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Volltext: Lampengeblasenes Glas aus Wien

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FIGUREN UND GRUPPEN 
Aus blauen, grünen, braunen, roten, schwarzen, grauen oder kristallenen Stäben gezo 
gen, verschmelzen Fritz Lampls Figuren in Material, Farbe, Form und Bewegung zu 
einer vollkommenen Einheit. 
Die Spannung der Körper ist von gebändigter Kraft. Im gezogenen Glasstab ist noch 
die Hitze der Flamme, in der Gestik der Figuren noch der Schwung der eben erstarrten 
Bewegung zu spüren. 
Tanzbewegte Gestalten, in fragiler Eleganz auf einem Geviert oder Dreieck aus Glas 
stäbchen stehend, scheinen die Erdenschwere mühelos zu überwinden. Erfüllt ist der 
Traum des Tänzers vom Fliegen, nur mehr mit der Spitze des Fußes den Boden kaum 
noch berührend Selbst die Figuren im Kampf wirken leichtfüßig und tänzerisch. 
Fraglos nehmen die figuralen Schöpfungen eine Sonderstellung unter den „Bimini“- 
Gläsern ein. Ihnen ist ein kleiner Bereich an Nummern zugeteilt (vereinzelt Nummern 
ab 980, ansonsten Folgen von Nummern-Buchstaben-Kombinationen von 990 bis 999). 
Die Thematik von Tanz und Sport ist dominierend. In der Gestaltung galanter Gruppen, 
wie dem Handkuß, vereint sich der Schwung kontrollierter Bewegung mit dem noch 
erahnbaren erstarrten Fluß der gezogenen Glasstäbe geschmeidig zu einem Bild gra 
ziöser Figuren (Kat. Nr. 631, 632). Harmonie in Form, Farbe und Komposition sowie 
meisterhafte Glastechnik zeigen „Fruchtträger“, in vollkommener Ausgewogenheit von 
Bewegung und Statik (Kat. Nr. 640, 641). 
Tänzerische Eleganz und ausdrucksstarke Gestik (Kat. Nr. 613, 647 ff.) zeichnet viele 
Figuren aus, auch die geflügelten Engel und Dämonen (Kat. Nr. 669), Teufel (Kat. 
Nr. 670, 671) und Glücksbringer (Kat. Nr. 679). 
Als Symbole der Eurhythmie könnten - im Gleichklang der Bewegungen - die ver 
schiedenen Varianten der „Girls“ gelten (Kat. Nr. 681-684). Und als Momentaufnahme 
einer Jagd sind blaue Figuren festgehalten: in höchster Anspannung der Bogen 
schütze vorm Schuß, der vorwärts schnellende Hund, das gegen sein Unheil aufsprin 
gende Tier. 
In zwei Varianten ist die Dreifigurenkomposition „Brücke“ (Kat. Nr. 692, 693) nachweis 
bar: die Blasinstrumente von den flankierenden knieenden bzw. stehenden Gestalten 
gehalten. 
Die manierierte Gestikulation einer berühmten Tänzerin ist in Zeichnungen und Glasfi 
guren vielfach festgehalten: ein Gastspiel der Josephine Baker setzte Fritz Lampl in 
zierliche, oft grotesk verrenkte Glasfigürchen („Charleston“, Kat. Nr. 696 ff.) um. Jose 
phine Baker war am I.März 1928 im Wiener Johann-Strauß-Theater in der Hyper- 
Revue „Schwarz auf weiß“ zu sehen (im Jahre 1980 veranstaltete das Wiener Theater 
museum im Theseustempel in Wien eine Ausstellung darüber). An dieses Ereignis und 
die persönliche Bekanntschaft des Dichters mit der Tänzerin erinnert ein Foto mit 
eigenhändiger Widmung für Fritz Lampl. 
Wieder können manche Figuren - wohl aus der letzten „Bimini“-Zeit - keiner Modell 
nummer zugeordnet werden; viele sind durch Werkzeichnungen gesichert (Kat. 
Nr. 713, 723, 726, 727), manche durch zeitgenössische Abbildungen; wie ein Stelzen 
geher, der plötzlich Halt sucht, umfaßt der langbeinige Betrunkene die Laterne (Kat. 
Nr. 717). 
Einige Modelle sind unzweifelhaft „Bimini“, selbst wenn kein bildlicher Nachweis mög 
lich ist: die Tanzfigur (Kat. Nr. 716) ist von unverwechselbarer Abstraktion, Eleganz 
und Ausgewogenheit. 
Musikantisches spiegelt sich im sitzenden Kavalier mit blauer Flöte (Kat. Nr. 724), dem 
Cellisten, ganz in Schwarz (Kat. Nr. 725) sowie im „Ständchen“ (Kat. Nr. 726) und in der 
„Macht der Musik“ (Kat. Nr. 727) wider. 
Gegen Ende der Bimini-Ära sind Figuren und Gruppen in Kristall anzusetzen (Kat. 
Nr. 728-730), die in zeitgenössischen Zeitschriften teilweise dokumentiert (Kat. 
Nr. 732) werden. 
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