96 Figur unter Baum, Bimini-Modell Nr, unbekannt, Höhe
10,3 cm, Kat. Nr. 720, S. 450. - Wiener Privatbesitz (12)
Formt man Drahtstücke, so werden sie nie die elegante Kurve eines Glasstabes erreichen. Leicht
können sie sich verbiegen, man verzichtet daher von vornherein darauf, ihnen eine ausgeglichene
Form zu geben. Dreht man nun solche Drahtstücke mit Bast ein, so wird die Unausgeglichenheit
der Form noch verstärkt. Bastumflochtener Draht wirkt dadurch schon an sich grotesk. Plastiken
aus gezogenen Glasstäben sind trotz alles Grotesken doch auch irgendwie schön, Plastiken aus
Messing entwickeln eine gleichsam behagliche Komik - übrigens kann man in Messing auch sehr
ernste, ausgesprochen edle Wirkungen erreichen, wie eben wieder Hagenauer beweist - die Tiere
Dircks aber sind von ätzender Schärfe, sie sind durch und durch Karikaturen, beißend, höhnisch,
geistgesättigt. Bei den Tieren Hagenauers geht die Komik doch irgendwie ins Gemütvolle, Hei
tere, hier werden die Schöpfungen der Natur in grandioser Weise lächerlich gemacht. Diese For
men sind dermaßen überzeugend und in ihrer unerhörten Charakteristik von einer solch ätzenden
Bosheit, daß einem die Natur eigentlich leid tut, die da so schlagend widerlegt ist. Man wird kei
nen Flamingo, keinen Papagei, keinen Pinguin mehr ansehen können, ohne daran denken zu
müssen, wie sie in ihrer köstlichen Lächerlichkeit von Dirck entlarvt wurden.
Wenn fremde Katzen (Abb. 150) ihren Rücken krümmen, so sieht dies anders aus als
bei den Bimini-Katzen (Abb. 26, S.30), die ebenfalls vor zahllosen Nachahmungen
nicht gefeit waren (Abb. 27, S. 31).
[Text-Fortsetzung: S. 119]