 608) mag auf ein literarisches Vorbild zurück 
gehen - stand hier Rilkes Gedicht vom Panther Modell? 
Ob Haustier oder Fabelwesen, dem Naturvorbild angenähert oder verfremdet - die 
Tiere von Bimini tragen die charakteristische Handschrift ihrer Entwerfer, anmutig, hei 
ter, manchmal kokett, mit lebhaftem Blick die Aufmerksamkeit des Betrachters auf 
sich ziehend. 
Die gläsernen Ungeheuer von „Bimini“ sind keine dämonischen, furchterregenden Ge 
schöpfe: der Drache wird zum „Hausdrachen“, und der „Amtsschimmel“, ungelenk da 
stehend, wird vom Künstler eher mitleid- als schreckenerregend gesehen. Die Grotes 
ken des Grauens von Hieronymus Bosch, die tödlichen Schrecken von Kubins Visio 
nen, die im Wald und Haus lauernden Grausamkeiten in den Märchen der Brüder 
Grimm finden keinen Raum in der „Bimini“-Welt. 
Aus einer Legende ohne Angst kommt das gläserne Fabeltier, ein feingiiedriges Wesen 
mit stolz gebogenem Hals. Einmal scheint der Körper aus Chrysopras aus dem Grün 
der Wälder und Wiesen zu tauchen; ein anderes Mal steht das Fabeltier vor der Hecke, 
die den rosa Körper schemenhaft grün durchleuchtet, wie im Moment vor einer Ver 
wandlung, als könnte das Tier mit dem blauen Horn jäh verblassend hinter die grüne 
Wand treten und schließlich unsichtbar werden. 
Der fliegende Pegasus, die Spitzen der geschwungenen Flügel nach oben gerichtet, 
scheint - weiß auf weißem Erdball, oder als blauer Körper auf durchsichtig-farbloser 
Kugel - die Erde nur mehr leicht zu berühren, als wäre er schon ein Teil des Himmels. 
Selbst die dunkle Trauer des gefangenen Puma hinter den Stäben des Käfigs ist von 
melancholischer Poesie. 
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